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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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bloß gesagt, dass sich hinter ihrer Nettigkeit vielleicht was anderes verbirgt, das ist alles.«
    »Klar wollen sie was. Sie haben auch genau gesagt, was, falls du’s nicht bemerkt haben solltest. Sie brauchen einen Internetzugang. Heißt das, dass sie nicht nett sind? Heißt das, dass sie denken, sie hätten eine Chance? Ich versteh schon, dass dich das stört, wenn ich von jemandem sage, dass er nett ist. Dann stört’s dich eben. Vielleicht fällt es dir schwer zu kapieren, dass Menschen helfen und nett sein können ohne alle möglichen Hintergedanken, denn bei dir kann das natürlich nicht passieren. Du wirst dich wundern, aber es gibt auch Männer, die gerne helfen, ohne was dafür zu erwarten.«
     
    »Also echt, hast du gesehen, wie sie am Schluss gelächelt hat?«, sagt Jonsy zu Izzi. »Meinst du, ich hab eine Chance?«
    »Wenn ich ganz ehrlich sein soll«, versetzt Izzi, »und das ist mein Ernst, sie hat mir schon gestern Nacht so Blicke zugeworfen. Es scheint, als bevorzuge sie die stillere Sorte und nicht den Macho.«

    »Ich ein Macho? Wichser, pass bloß auf.«
    »Stille Wasser gründen tief …«
    »Du wärst mausetot.«
    Der Piepser gibt Laut. »Oho, guten Morgen«, grinst Jonsy. Izzi fühlt sich unbehaglich. Es ist Chaims Nummer. Einige Minuten darauf ertönt wieder ein Piepsersignal, die normale Büronummer. Sofort danach die Villa in Minneapolis. Und dann noch eine Nummer mit der Vorwahl von Brooklyn.
    »Sieben eins acht?«, fragt Izzi.
    »Das können eine Million Leute sein. Das kann dieser Vladimir sein, der nach Brighton Beach zurückgefahren ist, das kann Schlomi von zu Hause aus sein, das kann der lausige Michel Argamani sein.«
    Noch ein Piepser. Eine völlig unbekannte Nummer. »Was ist denn zwei acht eins?«
    Sie fahren mit ihrem Lastwagen Wendy hinterher. Jane hat gesagt, sie würden eineinhalb bis zwei Stunden zum Reservat brauchen. Jonsy hat vorgeschlagen, unterwegs einen Stopp einzulegen, um Wendy nicht zu überlasten. Jane hat gesagt, es gebe auf halber Strecke einen großen See, an dem sie halten und ein bisschen rasten könnten. Jonsy erwiderte: »Super. Wir haben’s verdient, ein bisschen zu rasten.«
    »Was ist ein Reservat?«, fragt Izzi jetzt Jonsy. »Ist das so ganz echt ein indianischer Stamm wie in den Geschichten?«
    Jonsy lacht. »Hängt davon ab, welche Geschichten du gehört hast. Die Indianer haben Reservate. Sie haben quasi eine unabhängige, eigene Verwaltung im Staat. Mir sind schon ein paar Umzüge für Indianer untergekommen. Sie nennen ihre Reservate ›Res‹, abgekürzt von Reservation.«
    Izzi ist beeindruckt. »Wallah, dann ist sie wirklich eine Indianerin? Ich dachte eigentlich nur so zum Spaß, dass sie wie
eine Indianerprinzessin aussieht. Und der Blödmann, ist der auch ein Indianer?«
    »Anscheinend, was weiß ich? Echt ein Knallkopf.«
    Sie hängen dicht hinter Wendy, ein alter Datsun aus den Achtzigern, auf einer hübschen kleinen, gewundenen Straße. Es gibt Tage, da macht dir die Landschaft einfach gute Laune. Die Luft draußen ist klar und hell, die Sonne glitzert auf dem Schnee. Sie gleiten durch große Wälder, klettern bisweilen langsam einen Hügel hinauf, rollen manchmal hinunter. Dann tauchen die Schilder zum See auf, »Mille Lacs«, und schon liegt er vor ihnen, umsäumt von Bäumen.
    Jonsy findet einen Parkplatz direkt am Wasser. Sie steigen aus und atmen die herrliche Luft ein. Schon seit etlichen Minuten haben sie keinen Menschen mehr gesehen. Als gehörte all das ihnen.
    »Alles in Ordnung, Jungs?« Jane kommt mit einem strahlenden Lächeln auf sie zu. »Es ist noch ungefähr eine Stunde bis zum Reservat, okay?«
    »Klar. Wir genießen jede Minute. Schön hier«, antwortet Jonsy.
    »Das ist das Reservat des Stammes Mille Lacs. Ich komme viel hierher, um am See zu sitzen und, also, ich meine quasi, Meditation zu machen.«
    »Das schöne Leben«, lacht Jonsy. Er formuliert vorsichtig eine Frage: »Also … hmmm… gehörst du dann quasi auch zu dem Stamm?«
    Sie lächelt, das passiert ihr oft mit Fremden und sogar mit Amerikanern aus den Großstädten. »Mein Reservat ist das Sugar-Bush-Lac. Mein Stamm sind die Wabigooni. Ich bin eine Wabigi.«
    »Hä? Eine Wa-was?«

    Jane muss lachen. Jonsy und Izzi fallen mit ein. Sie setzen sich auf eine Decke ans Wasser.
    »Ihr werdet es nicht glauben, aber sie hat sogar einen indianischen Namen«, verkündet Jake.
    Jane boxt Jake gegen die Schulter: »Warum verrätst du das?«
    »Ein echter

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