Alles paletti
Sitze, beleuchtetes Armaturenbrett, Scheinwerfer und Lufthupe, die funktionieren! Ganz zu schweigen vom Motor, der Alarmanlage und dem Benzintank. Das Modell hat nicht umsonst hundertfünfzig Dollar gekostet. Offenbar hat das gebückte Sitzen beim Zusammenbauen gestern, den ganzen Abend lang, seinem Rücken nicht gutgetan. Aber weißt du was, sagt er sich, das ist es wert.
Er ruft Chaim an, um ihm zu sagen, dass er nicht nach Florida fahren kann, wenigstens nicht vor morgen. Chaim ist stinksauer, aber was kann er schon machen? Er hat keinen anderen, den er im Moment schicken könnte. Schlomi erzählt Chaim nichts von Jonsys und Izzis Plan, obwohl es so aussieht,
als seien sie dabei, ihn ohne ihn durchzuziehen. Schlomi ist sich nicht mehr sicher, wer die größeren Scheißkerle sind, die beiden oder Chaim.
Jetzt liegt er also auf der Seite, unter dem Bild des Wunderrabbis Baba Sali, döst noch ein bisschen. Das Telefon läutet. Es ist Chaim, der fragt, ob er morgen mit ihm auf eine Fahrt mitkommen könne. Schlomi denkt, dieser Typ kapiert es nicht.
»Ich hab dir doch gesagt, Chaim, vielleicht. Wir werden sehen, was mit dem Rücken ist.«
»Nein, nicht nach Florida, ich nehme meinen Chevrolet. Ich fahre los, um diese zwei Dreckskerle zu suchen.«
»Izzi und Jonsy?«
»Nein, Clinton und Monica. Natürlich die beiden, wen denn sonst? Meinen die eigentlich, dass sie mich verarschen können?«
»Fucking idiots. Aber … bist du sicher, dass sie abgehauen sind? Weißt du denn, wo man sie suchen soll? Das kommt mir ein bisschen … ich weiß auch nicht, aber sollen wir anfangen, sie in ganz Amerika zu suchen?«
»Ich weiß, wo ich hinfahren muss«, behauptet Chaim. »Ich hab so ein Gefühl, dass ich sie finde. Sie können nicht mit einem Laster verschwinden, mit so wichtigen Jobs, mit dem ganzen Geld und lauter wütenden Kunden. Ich kann nicht hier in New York sitzen bleiben, sie wie ein Idiot ständig anfunken und mich von ihnen verarschen lassen.«
Schlomi grinst in sich hinein. Es macht ihm Freude, Chaim in einer solchen Lage zuzuhören. Da ist nichts zu sagen, sie haben einen fucking idiot aus ihm gemacht. Ihn reingelegt. Aber dann erfüllt ihn die Wut. Auch aus ihm haben sie einen fucking idiot gemacht, diese fucking idiots.
»Ich bin ja nicht blöd«, fährt Chaim fort. »Nicht nur ich
schicke ihnen in einer Tour Piepsersignale. Niemand hat was von ihnen gehört, kein Mensch. Sie haben einen vollen Lastwagen. Ich durchschaue sie, Schlomi, sie haben was geplant, sie wollen was drehen, hinter meinem Rücken. Haben sie gar nichts zu dir gesagt?«
Schlomi zögert eine Sekunde. »Nein, ich habe nichts gehört.«
»Es ist mir wichtig, dass du mitkommst, Schlomi. Wir fahren in der Früh los. Ich bezahl dich wie für einen Umzugstrip, nach Tagen.«
»Hoffen wir, dass der Rücken in Ordnung kommt. Lass uns am Abend noch mal darüber reden.«
Chaims Entschluss, loszufahren und sich auf die Suche zu machen, war gefallen, nachdem Michel Argamani ihn an jenem Morgen angerufen hatte. Argamani war äußerst gereizt gewesen. Sein texanischer Kunde, Joachim Basendwarf, hatte gedroht, er würde zur Einwanderungsbehörde gehen, zur Polizei, zum FBI, einfach überallhin, wenn seine Sachen nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden einträfen. Argamani war unter Druck geraten. In dem Telefonat mit Basendwarf gab er seinen Movern die Schuld, die eine andere Route als die geplante fuhren; er beschuldigte seine Sekretärin (er hatte keine), die ihm nichts von der Verzögerung bei der Abfahrt des Lastwagens erzählt hatte; er beschuldigte seinen Partner (er hatte keinen), der nach Israel entfleucht sei, da seine Mutter gestorben sei, und ihm tonnenweise Arbeit hinterlassen habe; schließlich gab er noch El Niño und den Staus in Chicago die Schuld. Irgendwie, wenn man sämtliche Ausreden zusammennahm, rechtfertigte das die Verspätung gerade noch bis zu diesem Tag. Michel Argamanis Problem war allerdings, dass
er keine Ahnung hatte, wo Jonsy und Izzi waren. Als er das letzte Mal mit ihnen gesprochen hatte - log er Basendwarf vor -, waren sie auf dem Weg. Im allerschlimmsten Fall würde sich der Termin auf morgen oder übermorgen verschieben. Joachim sagte: »Vierundzwanzig Stunden.« Michel erwiderte: »Kommen Sie, machen wir achtundvierzig Stunden daraus und mein Wort darauf, dass die Sachen bis dahin bei Ihnen sind.«
Und daraufhin hatte er Chaim in heller Aufregung angerufen. Chaim sagte zu ihm, was soll der Stress, alles
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