Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
schlecht vorwerfen, ich habe mich in seinem bisherigen Leben nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Bei jeder Herausforderung habe ich versagt. Beim Stillen, beim Herstellen einer Mutter-Kind-Bindung, beim Trösten. Und das ist noch längst nicht alles.
Als ich gerade eindösen will, in dem beruhigenden Wissen, dass man mich in den nächsten drei Stunden nicht behelligen wird, öffnet sich die Tür. Die Besuchszeit der Großeltern ist angebrochen, und alle treffen auf einmal ein.
Martins Eltern bringen Obst mit und scheinen die ganze Stunde bleiben zu wollen, während sich meine Eltern an die Fensterbank lehnen und sehnsüchtig nach draußen zu den Rauchern hinausschauen. Martin betritt das Zimmer und lässt die Bombe platzen.
»Ich habe mit der Schwester gesprochen, sie meint, wir könnten den Frauenarzt bitten, die Beschneidung vorzunehmen. Oder aber wir beauftragen jemand anders damit.«
Die Beschneidung ist etwas, über das Martin und ich lange gesprochen und diskutiert haben. Bevor Chris auf der Welt war, einigten wir uns darauf, dass es besser ist, wenn Chris wie sein Vater aussieht. Und der ist beschnitten. Darüber hinaus hat mein Mann, der Internetjunkie, ganze Doktorarbeiten heruntergeladen, die beschreiben, was für Infektionen eine Vorhaut verursachen kann. Ich persönlich war eher unentschlossen, was dieses Thema betrifft. Doch jetzt, wo Chris da ist, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob jemand meinen Sohn beschneiden sollte.
Zum Glück kommt meine Mutter als Erste zu Wort.
»Sammy, das kannst du unmöglich zulassen! Der arme Kleine! Er wird so wund sein, dass er schreit und schreit!«
Eine Vorstellung, die ich jetzt gar nicht gebrauchen kann. Ich fange wieder an zu weinen. Zum vierten Mal an diesem Tag.
Martin runzelt die Stirn und sieht meine Mutter an. »Das wird problemlos über die Bühne gehen. Es ist das Richtige, und ich glaube nicht, dass er allzu wund davon wird.« Er wendet sich an seine Mutter. »Habe ich geschrien« Sie weiß nicht, wo sie hinsehen soll. »Na ja, vielleicht ein bisschen.«
Mein Vater legt den Arm um meine Mutter. »Mary, das ist ihre Entscheidung.«
Sie ist nach wie vor nicht überzeugt. »Ich finde das unglaublich gemein.«
GEMEIN! Jetzt bin ich auch noch GEMEIN! Das Maß ist voll. Ich fange an, Nägel zu kauen. Martin merkt es und versucht, die Situation zu retten.
»Sie werden ihn wahrscheinlich sowieso örtlich betäuben. Es ist das Beste so.«
Toll, mein Sohn wird also von einer blutigen großen Nadel angegriffen werden. Mir wird schlecht, ich muss würgen und bekomme keine Luft mehr. Ich fange an, eine Haarsträhne um meinen linken Zeigefinger zu zwirbeln.
Mein Vater merkt, dass die Situation immer mehr entgleist.
»Komm, Liebes, Sam braucht etwas Schlaf.« Er zieht meine Mutter am Arm. Sie wirkt immer noch beunruhigt.
»Liebling, muss das wirklich sein Bist du sicher, das ist das Richtige«
Martin sagt äußerst bestimmt: »Mary, wir haben das ausführlich diskutiert und sind uns absolut einig.«
Jetzt ist sie noch beunruhigter. »Ich will mich ja nicht einmischen, aber …«
Ich zwirbele schneller und schneller. Warum gehen sie nicht Warum gehen sie nicht einfach
Martin wendet sich an mich.
»Wie Sam dir erklären wird …«
Weiter kommt er nicht, das Fass ist übergelaufen. Ich schreie.
»Wie Sam dir erklären wird, hat sie seit drei Tagen nicht geschlafen, ist überall wund, hat Angst und weiß weder ein noch aus. Und nein, ich bin mir nicht absolut sicher, dass wir das
Richtige tun. Aber wir haben eine Entscheidung aufgrund der uns verfügbaren Informationen gefällt, und mehr kann man von Eltern nicht erwarten!«
Alle packen ihre Sachen zusammen und wollen gehen. Die Botschaft ist angekommen. Sam ist heute psychisch nicht sehr stabil.
Martin begleitet alle nach draußen. Beide Großmütter wirken beunruhigt. Jetzt fühle ich mich noch schlechter. Aber ich bin wütend auf meine Mutter, weil ich merke, dass ich zum ersten Mal wie jemandes Mutter gesprochen habe und nicht wie jemandes Kind. Ich bin schockiert über diese Verwandlung. Noch vor vier Tagen war ich Mamis kleines Mädchen, und jetzt bin ich selbst Mami. Wie konnte das passieren
Und wenn ich ehrlich sein soll, fühle ich mich auch schlecht, weil es das erste Mal in meinem Leben ist, dass ich eine Entscheidung fälle, die einen anderen Menschen ein Leben lang begleiten wird. Und ich bin nicht hundertprozentig überzeugt, dass es die richtige Entscheidung ist. Im Nachhinein
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