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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Frau angekommen, in einem Segelboot ... «
    »Roxanne«, sagte Roman.
    »Ja. Du kennst sie?«
    Nicken.
    »Näher? Ich meine, gibt es irgendwas, das du mir über sie erzählen ... «
    »Mit Frauen«, sagte Roman und bog in eine Seitengasse ab, »muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen.«
    »Na, wie dem auch sei, auf alle Fälle soll ich für sie kochen. Und dafür muss ich einkaufen.«
    Wir betraten eine kleine Postfiliale. Roman reichte an einem vergitterten Schalter den Wisch von der Küstenwache rüber und bekam dafür ein paar Scheine ausgezahlt, deren Empfang er quittierte.
    »Kopfgeld«, sagte er und stopfte das Geld achtlos in die Hosentasche. Wir traten wieder raus auf die Straße.
    »Kopfgeld? Etwa für den toten Neger?«
    Er nickte. »Dahinten die Gasse rechts rein, da ist ein Supermarkt. Oder vielleicht sollte ich sagen der Supermarkt. Denn es ist der einzige weit und breit.« Er wollte sich verabschieden, doch ich ließ ihn noch nicht.
    »Roman, ich muss mit einem Typen namens Hidalgo sprechen.«
    »Hidalgo? Hidalgos gibt's eine Menge.«
    »Aber nur einen, der mit meinem Freund Schisser, na ja, Geschäfte gemacht hat. Du weißt, wovon ich rede.«
    »Sprechen willst du ihn«, sagte Roman, als ob er das ein bisschen in Zweifel zöge.
    »Vielleicht kann er mir sagen, wo mein Freund abgeblieben ist.«
    »Duwillst mit Hidalgo also über deinen Freund Schisser sprechen«, wiederholte Roman sorgfältig, wie, um mögliche Missverständnisse auszuschließen.
    »Ja«, bestätigte ich. »Sprechen. Sonst nichts.«
    Er wandte sich zum Gehen. »Ich kann versuchen, das auszurichten«, sagte er.
    »Du kennst ihn also?«, rief ich ihm noch hinterher, doch er verschwand ohne ein weiteres Wort um die nächste Ecke.
    Selbst auf die Distanz war ihnen die Vorfreude anzumerken. Eifrig wie die Hühner bei der Fütterung pickten sie Steine auf. Und warteten.
    Ich stoppte in sicherer Entfernung neben einem Stromkasten. Stieg ab, löste kurz die Spanngurte um meine auf dem Gepäckträger aufgetürmten Einkäufe und hob die oberste von insgesamt drei Stiegen Dosenbier herunter. Stellte sie gut sichtbar auf den Stromkasten, griff mir eine der vierundzwanzig Dosen, riss sie auf, prostete der Horde zu, gönnte mir einen ordentlichen Schluck und saß im Sattel und wrang das Gas, sobald sie zu rennen begannen. Denn klar wollte jeder der Erste sein. Na, fast jeder.
    Mein Freund, der Rote Rächer, durchschaute den Trick, blieb ruhig stehen, wo er war, wog den Stein in seiner Hand, nahm genüsslich Maß. Nur leider einen Augenblick zu lang, denn ich erwischte ihn im Vorbeifahren mit einem von der Brust weggeschleuderten, linkshändigen Unterarmwurf genau an der Stirn, dass ihm das Bier nur so in die Augen schäumte.
    Ein paar Steine folgten mir noch, doch ohne rechte Überzeugung, man sah es ihnen einfach an. Kaum außer Reichweite, stoppte ich schon wieder und gab mir eins mit der Faust vor die Stirn.
    Ich hätte mit Hidalgo direkt sprechen können, ganz ohne Romans Vermittlung. Denn es war sein Helfer auf der Luna Negra gewesen. Der Grüngesichtige mit dem Sonnenbrand. Neuling im Gewerbe des Fischens unter südlicher Sonne. Und scheu, äußerst scheu, was die Begegnung mit Fremden anging. Nachdenklich drehte ich mich um und beeilte mich dann sehr, wieder in Fahrt zu kommen.
    Was ich unbedingt brauchte, war eine alternative Route nach Puerto Real.
    Solange niemand von dem Mofa wusste, konnte es auch keiner heimlich sabotieren, und sei es, um meinen Bewegungsradius einzuschränken. Deshalb versteckte ich das Pegaso wieder in seinem Schuppen auf der Ranch, lud die Einkäufe auf eine alte Sackkarre um und schob ab. Unten am Wendekreis wartete ein Bus. Ein Linienbus, was mich, mit meiner Sackkarre, meinem Mofa und vor allem mit meinen Blessuren ein bisschen wie einen Deppen aussehen ließ. Dreadlockige Roots-Mädels und verheult aussehende Skandinavierinnen hievten ihr Gepäck ins Kofferabteil, alle in Knechtschaft ihrer Flugtickets und Semesterfahrpläne, während ihre zottelbärtigen Stecher doch sehr gefasst danebenstanden, wohl wissend, dass wahrscheinlich schon der nächste Bus ihnen wieder Frischfleisch auf die Bastmatten spülen würde.
    Auch die beiden Schweizer hatten ihr Zelt abgebrochen und für sich und ihre Drahtesel Busfahrscheine gekauft. Sicher ist sicher.
    Es herrschte eine gezwungene, unfreiwillig wirkende Aufbruchstimmung. Fast wie in einem Western, wenn die rechtschaffenen Bürger feige die Stadt verlassen, bevor es zum

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