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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Showdown kommt zwischen der schurkischen Übermacht und dem einsamen Helden. Aber vielleicht ging auch nur meine Fantasie mit mir durch. Ich radebrechte ein wenig mit dem Fahrer und erfuhr, dass der Bus nur zweimal die Woche verkehrte und der Fahrer sich sein heiles Fensterglas mit dem regelmäßigen Verteilen von Freifahrtscheinen erkaufte.
    Ganze zweimal die Woche nutzte mir und meinen Transportbedürfnissen leider wenig.
    Das Wachhäuschen war unbesetzt, niemand da, um mein Kommen zu registrieren.
    Nur das unermüdliche, deprimierende Tschack, Tschack, Tschack der Macheten begrüßte mich. Friedrich, Obutu und Armand hatten alles an Ästen entfernt und waren nun dabei, in perfekt synchronisierten Hieben den Stamm als solchen zu fällen, was aus der Distanz wirkte, als würden sie einem Riesen die Beine unterm Arsch weghacken.
    Macheten. Bewusst oder unbewusst machte ich einen Riesenbogen um die drei.
    Die Gizelle lag nicht länger am Kai, sondern draußen in der Bucht vor Anker.
    Ich konnte starren, wie ich wollte, aber es regte sich kein Leben an Bord.
    Das kleine Plastikboot, das auf ihrem Heck geparkt hatte, war nirgends zu sehen.
    Hm.
    Obwohl Roxanne und ich für den Abend verabredet waren, schien es wenig Sinn zu machen, jetzt zur Yacht hinauszuschwimmen, schon gar nicht mit rund zwanzig Kilo Einkäufen unterm Arm.
     
    Hm.
    Ich nahm die Sackkarre auf, ging und verstaute die Vorräte im Hymer. Immer noch kein Scuzzi.
    Wir sind Sternenstaub, säuselte es aus den Boxen, wir sind golden. Und wir müssen unseren Weg zurück finden, in den Garten. Kein Scuzzi. Keine Alice. Und, tja, auch keine Roxanne. Den Weg finden. Boah, voll die Message, Mann. In den Garten. Oder zur >AltenKäserei<.
    Es gibt schwierigere Aufgaben, als den Spuren eines öltrapfenden Landrovers auf unbefestigten und wenig befahrenen Pfaden zu folgen. Selbst wenn sie teilweise überlagert wurden von den Reifenabdrücken des Hundefänger-Lkws und des begleitenden Landrovers. An einer Weggabelung trennten sich die Spuren dann, und ich brauchte nur noch den schwarzen Tupfen im Staub zu folgen.
    Was ich unterschätzt hatte, mal wieder, war die Entfernung.
    Und von noch etwas hatte ich mir ein falsches Bild gemacht, wie ich, mit hängender Zunge und knurrendem Magen, tellergroßen nassen Kringeln unter den Achseln und aus meinen Basketballtretern herausqualmenden Socken bei meiner Ankunft feststellen musste, und das war die >AlteKäserei<.
    Holla. Dies war keinesfalls die erwartete Hinterhof-Bretterbude, in der links der Ziege das Euter geknetet und rechts der stark Riechende in Tücher geschlagen worden war, sondern ein zwar kleines, aber liebevoll gestaltetes, bestimmt hundert Jahre altes Fabrikgebäude. Zurzeit allerdings eine einzige Baustelle, fast komplett eingerüstet und großflächig mit Planen verhangen.
    Eine Mischmaschine mahlte eintönig vor sich hin. Ein Typ befüllte sie ungelenk, weil ungeübt, aber durchaus eifrig mit einer Schaufel. Er trug einen ausgeleierten Overall, einen fransigen Sonnenhut, Gummistiefel, Arbeitshandschuhe. Mir blieb die Spucke weg, als ich ihn erkannte. Scuzzi. Pierfrancesco Scuzzi. Ich trat näher heran. Scuzzi fand kaum die Zeit, mir zuzunicken, so sehr beschäftigte ihn seine Aufgabe des Schaufelns und Mitzählens für das richtige Mischungsverhältnis von Kies und Zement.
    »Du arbeitest«, stellte ich fest, nachdem ich meine Sprache wiedergefunden hatte. Die einzige, auch nur im Entferntesten an Arbeit erinnernde Tätigkeit, die ich ihn in meinem ganzen Leben jemals hatte ausführen sehen, war bis dahin das verkaufsvorbereitende Portionieren und Verpacken von Drogen gewesen.
    »Wir machen Beton«, erklärte er mir, worauf ich allein möglicherweise nicht gekommen wäre.
    »Für Zeltgewichte.« Er wies mit dem Kinn auf eine Reihe wartender Eimer, aus denen kurze, von Latten gehaltene Ketten hingen. »Der Herbst steht vor der Tür. Da wird es hier recht stürmisch«, erklärte er mit der Expertise des Alteingesessenen. »Und die anderen Bauarbeiten ruhen zurzeit. Wegen Schwierigkeiten mit dem Nachschub«, erklärte er bedauernd, als könne er es kaum erwarten, sich in richtig große Aufgaben zu verbeißen.
    »Ich wusste gar nicht, dass du überhaupt ein Werkzeug halten, geschweige denn eins bedienen kannst«, sagte ich.
    »Du, körperliche Arbeit ist im Grunde genommen geil«, erklärte er mir mit der ungesunden Begeisterung des Spätberufenen. »Man bewegt sich an der frischen Luft, man zieht mit anderen an

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