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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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einem Strang, und am Ende des Tages kann man sehen, was man geleistet hat.«
    »Wild«,fand ich. »Und, kriegst du das auch bezahlt?«
    Scuzzi sah milde angepisst drein. »Du kannst aber auch immer nur an Geld denken, Kristof.«
    Ja, musste ich zugeben, da war etwas dran. Vor allem permanenter Mangel konzentriert das Denken doch erstaunlich auf dieses Thema.
    »Du könntest dich und deine Erfahrungen vom Bau auch mit einbringen, Kristof.«
    Für Nüsse malochen, so weit kam's noch.
    »Stell dir vor: freies Wohnen ... «
    In einer Hütte ohne Wasser und Strom, wie man sie selbst in Soweto kaum jemandem anzubieten wagen würde.
    »Freies Essen ... «
    Solange man bereit war, von Pamp zu leben und ihn sich auch noch zusammen mit einem wie Leroy reinzuwürgen.
    »Freie Liebe.«
    Ah,ja. Freie Liebe. Widerspruch in sich, gleichzeitig nicht kaputtzukriegender Mythos. Ich hing einen Augenblick diesem Gedanken nach und sagte dann: »Da ist heute eine Frau angekommen, an Bord eines Segel-«
    »Roxanne.«
    Wenn sich jetzt herausstellen sollte, dass Scuzzi bei Roxanne ähnlich bevorzugt ankam wie bei Vishna, fand ich mich entschlossen, ihn eigenhändig in seine verdammte Mischmaschine zu stopfen.
    »Du hast sie schon getroffen?«, fragte ich mit gefährlicher Freundlichkeit.
    »Ja. Sie war kurz hier oben, um Leroy wegen des Baumes und ein paar anderer Sachen zur Sau zu machen. Ein gefährliches Luder, wenn du mich fragst.«
    Und Pierfrancesco Scuzzi lebte einen weiteren Tag.
    »Was für >andere Sachen    »Weiß nicht. Sie sind dann reingegangen.« Er machte eine vage deutende Geste, und ich machte ein paar vage, schlendernde Schritte in die angedeutete Richtung. Das Mahlen der Mischmaschine wurde leiser.
    Unter einem enormen, mit Planen verhangenen Gerüst verbarg sich ein Pool, leer, noch im Begriff der Ausgestaltung. An seinem Grund ein aufwendiges Mosaik, maurisch, wenn mich einer fragte. Sobald das Becken einmal fertig und befüllt war, konnte man hier schwimmenderweise auf die natürliche Weite des Ozeans herabblicken. Sehr hübsch.
    Ich drehte mich noch mal zur Käserei. Bei flüchtiger Betrachtung war sie durchaus noch als ehemaliges Wirtschaftsgebäude zu erkennen. Bei näherem Hinsehen, vor allem mit geschultem Auge, entstand hier allerdings eine luxuriöse Villa, selbst wenn sie sich noch so schamhaft hinter Planen und Gerüsten versteckte.
    Der hintere Teil des Gebäudes war bereits bewohnt, alles Übrige befand sich noch in den unterschiedlichsten Stadien der Fertigstellung. Wie von Hippies nicht anders zu erwarten, wirkte die Bauleitung etwas konfus, doch die handwerkliche Ausführung von dem, was ich zu Gesicht bekam, war makellos, erstaunlich.
    >Und sie renovieren alles selbst<, hatte Scuzzi behauptet. Lachhaft. Vor meinem geistigen Auge schwang sich Leroy in seinem Kaftan mit affenähnlicher Behändigkeit über die Gerüste und trug kübelweise Putz auf oder mauerte halbrunde Stürze aus Klinker oder setzte die den Originalen nachempfundene Fenster und Türen ein. Allein schon die verwendeten Materialien waren sauteuer, und die Arbeiten, die ich sah, das Werk von Fachleuten. Nur die Fachleute selbst glänzten durch Abwesenheit. Dafür gibt es unter normalen Umständen nur einen Grund. Unbezahlte Rechnungen.
    Der stille Verdacht beschlich mich, dass die Arbeiten ziemlich flott wieder aufgenommen werden dürften, sobald Kryszinski erst einmal das Feld geräumt hatte, so oder so.
    Wohin mit der Leiche, wohin mit dem Motorrad, wohin mit dem Geld. Nun, die letzte Frage könnte beantwortet sein.
    Mit der größtmöglichen Selbstverständlichkeit näherte ich mich dem bewohnten Teil. Ich kam nicht weit.
    »Was hast du hier zu suchen?«, schnauzte mich Alma von der Seite an und biss sich, als ich mich zu ihr umdrehte, regelrecht sichtbar auf die Zunge. »Ach,du bist's«, flötete sie, als ob sie mich erst auf den zweiten Blick erkannt hätte. Zwei der üblicherweise um sie herumscharwenzelnden Späthippietanten stärkten ihr den Rücken. »Kristof, ich möchte, dass du verstehst, dass auch wir wert auf unsere Privatsphäre legen.« Die beiden hennagefärbten Pädagoginnen nickten, vor allem zum >Wir<. Wir gehören dazu, hieß das. »Unten, in der Paradise Lodge, versuchen wir natürlich, jeden in die Gemeinschaft zu integrieren, doch hier oben müssen wir einfach auf ein wenig Abstand bestehen. Wenn du also so nett wärst ... «
    »Ich suche ... « Jetzt war es an mir, mir auf die Zunge zu beißen. Ich suchte Roxanne,

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