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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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mit einem geilen Eifer, der an Entzugserscheinungen gemahnte, doch das brauchte ausgerechnet Alma nicht zu wissen. »Ich suche Alice.«
    »Sie schläft«, log Alma. »Sie schläft eine Menge zurzeit, und es ist ein Segen«, behauptete sie mit einem tiefen Seufzer.
    Ich wusste, wenn ich mich an ihnen vorbeidrängte, würden gleich alle drei Frauen an meinen Haaren ziehen und mir in die Ohren kreischen, und da meine Schulter noch nicht wieder so weit war, überzeugende Ohrfeigen austeilen zu können, startete ich noch nicht mal den Versuch.
    »Falls sie ausgeruht und einigermaßen stabil ist, bringen wir sie heute Abend mit zur Strandparty. Du kommst doch auch?«
    Was war denn mit ihr los? Sie versuchte sich sogar an einem Lächeln.
    »Nein«, sagte ich, drehte mich um und ging. Eine grundehrliche gegenseitige Abneigung sollte man nicht von heute auf morgen infrage stellen. Scuzzi stand, einen angebrannten Papp filter zwischen den Lippen, nach wie vor an seiner Mischmaschine und sah ihr bei der Arbeit zu, völlig absorbiert von dem Schauspiel der sich drehenden Trommel. Bauarbeit und Dope, erinnerte ich mich, haben sich noch nie besonders gut vertragen.
    »So müsste er genau richtig sein«, meinte er mit einem Nicken in Richtung des graubraun vor sich hin glucksenden Breis, der für mich eine frappante Ähnlichkeit mit dem abendlichen Auswurf der Gemeinschaftsküche aufwies. »Wenn er zu dick ist, lässt er sich nur schlecht in Formen gießen«, erklärte er mir wie einem Dreijährigen die Puddingherstellung.
    »Ach«,sagte ich und überließ ihn seinem neuen Hobby. Ich ging bis zur Weggabelung, doch anstatt von da aus den Rückweg zur Paradise Lodge einzuschlagen, bog ich rechts ab. In südliche Richtung. Es musste einfach noch eine andere Route nach Puerto Real geben, es musste, und wenn sie auch nicht mit dem Auto zu befahren war, dann doch eventuell mit einem Mofa.
    Schwer zu sagen, was gewesen wäre, wenn der Weg jetzt 25 Kilometer weitergeführt hätte, doch so war es eine Mischung aus Frust und Erleichterung, mit der ich vor einem fest verschlossenen Tor haltmachte, mir die erkleckliche Anzahl von Warn-und Verbotsschildern ansah und auch den dichten, NATO-Draht-bewehrten Zaun links und rechts. Die Straße hinter dem Tor stieg steil an und hielt sorgsam verborgen, was es hier so gründlich einzuzäunen galt. Wenn's ein Garten sein sollte, dann locker einer von Plantagen-Ausmaß. Doch, wie gesagt, was immer es sein mochte, blieb meinen Blicken verborgen und damit meinem Wissen entzogen.
    Also. Endstation.
    Resigniert latschte ich zurück zum Campingplatz.
    Mit gleichmütiger, keinesfalls suchender Miene betrat ich die Busbar und fragte nach Bier.
    »Roxanne sucht nach dir«, sagte Rolf, und ich war aus der Tür, ohne eine Antwort abzuwarten.
    »Sie ist zum Bootshaus«, schallte mir noch hinterher.
    Das große Rolltor zur Bucht stand offen, genauso die kleine Seitentür zum Kai. Ich trat hindurch und ... hoppla. Roxanne war dabei, ein bestimmt acht Meter langes Schlauchboot zu betanken, ein Zodiac mit einem fetten Suzuki-Außenborder. Dabei trug sie nicht mehr als einen glatten, schwarzen Taucheranzug, der sie umschmiegte wie von liebevoller Hand direkt in die nackte Haut gerieben. Jetzt bin ich eigentlich kein Gummifetischist; ein Statement, das von einem Augenblick auf den anderen offen zur Diskussion stand.
    Eine Taucherausrüstung lag noch an Land. Ich bückte mich danach.
    Roxanne schraubte den Tankverschluss zu und sah auf, als ich ihr die Pressluftflasche hinunterreichte. Ihre weißen, so wunderbar mit ihrer tief gebräunten Haut kontrastierenden Zähne blitzten. »Hey«,meinte sie, »hast du Lust, mit mir raus zufahren?«
    Während meine Fantasie das Schlauchboot auf einen einsamen Strand bugsierte, daneben eine Kühltasche, dahinter ein riesiges Laken, darauf zwei verschwitzte Körper in selbstvergessener Kopulation, hörte ich mich »Klar doch« antworten.
    »Fein«, freute sie sich, schloss einen Spind auf und entnahm ihm eine doppelläufige Schrotflinte. Mit ruhigem, gleichförmigem Summen schob der Motor das Zodiac über die sanfte Dünung. Roxanne hatte mir das Steuer überlassen, sie war mit anderem beschäftigt.
    »Du willst bestimmt wissen«, sagte sie und schob routiniert zwei Patronen in die beiden Läufe, »warum Leroy dir gegenüber so misstrauisch ist, oder?«
    Ich nickte, sehr konzentriert darauf, das Boot auf Kurs zu halten. Wir wollten zur abgesperrten Bucht im Norden, und jede Bewegung am

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