Alles was du wuenschst - Erzaehlungen
ins Bett, sondern prügeln uns eine Weile und reden dann. Er schmust gern. Wenn das alles vorbei ist, geht er gern schlafen. Was angenehm ist. Und stets ein kleines bisschen mehr.
Sarah auf der Arbeit hat ein Persönlichkeitsproblem. Will sagen, ihr Problem besteht darin, dass sie die Persönlichkeit von anderen nicht ausstehen kann.
Meine Mutter hatte eine Freundin, die ihr immer zu viel wurde und sehr ausgefuchst war. Ich weiß, diese Dinge können ein Leben lang so bleiben, darum gebe ich auf
Sarah acht und auch auf meinen Freund – achte darauf, ihr gegenüber seinen Namen nicht zu erwähnen. Aber dann nenne ich ihn doch die ganze Zeit. »Ach, Frank«, seufze ich. »Frank sagt dies.« »Frank mag jenes nicht.«
»Echt?«, fragt Sarah.
Sie ist selbst mit einem Typen zusammen – mehr oder weniger. Er ist nicht verheiratet, er hat auch sonst niemanden, aber irgendwo gibt’s ein Problem, das spüre ich – eine kranke Mutter vielleicht oder gar ein Kind. Sarah verrät nicht mehr als: »Der Mistkerl hat samstags nie Zeit.« Vielleicht ist er bisexuell. Um die Wahrheit zu sagen, Sarah hat keine Brüste. Und bei einem Bisexuellen machst du keinen Stich, sage ich, weil Bisexuelle nicht verlieren können.
Natürlich sage ich es nicht laut. Sarah ist die Geistreiche. Ich schaue nur auf ihre flache, magere Brust und denke mir mein Teil.
Zum vierzehnten Mal gehen wir die Hochzeitsliste durch. Bei Sarahs Namen halte ich inne, und Frank sagt: »Dann lad sie doch nicht ein, wenn du sie nicht leiden kannst. Lass sie weg.«
Und ich sage: »Ich kann sie nicht weglassen.«
»Und warum nicht?«
»Weil es Sarah ist«, antworte ich. »Weil ich so was einfach nicht machen kann.«
Bis zur Hochzeit sind es nur noch vier Monate. Ich habe das Gefühl, dass mich etwas Gewaltiges überrollen wird. Ich komme mir vor, als hätte ich mein ganzes Leben lang gegen die Brandung angekämpft. Jetzt tut sich hinter der letzten, der größten Woge das offene Meer auf.
Ich erzähle Sarah von dem Kleid, das ich übers Wochenende anprobiert habe.
»Weiß, oder?«
»Eher cremefarben.«
»Hört sich hübsch an.«
»Sarah!!!«, sage ich. Wir sind kurz auf einen Kaffee rausgegangen. Etwas wird zerbrechen.
»Sarah, was?«
»Hör einfach auf damit. Kapiert?«
Dann wechselt Sarah, wie so oft, das Thema und bringt mich zum Lachen über Gary, der in die Fänge der Sicherheit geraten ist. Ich rede über die Kinder meiner Schwester, während sie den Tisch mit Zucker bestreut, den Finger hindurchzieht und mich dann nach dem Kleid fragt. Diesmal im Ernst.
Eine tiefer geschnittene Taille steht mir offenbar nicht. Ich soll sofort auf die Sonnenbank und mich für Weiß entscheiden.
Als sie einmal betrunken war, sagte sie: »Weißt du, was dein Problem ist? Dir wird’s gut gehen. Das ist das Drama deines Lebens, weißt du das? Dir wird’s immer gut gehen.«
Mir geht’s aber nicht gut, Sarah. Nur weil ich keinen Tanz deswegen aufführe, heißt das noch lange nicht, dass es mir immer oder auch nur manchmal gut geht. Verstehst du?
»Ich wollte einfach nur heiraten«, sagt Frank.
»Profiteroles?«, sage ich. »Oder Schokoladenmousse? Wir müssen nur eine Entscheidung treffen. Eine blödsinnige Entscheidung, das ist alles.«
Im Bett jedoch passiert etwas Unerklärliches. Als wollte er uns beide zu Schiffbrüchigen machen, auf Grund laufen lassen, während all die Einladungen, die Profiteroles und die Satinschuhe an Land gespült werden.
Und da ich wegen Sarah immer unglücklicher werde, weil ich denke, dass sie alles vermasseln wird wie die böse Fee bei der Taufe, sagt er: »Bring sie doch mal mit. Ihr knallt euch doch eh immer nur zu und blast Trübsal. Ich werde kochen. Bring sie doch mal mit.«
Wir knallen uns nicht nur zu, wir amüsieren uns. Und reden tun wir auch. Wir reden über viele Dinge. Doch als ich sie zum Abendessen einlade, kommt es mir eigenartig vor. Und weil ich heiraten werde, muss aus irgendeinem Grund auch der bisexuelle Freund mitkommen.
Franks Wohnung ist für so etwas besser geeignet als meine. Er hat ein geräumiges, durch eine Küchentheke geteiltes Wohnzimmer und einen Tisch in einer anständigen Größe. Ich stelle Kerzen auf den Tisch und auf den Fernseher. Als ich fertig bin mit Saubermachen, hat Frank das Gemüse klein geschnitten und auf verschiedene Teller verteilt, es kann also losgehen.
Sarah erscheint, bevor es dunkel wird. Sie bewegt sich irgendwie seitwärts und schaut sich die Sachen im Zimmer an,
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