Alles, was er wollte: Roman (German Edition)
Bücher gewesen, die Sie mir geliehen haben. (Der Hardy liegt übrigens bei meinem Onkel. Er versprach mir, Ihnen das Buch nach Hause zu schicken.)
Wie Sie gewiß verstehen werden, kann ich Ihre Bitte, Ihre Frau zu werden, zu diesem Zeitpunkt nicht in Erwägung ziehen. Bitte betrachten Sie sich als frei von jeglicher Verpflichtung mir gegenüber, und glauben Sie mir, daß ich volles Verständnis dafür habe, wenn Sie meine Abreise als abschlägige Antwort auffassen. Ich kann nicht sagen, welche Entscheidung ich getroffen hätte, wäre ich in Thrupp geblieben; ich hatte keine Zeit, Ihren schwerwiegenden Antrag und die große Verantwortung, die mit einer Antwort einhergeht, ausreichend zu bedenken.
Ich weiß, das wird nicht leicht für Sie sein, aber glauben Sie nicht, daß es für mich leicht war. Ihre Gesellschaft wird mir fehlen. Ich hoffe, daß Sie in Ihrer Arbeit Trost finden werden und Gott Sie auf all Ihren Wegen beschützen wird.
So verbleibe ich mit den besten Wünschen
aufrichtig Ihre
Etna Bliss
Es war ein Glück, daß ich die Post zum Öffnen mit ins Zimmer genommen hatte, denn ich reagierte so unbeherrscht auf die Lektüre, daß jeder, der mich gesehen hätte, entsetzt zurückgeschreckt wäre. Wie lange ich in diesem Zustand verharrte, kann ich nicht sagen, aber allmählich beruhigte ich mich; und wenn auch immer wieder kurze Anfälle von Zorn und Schmerz mich überkamen, so gelang es mir schließlich doch, meine Fassung wiederzugewinnen. Ich hatte nicht so viel gewagt, um mich so leicht geschlagen zu geben.
Vielleicht ist etwas Wahres an der Behauptung, daß die Sterne im Weltraum, wenn sie aufeinanderprallen oder aus dem Gleichgewicht geraten, das Schicksal einzelner hier auf Erden negativ beeinflussen. Eine andere Erklärung habe ich nicht für das massive Zusammentreffen unangenehmer Ereignisse an diesem und dem folgenden Tag.
Am College schwelte ein Konflikt zwischen zwei gegnerischen Lagern, und ganz unerwartet sah ich mich als inoffizieller Anführer einer der beiden Parteien. Vielleicht war dies eine Folge meiner in den Wintermonaten gewonnenen Selbstsicherheit und Popularität; wahrscheinlicher ist, daß ich die Rolle der Leidenschaftlichkeit zu verdanken hatte, mit der ich meine Überzeugung vertrat. Der Gedanke, an einem College für humanistische Bildung eine Fakultät für Leibeserziehung einzurichten und den immatrikulierten Studenten einen akademischen Grad in dieser Undisziplin zu verleihen, war mir damals (und ist mir noch heute) unerträglich.
Es ist doch absurd, Studenten einen akademischen Grad zu verleihen, die sich vier Jahre lange hauptsächlich damit beschäftigt haben, in rhythmischer Bewegung hölzerne und eiserne Hanteln zu schwingen oder in einer Turnhalle im Kreis herumzulaufen und dabei zu brüllen wie die Südstaatler. Mag sein, daß körperliche Ertüchtigung im Leben des einzelnen ihren Platz hat – aber doch in seinem Privat leben, um privat ausgeübt zu werden wie andere körperliche Tätigkeiten –, das Ansinnen jedoch, sie zur akademischen Disziplin mit den gleichen Rechten und Privilegien wie beispielsweise Mathematik oder Kirchengeschichte zu erheben, wäre nur lachhaft gewesen, wäre es nicht mit solcher Ernsthaftigkeit vorgetragen worden.
Am Dienstag nach dem Montag der Hiobsbotschaft sollte ich auf einer Versammlung vor Lehrkörper und Verwaltung des College sprechen. Ich sollte einen Vorschlag erörtern (über den dann abgestimmt werden würde), dem zufolge es Professor Arthur Hallock (der, das muß ich einräumen, am Bowdoin College in Medizin promoviert hatte und in Thrupp Anatomie und Physiologie unterrichtete) gestattet werden sollte, eine Fakultät für Leibeserziehung zu gründen, wodurch dieses Studium (welches Studium ?, frage ich) den gleichen Rang wie das der Literatur und der Geschichte erhalten würde. Schlimmer noch, alle Studenten sollten Kurse in diesem Fach belegen und ein festes Programm körperlicher Übungen absolvieren, wenn sie einen akademischen Grad, gleich, in welcher Fachrichtung, erwerben wollten. Selbst jetzt noch – in diesem Eisenbahnabteil und dem Kampf so fern – kann ich bei diesem Thema in Rage geraten.
Die Kollegen waren geteilter Meinung; zwei Drittel waren für eine Einführung der neuen Disziplin, ein Drittel war dagegen. Da ich mit meiner Ansicht leider der Minderheit angehörte, war es um so wichtiger, daß ich bei meinem Auftritt vor dem versammelten Lehr- und Verwaltungspersonal mit einer mitreißenden Rede
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