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Alles, was ist: Roman (German Edition)

Alles, was ist: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was ist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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Vater, sagt der Sohn. Also, siehst du die Mädchen da unten? Ja, Vater. Und erinnerst du dich, was wir vor ein paar Tagen mit ihnen gemacht haben? Ja, Vater. Also, das ist, was die Bienchen und die Blümchen tun.«
    Eddins war elegant gekleidet, in einem hellen, leicht zerknitterten Sommeranzug, auch wenn es ein wenig spät im Jahr dafür war. Gleichzeitig bewahrte er sich eine gewisse Nachlässigkeit, seine Jackentaschen waren immer voll mit allem möglichen Kram, sein Haar musste im Nacken geschnitten werden. Er gab mehr für seine Kleidung aus, als er sich leisten konnte, das British American House war sein Lieblingsgeschäft.
    »Weißt du, bei mir zu Hause gab es ein Mädchen in der Nachbarschaft, ein wirklich hübsches Mädchen, das leicht zurückgeblieben war …«
    »Zurückgeblieben«, sagte Bowman.
    »Ich weiß nicht, eben ein bisschen langsam.«
    »Erzähl jetzt bloß nichts Kriminelles.«
    »Du bist so ein Gentleman«, sagte Eddins. »Wie die, die es früher gab.«
    »Die es wo gab?«
    »Überall. Mein Vater hätte dich gemocht. Wenn ich so aussehen würde wie du …«
    »Was dann?«
    »Dann würde ich eine Schneise durch die ganze Stadt ziehen.«
    Auch Bowman spürte den Alkohol. Zwischen den glänzenden Flaschen im Spiegel hinter der Bar konnte er sich sehen. Jackett und Schlips, New York am Abend, Leute standen um ihn herum, fremde Gesichter. Er wirkte elegant, gefasst, irgendwie eins mit dem Marineoffizier, der er einmal gewesen war. Er erinnerte sich deutlich an die Tage auf See, auch wenn sie in seinem Leben nur noch ein Schatten waren. Mr Bowman! Ja, Sir! Der Stolz, den er nie verlieren würde.
    In dem Moment kam das Mädchen durch die Tür, von dem Eddins gesprochen hatte, ein Boxergesicht mit flachen Wangen und einer leicht breiten Nase. Bowman konnte ihr Gesicht im Spiegel sehen, als sie an ihnen vorbeiging, sie war mit ihrem Freund oder Mann gekommen, sie trug ein leichtes Sommerkleid mit orangefarbenen Blumen. Sie stach heraus, Eddins hatte sie noch nicht bemerkt, er sprach mit jemand anderem. Es war egal, die Stadt war voll von Frauen wie ihr, nicht wirklich voll davon, aber man sah sie gelegentlich am Abend.
    Eddins hatte sich umgedreht und sie entdeckt.
    »Oh, mein Gott«, sagte er. »Ich wusste es. Da ist das Mädchen, mit dem ich schlafen möchte.«
    »Du kennst sie doch gar nicht.«
    »Will ich auch nicht. Ich will sie haben.«
    »Ein wahrer Romantiker.«
    Bei der Arbeit hingegen war er wie ein Chorknabe, er beachtete nicht einmal Gretchen, zumindest tat er so. Er gab Bowman wie nebenbei ein gefaltetes Stück Papier und sah unauffällig zur Seite. Es war ein weiteres Gedicht, in der Mitte der Seite getippt.
    Im Schnee auf dem Kilimandscharo
    sagt die Liebe seines Lebens, Gretchen caro
    ist das wirklich mein Los,
    mein Gott ist der groß.
    Der geht ja von
    hier bis Chicago
    »Heißt es nicht cara ?«, sagte Bowman.
    »Wie meinst du?«
    »Die weibliche Form.«
    »Komm«, sagte Eddins. »Gib her. Ich will nicht, dass es noch in falsche Hände fällt.«

3. Vivian
    Am St. Patrick’s Day war es sonnig und ungewöhnlich mild. Männer gingen ohne Jackett, und es sah so aus, als würde ab dem Mittag niemand mehr arbeiten. Die Bars waren voll. Bowman, der aus der Sonne kam und noch leicht geblendet war, konnte kaum die Gesichter an der Bar erkennen, fand aber weiter hinten einen Platz zum Stehen. Überall wurde laut geredet, hier und da hörte man Rufe, der Barkeeper reichte ihm seinen Drink, er nahm ihn und sah sich um, Männer und Frauen, die tranken, junge Frauen vor allem, und zwei – den Moment würde er nie vergessen –, die zu seiner Rechten standen, eine mit dunklem Haar und dunklen Augenbrauen, und, wie er später bemerkte, einem leichten Flaum um das Kinn. Die andere war blond mit einer offenen, glänzenden Stirn und weit auseinanderstehenden Augen, sie stachen hervor, fast schon auf eine rohe Weise. Er war von ihrem Gesicht so überrascht, dass es ihm schwerfiel, sie anzusehen, so sehr hob es sich ab – und doch konnte er nicht anders, er musste sie ansehen. Es machte ihm beinahe Angst.
    Er hob das Glas.
    »Happy St. Patrick’s«, gelang es ihm zu sagen.
    »Wie bitte?«, rief eine der beiden.
    Er versuchte, sich ihnen vorzustellen. Es war zu laut. Es war wie ein rauschendes Fest, und sie mittendrin.
    »Wie heißt ihr?«, rief er.
    »Vivian«, sagte das blonde Mädchen.
    Er trat näher. Louise war die Dunkelhaarige. Sie hatte bereits die Nebenrolle, aber Bowman, der nicht zu direkt

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