Alles zerfällt: Roman (German Edition)
handelte sich überwiegend um jene, die man efulefu [129] nannte, wertlose, leere Männer. Das Inbild eines efulefu in der Sprache des Klans war der, der sein Haumesser verkaufte und die leere Scheide zum Kampf trug. Chielo, die Priesterin Agbalas, nannte die Bekehrten Kot des Klans, und den neuen Glauben einen wilden Hund, der kam, ihn zu fressen.
Was Obierika aber bewegt hatte, Okonkwo aufzusuchen, war die unerwartete Sichtung von dessen Sohn Nwoye bei den Missionaren in Umuofia.
»Was machst du hier?«, hatte Obierika ihn gefragt, als die Missionare ihn nach viel Scherereien mit dem Jungen sprechen ließen.
»Ich bin einer der Ihren«, hatte Nwoye geantwortet.
»Wie geht es deinem Vater?«, fragte Obierika, der nicht wusste, was er sonst sagen sollte.
»Das weiß ich nicht. Er ist nicht mein Vater«, hatte Nwoye betrübt erwidert.
Also war Obierika nach Mbanta aufgebrochen, um seinen Freund zu besuchen. Doch musste er feststellen, dass Okonkwo nicht über Nwoye zu sprechen gewillt war. Erst von Nwoyes Mutter erfuhr er in Teilen die Geschichte.
Die Ankunft der Missionare hatte im Dorf Mbanta einige Unruhe verursacht. Es waren sechs, und unter ihnen war ein weißer Mann. Alle, Frauen wie Männer, kamen, den weißen Mann zu sehen. Geschichten über diese seltsamen Männer verbreiteten sich zunehmend, seit einer von ihnen in Abame getötet und sein eisernes Pferd am heiligen Kapokbaum angebunden worden war. Also kamen alle, den weißen Mann zu sehen. Es war die Jahreszeit, da jedermann zu Hause war. Die Ernte war eingebracht.
Als alle versammelt waren, hob der weiße Mann zu sprechen an. Er sprach durch einen Dolmetscher, einen Igbo-Mann, der allerdings einen Dialekt sprach, der in den Ohren Mbantas harsch klang. Viele lachten über seinen Dialekt und seinen ungewöhnlichen Gebrauch der Wörter. Statt »meinerseits« zu sagen, sagte er »meine Gesäßbacken [130] «. Doch trat der Fremde sehr bestimmt auf, und die Männer des Klans hörten ihm zu. Er sagte, er sei einer der Ihren, wie sie unschwer an seiner Hautfarbe und seiner Sprache erkennen könnten. Die anderen vier schwarzen Männer seien ebenfalls Brüder, selbst wenn einer von ihnen kein Igbo spreche. Auch der weiße Mann sei ihr Bruder, weil sie alle Söhne Gottes seien. Und dann erzählte er ihnen von diesem neuen Gott, dem Schöpfer der ganzen Welt, aller Männer und Frauen. Er sagte, sie selbst dienten falschen Göttern, Göttern aus Holz und Stein. Ein Raunen ging durch die Menge, als er es sagte. Er erklärte ihnen, der wahre Gott wohne hoch oben und sie alle würden, wenn sie stürben, vor ihn treten und sein Urteil über sich ergehen lassen müssen. Böse und Heiden, die sich in ihrer Verblendung vor Holz und Stein verneigten, würden in ein Feuer geworfen, das brannte wie Palmöl. Die Guten aber, die dem wahren Gott huldigten, würden für immer in seinem frohen Reich leben. »Der große Gott schickt uns, euch zu bitten, von euren Übeltaten und euren falschen Göttern abzulassen und euch Ihm zuzuwenden, damit ihr gerettet werdet, wenn ihr sterben müsst«, sagte er.
»Deine Gesäßbacken sprechen unsere Sprache«, meinte jemand leichthin, und alle lachten.
»Was hat er gesagt?«, fragte der weiße Mann seinen Dolmetscher. Doch ehe dieser antworten konnte, stellte jemand eine Frage: »Wo hat der weiße Mann sein Pferd?« Die Igbo sprechenden Künder berieten sich und beschlossen, dass der Mann wahrscheinlich ein Fahrrad meine. Sie sagten es dem weißen Mann, und dieser lächelte gütig.
»Sag ihnen«, meinte er, »dass ich viele eiserne Pferde bringen werde, wenn wir uns bei ihnen niedergelassen haben. Einige werden sogar selbst auf dem eisernen Pferd reiten.« Das wurde der Menge übersetzt, doch Letzteres hörten wenige. Sie unterhielten sich aufgeregt darüber, dass der weiße Mann gesagt habe, er werde unter ihnen leben. An dergleichen hatten sie nicht gedacht.
Da erklärte ein alter Mann, er habe eine Frage. »Welcher ist nun dieser Gott, von dem ihr sprecht: die Göttin der Erde, der Gott des Himmels, Amadiora, der Donnergott, oder wer?«
Der Dolmetscher tauschte sich erneut mit dem weißen Mann aus und gab unverzüglich die Antwort: »Alle die genannten Götter sind keine Götter. Sie sind Truggötter, die euch auftragen, euresgleichen zu töten und unschuldige Kinder zu vernichten. Es gibt nur einen wahren Gott, und Ihm ist die Erde, der Himmel, sind du und ich und wir alle.«
»Wenn wir von unseren Göttern lassen und
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