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Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition)

Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition)

Titel: Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Gorbatschow
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seine Popularität innerhalb und außerhalb Russlands hervorhoben, seine Initiative im Bereich der Reformen und seine Behandlung der nationalen Frage.« [50] Laut anderen, in den postsowjetischen Jahren veröffentlichten Bekenntnissen amerikanischer »Experten« setzte sich der Geheimdienst so massiv für Jelzin ein, dass General Scowcroft sogar von einem »Jelzin-Fanclub innerhalb der CIA « sprach.
    Der konservativste Teil des amerikanischen Establishments und seine Vertreter um Bush sowie schließlich auch der amerikanische Präsident selbst setzten auf Jelzin, da dessen Ziele, die Union zu zerstückeln und aufzulösen, im Interesse der amerikanischen Führung waren. Offenbar fand diese, ein geschwächtes Russland unter Jelzin sei eher in ihrem Interesse als die Perspektive einer erneuerten Union, für die sich Gorbatschow einsetzte. Das entspricht auch mehr der traditionellen amerikanischen Gewaltstrategie, die nur »Sieg oder Niederlage« kennt. Nicht umsonst spielten Vertreter des militärisch-industriellen Komplexes, des Nachrichtendienstes und der Ölmonopole eine so aktive Rolle für die Beziehungen Amerikas zur Sowjetunion und zu Jelzins Linie, diese zu zerstören. Das gilt insbesondere für Cheney, Rumsfeld und Gates.
    Auch die Interpretation des Endes des Kalten Krieges als Sieg der USA und Sieg des Westens über den Osten und die Sowjetunion stammt wohl aus diesen Kreisen. Aber war dieses ganz pragmatische Kalkül dieser Kreise die einzig mögliche, rationale und auch weitsichtige Lösung für die Perspektive der amerikanischen Führung in der nach dem Ende des Kalten Krieges veränderten Welt? Die Jahre nach der Zerstörung der Sowjetunion haben gezeigt, dass die USA , die sich als alleiniger Sieger im Kalten Krieg fühlten, begannen, sich auf der internationalen Bühne nach dem zweifelhaften Prinzip aufzuführen: »Die Sieger werden nicht vor Gericht gestellt.« Doch gerade das hat die amerikanischen Positionen in der Welt nicht gestärkt, im Gegenteil.
    Fast überall wuchsen die antiamerikanischen Stimmungen, bis der Terrorismus das Herz der USA erreichte. Der beispiellose terroristische Überfall vom 11 . September 2001 löste in der gesamten zivilisierten Welt eine Welle des Mitgefühls und der Sympathie mit den Amerikanern aus. Aber der von den USA begonnene Irakkrieg mit seinen groben Verstößen gegen das Völkerrecht und der Missachtung der UNO hat die amerikanische Führung selbst unter ihren Bündnispartnern alles andere als gestärkt. Auch die amerikanische Politik gegenüber Jelzins Russland hat die Autorität der USA nicht gehoben.
    In den Jahren von Jelzins Präsidentschaft taten die Führer der USA so, als bemerkten sie nichts: weder den Beschuss des Parlaments noch die Ungeheuerlichkeiten der »Schocktherapie« und der kriminellen Privatisierung, an deren Durchführung sich übrigens amerikanische Berater beteiligten, noch die Mängel des Oligarchensystems mit der Ausplünderung des Landes. Der Westen unterstützte vereint den radikalliberalen Kurs Jelzins und setzte sich in internationalen Angelegenheiten über Russland und sein Ansehen hinweg. Man denke nur an die Bombardierung Belgrads trotz der Proteste Moskaus!
    Über die seltsamen Ausfälle des russischen Präsidenten wurde gelacht, man klopfte ihm nachsichtig auf die Schulter und feierte ihn als »echten russischen Demokraten«. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass dieser zynische Umgang mit Russland in weiten Kreisen der russischen Bevölkerung Achtung und Vertrauen gegenüber den westlichen demokratischen Standards untergrub. Und es ist nicht verwunderlich, dass in den Jahren der Jelzin-Regierung die antiamerikanischen Stimmungen wuchsen.
    Das durch die Zerstörung der Union geschwächte Russland Jelzins erwies sich als unfähig, die konstruktive Rolle, die die Sowjetunion in den Perestrojka-Jahren auf internationaler Ebene gespielt hatte, weiterzuführen. So wurden die durch die Beendigung des Kalten Krieges geschaffenen Möglichkeiten, die Weltgemeinschaft zu einer neuen Weltordnung, zu einer stabileren, gerechteren und humaneren Welt zu führen, wie Papst Johannes Paul  II . einmal sagte, auf lange Zeit verpasst.
    Jahrelang nicht genutzt wurden auch die mit der Perestrojka entstandenen günstigen Bedingungen für den Aufbau eines großen Europa, eines gemeinsamen europäischen Hauses und die Entwicklung europäischer Prozesse.
    Die globale Finanzkrise der letzten Jahre zeigt die Notwendigkeit, dass die

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