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Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition)

Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition)

Titel: Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Gorbatschow
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Minuten, da brach ein schreckliches Gewitter los, vom Himmel kamen wahre Wasserfluten. Schon wieder ein Gewitter! Als ob es mich ein Leben lang verfolgt oder begleitet. Ich erinnere mich an Raissas Gesicht beim Aufleuchten des Blitzes, an ihre verängstigten und fragenden Augen. Ich umarmte sie und küsste sie ungeschickt, aber leidenschaftlich.
    Unser »Quiz« fortsetzend, fragte ich Raissa, warum sie dann damals ganz zu Beginn unserer Bekanntschaft unsere Treffen habe einstellen wollen.
    »Die Mädchen in meinem Zimmer machten mir die Hölle heiß: ›Kaum hast du dich von Tolja getrennt, da triffst du dich schon mit einem anderen.‹ Erinnerst du dich an Elvira, das Mädchen aus Aserbaidschan?«
    »Na klar.«
    »Sie hatte ein Auge auf dich geworfen. Ich stand ihr im Weg.«
    »Hast du nachgegeben?«
    »Wie du siehst, nein. Wir sind ja zusammen.«
    »Und wenn ich nicht darauf bestanden und keinen Charakter gezeigt hätte?«
    »Nein, ich habe erwartet, dass du dich so verhältst, wie du dich verhalten hast.«
    »Das ist weibliche Logik.«
    »Ihr Männer denkt immer, alles geht nach eurer Nase.«
    »Ich frage dich jetzt: Wann sind wir Mann und Frau geworden?«
    »Juristisch: am 25 . September.«
    »Das stimmt. Und faktisch?«
    »Auf den Leninbergen.«
    »Wann?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Siehst du: am 5 . Oktober 1953 .«
    Ja, unser Verhältnis war leidenschaftlich, wir wollten uns nicht trennen. Freunde sagten: »Hört auf, wie die Verrückten Händchen zu halten.« Aber Mann und Frau wurden wir erst nach der Hochzeit.
    Der Dialog zwischen Raissa und mir riss das ganze Leben nicht ab, egal, wo wir waren. Und als ich Generalsekretär und Präsident war, rief ich in den 12 bis 14  Stunden, die ich arbeitete, zwei, drei Mal bei Raissa an, oder sie rief an.
    Wenn wir auf der Datscha waren, machten wir jeden Morgen Gymnastik. Sie hatte ihr Programm, ich meins. Sie absolvierte es in ihrem Arbeitszimmer, ich nebenan. Plötzlich hörte ich durch die offene Tür: »Mi, Mi, komm her.«
    »Was denn?«
    »Ich mag diese Übung sehr.«
    Und sie machte irgendeinen Kopfstand, der das Genick wahnsinnig belastet. Ich dachte, wenn das mal gutgeht! »Hör mal, du kannst dir das Genick brechen.«
    »Warte, dich werde ich mir auch noch vornehmen. Der Arzt hat gesagt, deine Mähdreschermuskeln müssen ständig und nachhaltig trainiert werden.«
    Dann: »Gib mir die Hand.«
    »Hier! Bitte schön.«
    »Umarme mich. Wir haben noch viel Zeit, du musst dich nicht beeilen, und ich mich auch nicht.«
    Wir gingen zusammen in die Dusche und dann ins Schlafzimmer …
    Ihr lag an meiner Meinung zu vielen Fragen. In den Perestrojka-Jahren wurden es immer mehr.
    Oder: Raissa will sich etwas Neues anschaffen und legt den Termin für die Anprobe fest. Ich bin das einzige Jurymitglied. Sie zieht sich an und zeigt sich mir. Sie mochte es, sich schön anzuziehen. Ich habe das immer unterstützt, obwohl die Möglichkeiten dazu erst spät vorhanden waren. Hätte ich auf ihre Fragen: »Und? Gefällt es dir?« den geringsten Zweifel bekundet, sie hätte dieses Kleid nie wieder angezogen. Ja, mehr noch, sie hätte es weggegeben.
    Nicht nur in meinen Augen war Raissa eine wunderschöne Frau: elegant, anmutig, wunderbar feminin. Sie hatte einen inneren Adel, war ein Mensch mit einem hochentwickelten Gefühl persönlicher Würde. Wer Raissa nur einmal sah oder ihr nur einmal kurz begegnete, mochte den Eindruck haben, sie sei gekünstelt oder manieriert. Die sie näher kannten, wussten um ihr Taktgefühl, ihre Zuwendung und Zuverlässigkeit und hatten in ihr einen ebenbürtigen und interessanten Gesprächspartner.
    Raissa selbst verehrte und liebte Menschen mit Humor. Sie war jemand, der für alles, was im Leben geschieht, Verständnis hatte und Entgegenkommen im Freundeskreis und überhaupt im Umgang mit Menschen zu schätzen wusste. Sie war immer offen für Diskussionen, konnte aber keine falschen Beschuldigungen ausstehen, dann litt sie wirklich.
    Noch eine Erinnerung. Unsere Tochter Irina hatte in ihrer Kindheit gesundheitliche Probleme. Ihre Temperatur war ständig auf 37 , 8 Grad erhöht. All unsere Versuche im Stawropoler Land und in Moskau zu klären, woher das kam, waren erfolglos. So fuhren wir wie andere auch im Sommer mit ihr ans Meer, um, wie wir meinten, durch das Schwimmen, die Seeluft und die Sonne eine Besserung herbeizuführen.
    In der Regel fuhr Raissa mit ihr auf die Krim. Einmal machten sie einen Ausflug zum Palast des Khans Krim-Girej.

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