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Allmachtsdackel

Allmachtsdackel

Titel: Allmachtsdackel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Oper.«
    »Täusch dich nicht! Mein Großvater liebte das Theater, er veranstaltete Bälle, zu denen man sogar aus Stuttgart anreiste.«
    »Und wie hat er den Krieg überstanden? Mit oder ohne Parteibuch?«
    Richard runzelte die Stirn. »Im Widerstand war er jedenfalls nicht. Aber die Operation Wüste hielt er für Schwachsinn.« Richard genoss es immer wieder, mich mit seinem soliden Wissen auszubremsen.
    »Wie bitte?«, fragte ich artig.
    »Der Ölschieferabbau zur Produktion von Flugbenzin. Dazu hat man noch kurz vor Kriegsende unter anderem in Bisingen bei Hechingen und hier in Frommern Konzentrationslager eingerichtet mit Häftlingen aus Polen und Skandinavien. Sie brachen Tonnen von Schiefer mit bloßen Händen. Der wurde in Meilern erhitzt und schwitzte alle fünf Minuten ein Tröpfchen Öl aus, das bestenfalls für den Lanz-Bulldog taugte, den Traktor aus Mannheim mit Glühkopf, aber nicht für Flugzeuge. Dreitausend Häftlinge mussten dafür sterben. Das hielt mein Großvater Wilhelm für Schwachsinn.«
    »Und was hat er gemacht?«
    »Wir Webers sind Diplomaten, Lisa. Er hat geredet. Briefe nach Berlin geschrieben. Aber er war kein Attentäter. Nichts wider Gott, nichts wider das Gewissen und nichts wider die Liebe des Nächsten.«
    »Eine Unart der Webers, wie mir scheint.«
    »Mag sein. Wahrscheinlich habe ich einfach nur Glück gehabt, dass ich in einem demokratischen System groß geworden bin.« Sein Blick wanderte zum Schreibtisch hinüber. Vor allem war es ein Glück für ihn, dass er in einer Kultur groß geworden war, die reichlich Akten und Aktenordner produzierte. »Und«, setzte er hinzu, »da meine eigene Biografie so wechselhaft war, bin ich auch nie in Versuchung gekommen, das Andere zu verdammen.«
    Und wieder dieser nach innen verlorene Blick.
    »Gibt es eigentlich schon einen Termin für die Beerdigung?«, fragte ich.
    »Nächsten Freitag.« Richard zündete sich eine Zigarette an. »Wir müssen nachher nach Balingen, mit dem Bestattungsunternehmen alles besprechen. Die Leiche haben sie schon geholt.«
    »Feuerbestattung oder Erdbestattung?«
    Richard nagelte seinen asymmetrischen Blick herausfordernd in meine Augen. »Meine Mutter will eine Erdbestattung.«
    »Ach, nun doch. Auf wessen Anraten denn?«
    »Beerdigungen richtet man eigentlich für die Hinterbliebenen aus, nicht um den Verstorbenen zufrieden zu stellen. Und mein Vater hat nicht schriftlich niedergelegt, wie er beerdigt werden wollte. Nur seine Grabrede habe ich gefunden.«
    »Bitte, was?«
    Richard nahm einen verschlossenen Umschlag vom Schreibtisch, auf dem handschriftliche Krakel flatterten, die mir wie Sütterlin vorkamen. »An Pfarrer Frischlin. An meinem Grabe zu öffnen und vorzutragen«, las Richard vor.
    Ich musste lachen. »Und was schreibt er?«
    »Zu öffnen an seinem Grabe, Lisa.« Richard legte den Umschlag mit nachsichtigem Kopfschütteln auf den Tisch zurück. »Übrigens hat Pfarrer Frischlin meiner Mutter zur Erdbestattung geraten. Er meinte, es sei leichter, von einem plötzlich und unerwartet Verstorbenen Abschied zu nehmen, wenn man hinter dem Sarg her zum Grab gehe und den Sarg sich in die Grube senken sehe.«
    »Ein raffinierter Psychologe, der Mann.«
    »Lisa!«
    »Ja?«
    »Du bist hier nicht als Vertreterin des investigativen Journalismus, und ich bin nicht der zuständige Staatsanwalt, den du ärgern kannst. Du verletzt nur die Gefühle von Menschen, die einen Angehörigen verloren haben.«
    »Deine?« Ich war verblüfft.
    »Vor allem die meiner Mutter.«
    »Muttersöhnchen! Pass auf, Richard! Nicht dass dich der Staatsanwalt in den Arsch beißt, wenn du wieder in Stuttgart bist. An dem Totenschein von Dr. Zittel stimmt etwas nicht.«
    Richard inhalierte tief und ließ sich auf den Schreibtischstuhl sinken. »Was stimmt an der Todesbescheinigung nicht? Wobei du dich ausschließlich auf den nicht vertraulichen Teil beziehen kannst.«
    Ich lachte. »Du hast natürlich überprüft, ob ich den vertraulichen Teil geöffnet habe.«
    Richard nickte, als gehöre sich das so.
    Ich kramte meine eigene Schachtel aus den Taschen und zündete mir auch eine an. »Brauchte ich gar nicht. Zittel hat natürlicher Tod angekreuzt. Folglich muss dein Vater an einer unmittelbar lebensbedrohlichen Krankheit gestorben sein. Nehmen wir an, es handle sich um Herzinsuffizienz. Dann hat dein Vater sich hingelegt, sein Herz geriet ins Kammerflimmern und blieb stehen. Folglich ist er im Schlaf gestorben.«
    »Hm.«
    Ich stippte

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