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Allmachtsdackel

Allmachtsdackel

Titel: Allmachtsdackel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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schnell.« Sie sprang hinaus.
    Mit Maxis Hilfe fand ich einen Topf, stellte ihn auf den Herd, goss Öl hinein und drehte die Herdplatte hoch. Biorindfleisch aus Freilandhaltung zog genauso viel Wasser wie Mastfleisch aus dem Stall. Vermutlich war es zu frisch. Jacky kam mit einer Plastiktüte Spätzle wieder.
    »War Richard eigentlich gestern schon mal hier?«, erkundigte ich mich, während ich die Tube Tomatenmark überm Fleisch ausquetschte.
    »Ja«, sagte Jacky.
    »Was wollte er?«
    »Weiß ich nicht. Er hatte was mit Baba zu besprechen. Frag doch ihn.«
    »Wann wollt ihr essen?«
    »Um eins.«
    »Dann lasst das auf kleiner Flamme köcheln. Gulasch kann gar nicht lang genug kochen.« Die Uhr über der Tür zeigte halb elf. »Ich muss jetzt wirklich los. Wo steht das Mofa?«
    »Wenn du eine Yamaha fahren kannst«, sagte Vicky, »kannst du meine nehmen.« Er legte den Schlüssel auf den Tisch.
    Cipión mit seinem Gespür für Aufbruch eilte zur Tür.
    »Du bleibst da!« Aber wo? Vor Samantas knurrigem Maul? Oder besser oben im Kabuff? Aber nein! Der bloße Gedanke jagte mir Eiszapfen in die Wirbelsäule. »Kann ich ihn solange hier lassen? Unter meinem Bett ist nämlich ein seltsames Viech!«
    Jacky kicherte. »Eine Spinne, iiiiih! Die Schickse hat Angst vor Spinnen!«
    »Nur wenn sie Scheren und einen Stachel haben.«
    »Maxi!«, donnerte Jacky. »Pass auf deine Skorpione auf! Du weißt, was Papa gesagt hat!«
    Maxi duckte sich grinsend, rutschte mit dem Tischstaubsauger in der Hand aus der Bank heraus und schlenkerte ihre Beine unter wehendem Rock zur Tür hinaus.
     

13
     
    Ich schnappte mir Vickys Motorradschlüssel und meine Jacke und folgte ihr. Sie öffnete eine Tür am Fuß der Treppe in einen Regenwald. An den Wänden standen Aquarien und Terrarien unter Infrarot- und Tageslichtlampen, darin Tropenfische, Lurche und Gehupfe.
    Maxi schüttelte die springenden Punkte aus dem Tischstaubsauger in ein großes Aquarium. Bunte Fische schwirrten nach links und rechts.
    »Clownfische?«
    Maxi nickte. »Wenn sie klein sind, sind sie übrigens alle Jungs. Kauft man zwei, wird einer ein Weibchen. In einem Aquarium gibt es immer nur ein Weibchen. Es ist der größte und aggressivste Fisch. Wenn es stirbt, dann wird aus dem größten Männchen ein Weibchen. Deshalb müssen die Clownfische nie ihre Anemonen verlassen, um neue Partner zu suchen.«
    »Interessant«, würgte ich, denn mein Angstauge hatte das Terrarium mit den Skorpionen entdeckt. Sie hatten die Farbe von auskristallisiertem Waldhonig. »So einer war das.«
    »Ich hole ihn gleich.«
    »Wie kommt der überhaupt da raus?«
    Maxi zuckte arg gleichgültig mit den Schultern.
    »Giftig?«
    »Tut höchstens ein bisschen weh. Vicky hat mir einen aus Brasilien mitgebracht. Jetzt sind es fünf. Sie heißen Tityus serrulatus. Sie vermehren sich einfach so, ohne Männchen.«
    »Was?«
    »Parthenogenese heißt das.« Gelassen sprach sie ein kompliziertes Wort aus. »Vicky sagt, ein Exemplar, das in einer Obstkiste irgendwohin kommt, reicht und bald gibt es dort keine anderen Skorpione mehr. Das ganze Such- und Paarungsgedöns fällt für die ja flach. Und das«, sie lenkte meinen Blick auf zackig gemusterte Winzlinge, die mit breiten Pfoten an den Terrarienscheiben klebten, »ist ein australischer Gecko. Von denen hat man überhaupt noch nie ein Männchen gefunden. Die rein Weiblichen sind auch viel fitter als Geckolinien, die sich geschlechtlich vermehren. Die schwächeln. Und die Marmorkrebse«, Maxi trat an eine Reihe von Aquarien, in denen lebhaft marmorierte Schalen-Antennen-Scherentierchen herumschwebten, »die machen überhaupt alles platt. Niemand weiß so genau, wo sie herkommen. Man hat sie erst vor zehn Jahren in einer deutschen Aquarienhandlung entdeckt.«
    »Ups!«
    »In freier Natur hat man sie noch nicht gefunden. In Nordamerika gibt es so ähnliche Krebse, aber eben als Männchen und Weibchen. Ich denke, die hier sind erst in Gefangenschaft entstanden. Ein einziges einsames Weibchen hat in einem Aquarium diese Linie von Marmorkrebsen gegründet. Und sie vermehren sich wie verrückt. Alle acht Wochen legt eines zweihundert Eier. In der Schweiz sind sie schon verboten. Die Leute haben sie ins Klo geschüttet oder ausgesetzt. Und jetzt verdrängen sie die einheimischen Flusskrebse.«
    »Und was machst du mit dem Nachwuchs?«
    »An die Fische verfüttern und Krebssuppe.«
    Mir kamen vorübergehend alle Fragen abhanden.
    »Mein Biolehrer sagt, der

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