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Allmachtsdackel

Allmachtsdackel

Titel: Allmachtsdackel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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konntest. Du spielst auf unverantwortliche Weise mit den Gefühlen anderer Menschen. Deshalb halte ich es für dringend an der Zeit, dass du nach Hause fährst.«
    Er bog links ab, und der Turm der Stadtkirche mit Philipp Matthäus Hahns unspektakulärer Sonnenuhr rückte erneut hinter uns.
    Mein Blutdruck stieg. »Ich kann auch mit dem ermittelnden Staatsanwalt reden. Du kennst ihn. Er heißt Kromppein. Und wenn es den auch nicht interessiert, dann unterhalte ich mich eben mit Staatsanwältin Meisner über den perfekten Mord.«
    »Was hat dir Vicky eigentlich getan?«
    »Das ist doch nicht die Frage!«, schnaubte ich. »Richard, was ist mit dir los? Dein Vater ist gestorben, okay. Ich verstehe, dass dich das aus dem Tritt bringt. Aber wo ist der Jurist geblieben, der ohne Ansehen der Person ein Unrecht verfolgt, damit Justitia mit verbundenen Augen auf ihrer Waage Schuld gegen Unschuld abwägen kann.«
    »Vorsicht, Lisa! Pass auf, was du mir unterstellst!«
    »Ja, heidenei, Richard! Glaubst du, ich wüsste nicht, was du mit deinem Bäsle Barbara für ein Arrangement getroffen hast. Christoph Weininger weiß es, und Kromppein ebenfalls! Jetzt braucht nur noch jemand der Presse zu stecken, dass der Grasdackel Kromppein bei deinem Bäsle sein BSE-freies Fleisch auf Rabatt einkauft. Und flugs erklärt sich, warum er jedes Bußgeldverfahren niederschlägt, und das offensichtlich mit Billigung des Staatsanwalts beim Landgericht Stuttgart, der über alle Verfallssachen über hunderttausend Euro informiert sein muss und ist. Und hier geht es um eine Viertelmillion!«
    »Und was muss ich da deiner Ansicht nach tun?«
    Wir standen an einer roten Ampel auf einer Ausfallstraße zwischen Bahnhof und steinernen Zeugnissen zweifelhafter Stadtplanung.
    »Du musst …« Mir stockte die Zunge.
    »Ja, was, Lisa? Barbara vernichten? Ihr eine Viertelmillion Euro wegnehmen? Haus und Hof pfänden, wenn sie nicht zahlen will, weil sie nicht zahlen kann? Sie zum Verkauf der Rinderherde zwingen und damit ein einmaliges Experiment und eine wissenschaftliche Sensation vernichten? Ist das die angemessene Strafe für jemanden, der den Sonntag nicht heiligt?«
    Er bog auf den Parkplatz am Bahnhof ein, rollte zum Bahnhofsgebäude vor und killte den Motor. Cipión wurde hektisch zwischen meinen Füßen. Die Bahnhofsuhr zeigte halb zehn.
    »Aber du machst dich erpressbar, Richard.«
    »Ich wüsste nicht, inwiefern. Bei einem Ordnungsgeldverfahren gilt der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Bußgeld und alle weiteren möglichen Sanktionen dürfen nicht die wirtschaftliche Existenz des Betroffenen vernichten. Ziel des Bußgeldbescheids ist lediglich eine Verhaltensänderung des Betroffenen.«
    »Aber ein Bußgeld von 1500 Euro! Bist du dir wirklich sicher, dass deine Bullwinkle da nicht arg glimpflich davonkommt?«
    »Wer sagt denn so was?«
    »Barbara. Darauf hättet ihr euch gestern Nachmittag geeinigt.«
    Richard runzelte die Stirn.
    »Und du hast für gestern Abend Kromppein nach Stuttgart in die Wielandshöhe eingeladen, nicht, um ihn wegen Vorteilsnahme im Amt rundzumachen, sondern um ihm zu bestätigen, dass er ruhig weiterhin beide Augen zudrücken kann, was deine Base Barbara betrifft.«
    »Wie lange musst du eigentlich grübeln, um auf so einen Schafscheiß zu kommen?« Richard zog gekränkt den Zündschlüssel ab, für Cipión erneut ein Zeichen, im Fußraum verrückt zu spielen, denn für gewöhnlich gingen dann die Türen auf. Aber Richard blieb sitzen und fragte: »Warum hätte ich das denn in Anwesenheit von Frau Meisner, Herrn Weininger und dir tun sollen?«
    »Damit wir heftig dazu nicken und dein Gewissen entlasten.«
    Ein ungläubiges Lächeln huschte über Richards müde Züge. »Deine Sorge um mein Gewissen in Ehren, aber sie ist unbegründet. Ich kann dir über die Einzelheiten des Bußgeldverfahrens gegen Barbara keine Auskunft geben, zumal es in Kromppeins Zuständigkeitsbereich fallt. Die Entscheidung liegt ohnehin beim Amtsgericht. Nur so viel kann ich dir sagen: Es geht nicht um eine Verfallssumme im sechsstelligen Bereich, sondern lediglich im unteren fünfstelligen. Und dafür bin ich nicht zuständig. Das habe ich gestern versucht, Barbara zu erklären. Aber sie … sie hat mich hochkant rausgeschmissen.«
    »Warum?«
    Richard senkte die Lider. »Sie hatte wohl Absolution von mir erwartet und dass ich das Verfahren niederschlagen kann. Es fielen jedenfalls Worte wie: Arschloch und Allmachtsdackel, und du bist ja noch

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