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Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition)

Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition)

Titel: Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karim El-Gawhary
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nach dem Sohn von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, um dessen „Märtyrertod“ 1997 durch einen israelischen Luftangriff zu ehren, existiert nicht mehr.
    Was man von der Hisbollah selbst nicht behaupten kann. Journalisten können sich nur in Begleitung der Milizen hierher wagen, die in dieser Totenstadt weiter den Ton angeben. Sie beäugen misstrauisch jeden, der hier hinaus- und hineinfährt. Die Waffe hängt griffbereit an der Schulter, per Funkgerät geben sie die Meldungen an ein unbekanntes Hauptquartier weiter. So viel zur Behauptung Israels, es würde die Infrastruktur der Hisbollah zerstören.
    „Folgt meinen Befehlen. Wenn ich sage: ‚Evakuieren‘, dann heißt das: ‚Sofort raus hier!‘ Weil die Israelis dann bombardieren werden. Unsere Sicherheitsleute haben das hier alles im Griff“, beginnt Hussein Nablusi eine Stadtführung ganz besonderer Art.
    15-stöckige Hochhäuser sind gänzlich zu riesigen Trümmerhalden zusammengefallen, bei anderen Gebäuden fehlen fünf von zehn Etagen. Die Straßen sind mit Trümmern verschüttet, die überklettert werden müssen. Strom- und Telefonkabel versperren den Weg. Die Ruinen sind menschenleer. Die Bewohner müssen es eilig gehabt haben, hier wegzukommen. An manchen Balkonen hängt noch die Wäsche oder ein Teppich, der kurz vor den ersten israelischen Angriffen zum Lüften herausgehängt worden war, bevor die Zivilisten der Nachbarschaft von der Hisbollah evakuiert wurden.
    Vor zwei Wochen haben sie hier noch im Fernsehen die Fußball-WM in Deutschland verfolgt. An einem Balkon hat jemand eine brasilianische Fahne aufgehängt, in der Gasse um die Ecke spannt sich noch eine deutsche Fahne quer über die Straße. Über hundert Tote soll es nach Angaben der Hisbollah hier gegeben haben.
    In Hadi Nasrallah lag die politische Zentrale der Hisbollah. Deren Verbindungen zum Iran sind allgegenwärtig. Nicht nur auf einen Wassertank ist die Fahne der Islamischen Republik Iran gemalt.
    „Das war nicht nur das Hisbollah-Hauptquartier, hier haben wir mit unseren Familien und Verwandten gelebt, hier leben ganz normale Leute“, sagt Nablusi und macht eine 360-Grad-Handbewegung über die Silhouette der Ruinenstadt.
    Eine gespenstische Stille liegt über dem Ort, unterbrochen von dem hartnäckigen Piepen eines Weckers, der irgendwo unter dem Schutt begraben liegt. Es riecht nach verschmortem Plastik. Überall in den Trümmern liegen die Überreste zivilen Lebens. Ein Plastikbobbycar für Kinder hat bei dem Bombardement ein Vorderrad verloren. Ein paar Schritte weiter steht ein verkohltes Dreirad. Alles ist mit einer grauen Staubschicht zugedeckt. Man muss schon genau hinsehen, um zwei dreckige Stofftiere im Geröll erkennen zu können, die einmal Teddybär und Plüschtiger waren.
    Schuhe, Bücher, eingeschmolzene Computer, Teile von Möbeln, das private Leben von Hunderten von Menschen liegt auf der Straße ausgebreitet. Eine zerkratzte rosa DVD schimmert ein wenig durch die Staubschicht hindurch. „Die Sesamstraße“ auf Arabisch.
    An der kleinen Boutique fehlt die Vorderfront. Die Schaufensterpuppe steht noch, durch den Druck der Explosionen ist ihr Rock nach unten gerutscht. In dem benachbarten Café wird so schnell nichts mehr ausgeschenkt werden. Metalltische und Stühle sind mit einer Rußschicht überzogen, der Rest des Raumes ist ausgebrannt. Nur der Cola-Automat steht noch, wenn es Strom gäbe, gäbe es sogar ein kühles Getränk.
    Nablusi macht an der wichtigsten Sehenswürdigkeit seines Rundgangs halt. Am Tag zuvor sind die letzten Bomben hier eingeschlagen, angeblich auf einen Bunker der Hisbollah-Führung. Die streitet das ab. Noch am selben Abend wird sich Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah im Interview mit der arabischen Fernsehstation Al-Dschasira an einem geheimen Ort zeigen. Er könne, ohne zu übertreiben, bestätigen, „dass die Führungsstruktur der Hisbollah nicht geschädigt wurde“, verkündete er. Die Hisbollah habe die israelischen Angriffe verkraftet. „All dieses israelische Gerede, dass sie 50 Prozent unseres Raketenpotenzials und unserer Lager getroffen hätten, ist falsch und Unsinn“, sagt er.
    Nasrallah gibt also munter weiter Interviews. An der Stelle, wo die israelischen Kampfjets seinen Bunker vermuteten, klafft ein riesiger Trümmerkrater. „Das war nicht Nasrallahs Bunker, sondern ein Supermarkt. Da können Sie jeden aus dieser Gegend fragen“, behauptet Nablusi. Wie auch immer. Nichts ist mehr davon übrig. Nach israelischen

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