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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Charakteren, die Barte trugen und rötliche, ledrige Haut hatten. Sie musste an die Komplexe des Jungen wegen seiner Akne denken.
    Man kann sein, wer immer man sein möchte...
    Stryker war hier eindeutig der dominierende Krieger. Viele der Leute machten sofort kehrt und flohen, sobald sie ihn sahen. Andere griffen ihn an - einmal sogar zwei gleichzeitig. Er tötete sie mühelos alle beide. Dann betäubte er eine riesige Kreatur - ein Troll oder eine ähnliche Bestie - mit einem Strahl. Als der Gegner zitternd am Boden lag, stieß Travis ihm durch seinen Avatar ein Messer in die Brust.
    Dance keuchte auf.
    Stryker bückte sich und schien in den Leichnam hineinzugreifen.
    »Was macht er da?«
    »Er plündert ihn.« Boling sah Dances gerunzelte Stirn und fügte hinzu: »Das machen alle so. Man muss. Die Toten könnten etwas Wertvolles bei sich tragen. Und wenn man jemanden besiegt hat, hat man sich das Recht auf seinen Besitz verdient.«
    Falls das die Werte waren, die Travis in der synthetischen Welt gelernt hatte, war es verwunderlich, dass er nicht schon viel früher jegliche Beherrschung verloren hatte.
    Dance fragte sich unwillkürlich, wo der Junge sich in diesem Moment wohl aufhielt. In einer Starbucks-Filiale mit Internet-Hotspot? Trug er Kapuze und Sonnenbrille, damit niemand ihn erkennen würde? Fünfzehn Kilometer von hier entfernt? Oder nur einen Kilometer?
    Im Game Shed war er nicht, das wusste sie. Seitdem sie erfahren hatte, dass er sich dort häufig aufhielt, ließ Dance den Laden überwachen.
    Während sie nun verfolgte, wie Travis' Avatar Dutzende von Gegnern - Frauen, Männer, Tiere - attackierte und mit Leichtigkeit erledigte, griff Dance automatisch auf ihr kinesisches Fachwissen zurück.
    Ihr war natürlich klar, dass die Bewegung und Körperhaltung der Figur durch die Computersoftware kontrolliert wurde. Dennoch fiel ihr auf, dass Travis' Avatar sich eleganter und flüssiger als die meisten anderen bewegte. Im Kampf prügelte er nicht einfach wild drauflos, wie manche der Figuren es taten. Er ließ sich Zeit, zog sich ein Stück zurück und griff wieder an, wenn seine Gegner desorientiert waren. Nach einigen schnellen Hieben oder Stichen war das Gegenüber tot. Er blieb wachsam und sah sich ständig um.
    Vielleicht ließ das Rückschlüsse auf das Vorgehen des Jungen in der echten Welt zu. Er plante die Angriffe sorgfältig, lernte so viel wie möglich über seine Opfer und schlug dann schnell zu.
    Ich analysiere hier die Körpersprache einer Computerspielfigur, dachte Dance. Was für ein seltsamer Fall dies doch ist. »Ich möchte mit ihm sprechen.« »Mit Travis? Ich meine, mit Stryker?« »Ja. Gehen Sie näher heran.«
    Boling zögerte. »Ich kenne mich mit der Bedienung nicht so gut aus. Aber Gehen müsste gehen.« »Dann los.«
    Boling benutzte den Ziffernblock der Tastatur und manövrierte Greenleaf dichter an Stryker heran, der sich gerade über den Körper des zuletzt Getöteten beugte und ihn plünderte.
    Sobald sie sich in Angriffsentfernung befanden, spürte Stryker die sich nähernde Greenleaf und sprang auf, in einer Hand sein Schwert, in der anderen einen kunstvoll verzierten Schild. Strykers Augen starrten ihnen aus dem Monitor entgegen.
    Augen, die so dunkel waren wie die von Qetzal, dem Dämon.
    »Wie schicke ich eine Nachricht?«
    Boling klickte auf einen Button am unteren Rand des Bildschirms, und ein Fenster öffnete sich. »Das funktioniert jetzt wie jeder beliebige Instant Messenger. Tippen Sie Ihre Botschaft ein, und drücken Sie die Returntaste. Denken Sie daran, benutzen Sie möglichst Abkürzungen und Leetspeak. Ersetzen Sie am besten den Buchstaben e durch die Ziffer 3 und das a gelegentlich durch die 4.«
    Dance atmete tief durch. Beim Anblick des beseelten Gesichts des Killers zitterten ihre Hände.
     
    >  »Stryker, Du bist gOOt.«
     
    Die Worte erschienen in einer Blase über Greenleafs Kopf, während sie sich dem anderen Avatar weiter näherte.
    >  »wer bist du?«
    Stryker wich zurück und hob sein Schwert.
    >  »Ich bin bloß irgendl Lus3r.«
    »Nicht schlecht«, sagte Boling, »aber ignorieren Sie Grammatik und Zeichensetzung. Keine Großbuchstaben, keine Punkte. Fragezeichen sind okay.«
     
    >  »s4h dich kämpfen w4r voll der hamma.«
     
    Sie atmete schnell; ihre Anspannung stieg. »Hervorragend«, flüsterte Boling.
     
    >  »aus welcher realm kommst du?«
     
    »Was meint er denn damit?«, fragte Dance und fühlte leichte Panik in sich

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