Alma Mater
auf der Welt sind. Wenn ich lesbisch wäre, meinst du nicht, daß du es wüßtest? Oder gespürt hättest oder so?«
Jinx zuckte mit den Achseln. »Wie hätte ich es wissen können, wenn du es selbst nicht wußtest?«
»Die Menschen spüren so was bei anderen.«
»Nur wenn’s hier oben gespeichert ist.« Jinx tippte sich an den Kopf. »Wieso hätte ich drauf kommen sollen? Aber da du dich jetzt einer anderen Frau so stürmisch an den Busen geworfen hast – wie war’s?«
»Du Ferkel.«
Jinx hob die Augenbrauen. »Als ob du mich umgekehrt nicht dasselbe fragen würdest.«
»Hab ich dir doch gesagt, stürmisch.« Vic fuchtelte mit dem Kaffeebecher, hielt ihn gerade noch rechtzeitig still, bevor er überschwappen konnte, und stellte ihn auf dem provisorischen Couchtisch ab. »Ich weiß nicht, ob ich es erklären kann, aber wenn sie mich berührt, brenne ich lichterloh. Ich bin so gut wie hirntot.«
»Hört sich für mich einfach toll an, abgesehen davon, daß es sich um eine Frau handelt. Ich meine, von meiner Seite aus gesehen. Ich verurteile das nicht. Du weißt, ich hab nichts dagegen.« Jinx beugte sich vor. »Was ist mit Charly? Ich dachte, du würdest mit ihm schlafen und hättest es mir bloß nicht erzählt.«
»Ach komm. Ich hätte es dir erzählt. Jinx, ich erzähl dir alles. Ich kann nicht glauben, daß du das denkst.« Vic war empört.
»Ja, aber man ist halt zwangsläufig, sagen wir mal, skeptisch.«
Vic seufzte, sah aus dem Fenster – es regnete immer noch. »Ich mag alles, was ihn glücklich macht. Außerdem erregt es mich, wenn ich sehe, daß er erregt ist.«
»Und?« Jinx hob die Stimme.
»Oh, Sex mit Charly?« Vic faltete die Hände. »War okay.«
»Bloß okay?«
Jetzt beugte Vic sich zu ihrer Freundin vor, griff über den Tisch nach ihrer Hand. »Was willst du von mir hören? Nach Chris mußte ich es einfach rausfinden. Vielleicht war es nicht klug oder richtig oder fair, aber ich hab es rausgefunden. Sex mit Charly ist Vergnügen, nicht Leidenschaft.«
Jinx drückte Vics Hand und ließ sie dann los. »Ah, das ändert einiges, wie?«
»Vielleicht muß ich öfter mit beiden schlafen. Sehr oft. So oft ich kann.« Vics Miene hellte sich auf. »Erfahrungen austauschen, Vergleiche anstellen.«
»Meinst du, du könntest Chris lieben?«
»Irgendwie hoffe ich, ich kann’s, und irgendwie hoffe ich, ich kann’s nicht.«
»Warum nicht zwei Menschen gleichzeitig lieben? Fänd ich plausibel, aber sie würden es wohl nicht plausibel finden«, sagte Jinx.
»Ich kann das Feuer noch so gut verstecken, der Rauch wird mich verraten. Außerdem bin ich eine schlechte Lügnerin.«
Jinx hob die Hände. »Erzähl keinem von beiden was. Vorerst. Du weißt noch nicht genug. Ehrlich. Du willst deine Beziehung mit Charly nicht Verblasen, wenn du mir den Ausdruck verzeihst. Und falls Chris wirklich diejenige welche ist, willst du sie auch nicht vergraulen.«
»Komisch, Charly könnte ich’s erzählen. Und noch was ist komisch, ich fühl mich ihm so nahe, nicht weil ich mit ihm geschlafen habe, sondern wegen dem, was ich für Chris empfinde. Es ist, als wäre ich aufgewacht. Ich sehe die Welt. Ich sehe ihn. Für mich ist er schön.«
»Ich glaub dir aufs Wort, aber verstehen tu ich’s nicht.«
»Ich auch nicht.« Vic griff nach ihrem Becher und trank ihn leer. »Verflixt, ich verstehe überhaupt nichts. Aber ich fühle alles.«
Ein durchtriebenes Lächeln huschte über Jinx’ Lippen. »Oh, erzähl mir mehr Einzelheiten.«
»Zum Beispiel?«
»Sag mir, wie sie sich anfühlen, da du ja alles fühlst und ich vermutlich nie mit einer Frau schlafen werde. Ich brauche einen Ersatzkitzel.«
»Sie riecht anders als er, süß, sehr süß. Er riecht irgendwie schärfer, aber das mag daran liegen, daß Männer ihre Achselhöhlen nicht rasieren. Sauber, aber schärfer. Ihre Haut ist glatter. Er ist schwerer, irgendwie kompakter, auch irgendwie wehrloser. Das liebe ich an Charly, und vielleicht trifft das auf alle Männer zu: Sie sind stark, aber gleichzeitig zart. Ich meine, er ist körperlich stark, stärker als ich, dabei bin ich kein Schwächling.«
»Ein Kraftbolzen. Deine Mutter sagt, du bist ein Kraftbolzen.« Jinx’ Augen funkelten. Sie genoß die Einzelheiten.
»Er hat so breite Schultern, ich glaube, er könnte die Welt auf ihnen tragen.«
»Vic, du hast fast so breite Schultern wie Charly.«
»Ach
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