Alma Mater
über den Campus schlendern und überlegen, welche fickenswert ist und welche nicht. Wart’s nur ab. Du wirst die wogenden Brüste der Frauen beobachten, und dann guckst du dir die mit den niedlichen runden Ärschen an und…«
»Jinx, vielleicht bist du diejenige, die lesbisch ist.«
»Das glaub ich wirklich nicht, aber vorstellen kann ich’s mir.«
»Brüste sind was Tolles. Was echt Tolles.« Vic grinste. »Ich glaub, ich bin durchgeknallt, bin sexsüchtig geworden. Über Nacht. Ich kann nicht aufhören, daran zu denken.«
»Ich hab nicht mal welchen, und ich kann auch nicht aufhören daran zu denken.«
»Irgendwie strapaziös das alles.«
»Vic, willst du jetzt dauernd mit Chris zusammen sein?«
»Was?« Vic war mit ihren Gedanken noch dabei, wie strapaziert sie war.
»Ist eine weibliche Geliebte, warte, laß mich das anders formulieren, ist Chris deine neue beste Freundin?«
»Nein. Warum fragst du?«
»Weil…« Jinx’ Stimme erstarb.
»Meine beste Freundin bist du. Du bist und bleibst meine beste Freundin.« Vic wußte, es lag nicht an Jinx, daß sie neuerdings tatsächlich alle Frauen, denen sie begegnete, in Augenschein nahm. Sie bemerkte ihre Brüste, ihre Taille, achtete darauf, ob sie durchtrainiert oder wabbelig waren, ob ihre Frisur ihrem Gesicht schmeichelte oder nicht.
Als sie am Morgen aufgewacht war, hatte sie Chris angerufen. Ihr war eingefallen, daß Chris um acht Uhr eine Vorlesung hatte. Sie sagte ihr, sie würden sich nach den Vorlesungen sehen.
Danach rief sie Charly an. Er sagte, er liebe sie und könne ohne sie nicht leben, und ob sie sich nach den Vorlesungen treffen könnten? Es versetzte ihr einen Stich, ihm sagen zu müssen, heute ginge es nicht, aber sie würden sich morgen nach seiner Sportlermahlzeit sehen.
Nichts, was in den Vorlesungen gesagt wurde, drang durch ihre Schädeldecke. Auf dem Nachhauseweg kaufte sie Sandwiches und einen Strauß Astern in einer blauen Vase. Sie hatte immer noch keine Möbel außer dem Küchentisch, vier Stühlen, dem Bett und einer Kommode. Jetzt schmückten die Blumen die Mitte des Tisches. Sie deckte für zwei, und die Zeit kroch dahin, bis sie Chris’ Schritte im Treppenhaus hörte.
Chris überreichte Vic einen riesigen Strauß Rosen. »Für eine Rose, auch wenn sie einen anderen Namen hat.« Sie küßte sie auf die Wange.
»Wie schön die sind. Wir hatten dieselbe Idee, bloß, deine war besser.« Vic hatte keine zweite Vase, aber eine Kaffeedose. Sie schüttete den gemahlenen Kaffee in einen verschließbaren Plastikbeutel, spülte die Dose aus, füllte sie mit Wasser und stellte die Rosen hinein.
»Die kippen ja um.« Chris lachte. »Entweder, ich geh nach Hause, eine Vase holen, oder ich muß sie unten abschneiden.«
»Nein, geh nicht weg.« Vic hielt sie am Handgelenk fest.
»Schön, dann gib mir ’ne Schere.«
Vic wühlte in der Krimskramsschublade, in der sie Bindfaden, Gummihandschuhe, Stifte und Gutscheine aufbewahrte. »Hier.«
Vic sah Chris zu, beobachtete die Bewegung ihrer Hände, als sie jeden einzelnen Stiel unter fließendem Wasser schräg abschnitt.
»Bist du hungrig?«
Chris schüttelte den Kopf. »Nicht sehr.«
»Falls du Hunger kriegst, ich hab Sandwiches im Kühlschrank. Du mußt mich loben, ich hab tatsächlich an was zu essen gedacht.«
»Was hast du gestern gemacht? Ich hab dich vermißt.« Chris hielt die Luft an, atmete dann schnell ein. »Danke, daß du mich angerufen hast. Ich hatte schon gefürchtet, es war so eine Affäre à la rein, raus, aus die Maus.«
Vic legte ihre Hände um die Taille von Chris, die über den Ausguß gebeugt stand. Sie küßte ihren Nacken. »Von wegen, Maus.«
»Ich krieg ’ne Gänsehaut davon.« Chris zog die Schultern hoch.
»Ich auch.« Vic liebkoste sie mit der Nase.
»Was war gestern?«
»Ich war zu Hause. Tante Bunny hat sich ein starkes neues Fernglas gekauft. Mom läßt dich grüßen. Ich bin abgefahren, bevor Mignon aus der Schule kam.«
»Toll, daß du deine Familie so liebst.«
»Ach, manchmal geht sie mir auf den Wecker, aber ich liebe sie.« Sie ließ Chris’ Taille los, lehnte sich gegen die Anrichte, die Ellbogen nach hinten, so daß sie Chris’ Gesicht sehen konnte. »Eigentlich wollte ich noch mal mit Mom über den Abbruch meines Studiums sprechen. Aber Tante Bunny war da.«
»Das Studium abbrechen?« Chris wurde bleich.
»Ich wäre nicht
Weitere Kostenlose Bücher