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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Verwaltung wird bei diesem Blödsinn hart durchgreifen. Es steht heute in der Zeitung.«
     
»Ich hab die Zeitung nicht gelesen.«
     
»Sogar die Richmond Times-Dispatch bringt es. Die Werbeaufträge werden abstürzen. Ich weiß nicht, was die Leute erwarten. Junge Männer haben oft kein Urteilsvermögen. Wie lautet das alte Sprichwort? ›Gutes Urteil kommt von Erfahrung und Erfahrung kommt von schlechtem Urteil.‹« Sein Mundwinkel zog sich leicht nach oben. »Binkie hat mir natürlich auf den Zahn gefühlt. Ich werde weiterhin meinen Förderbeitrag als Ehemaliger leisten.« Thomas lächelte. Das Licht, das von oben kam, brach sich in den Silberfäden, die anfingen, sich durch seine blonden Haare zu ziehen. »Nun, Charles, was kann ich für dich tun?«
     
»Dad, weißt du noch, wie du dich gefühlt hast, als du deinen College-Abschluß in der Tasche hattest?«
     
Thomas, der es während seiner Zeit am William and Mary College wüst getrieben hatte, feixte. »Kotzübel hab ich mich gefühlt.«
     
»Davon abgesehen?«
     
»Ich habe mir natürlich gesagt, ich würde die Welt erobern. Und ich wußte, ich hatte Glück gehabt. Ich war dem Zweiten Weltkrieg knapp entkommen. Und Korea. Aber ich wußte, ich würde mit diesen Männern konkurrieren müssen. An mehr erinnere ich mich nicht. Warum?«
     
»Ich dachte, wenn ich weiß, wie du dich gefühlt hast, gibt mir das vielleicht eine Idee für das, was ich fühle.«
     
»Nämlich?« Thomas verschränkte die Finger und legte die Hände hinter den Kopf.
     
»Aufregung. Ich kann es nicht erwarten, Dad. Ich hab das Gefühl, alles ist möglich, wenn nicht etwas passiert, was wir nicht in der Hand haben. Verstehst du, etwa ein Krieg mit den Russen.«
     
»Wahrscheinlicher mit dem Mittleren Osten«, entgegnete Thomas trocken.
     
»Richtig. Aber wenn es nicht zu solchen – Ausbrüchen kommt, denke ich, stehen wir, meine Generation und eigentlich wir alle, an der Schwelle unglaublicher finanzieller Möglichkeiten. Ich möchte daran teilhaben. Wenn ich mich nicht um Aufnahme beim Profifootball bewerbe, will ich sofort ins Geschäft einsteigen, dein Geschäft.« Er wußte, er hatte das volle Interesse seines Vaters. »Ich möchte aber nicht in deine Firma einsteigen. Ich möchte einen Job bei Merrill Lynch oder Dean Witter. Ich will mich hocharbeiten.«
     
Thomas nahm die Hände herunter, legte sie auf seinen Schreibtisch. Welcher Vater wünscht sich keinen Sohn in seiner Firma? »Und wie bist du zu dieser Entscheidung gelangt?«
     
»Ein Anwalt hat eine Höchstgrenze beim Verdienst. Selbst der beste. Bei einem Arzt ist es dasselbe. Ich will unbegrenzte Möglichkeiten, um Reichtum zu scheffeln – für mich und meine Kunden. Ich will diese Herausforderung. Ich meine, wenn man eine Gallenblase kennt, kennt man alle.« Er hielt inne, sein Vater wartete. »Und beim Gesetz ist es genauso. Die ewige Wiederholung reizt mich nicht. Und das Strafgesetz auch nicht. Ich will keine Zuhälter, Drogendealer und Vergewaltiger vertreten.«
     
Hocherfreut sagte Thomas ruhig: »Hast du schon mit deiner Mutter darüber gesprochen?«
     
»Nein, Sir. Ich mußte zuerst mit dir sprechen. Ich denke, Mutter wird einverstanden sein, glaubst du nicht?«
     
»Doch. Ihre einzige Sorge ist, daß du glücklich bist.«
     
»Verstehst du, warum ich nicht bei dir arbeiten kann?«
     
»Ja. Aber das heißt nicht, daß ich dich nicht in, sagen wir, sechs oder sieben Jahren abwerben kann, wenn du dir einen Namen gemacht hast.« Thomas lächelte übers ganze Gesicht.
     
»Noch etwas.« Charly hielt inne und sagte dann bedächtig: »Ich möchte Vic nach dem Examen heiraten.«
     
»Verstehe.« Thomas mochte Vic, seine Frau mochte sie auch. Sie war gut erzogen und würde in die Welt passen, die sie für ihren Sohn im Auge hatten. Schade, daß ihr Vater so wenig geschäftstüchtig war, aber das warf kein schlechtes Licht auf das Mädchen.
     
»Ich liebe sie.«
     
»Die ersten Jahre, in denen du dich beweisen mußt, können mörderisch sein. Du wirst nicht viel Zeit fürs Familienleben haben… nicht, wenn du der Beste sein willst. Und wie steht’s mit einem Ortswechsel? Es könnte in deiner beruflichen Laufbahn nötig werden, daß du in New York oder London arbeitest. Kann sie sich darauf einstellen?« Er drehte die Handflächen nach oben. »Das ist keine Kritik, mein Sohn. Sie ist ein reizendes Mädchen, ein schönes Mädchen, und ich glaube, sie wird eine großartige Lebenspartnerin sein. Aber ihr

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