Alpendoener
meiner
Frau, sonst holt die sich den Nachbar zum Wärmen ins Bett.« Das war ein Witz,
Birne lachte so fest er konnte mit dem Sexualkomiker vor ihm, er hatte ja
niemanden hier, er wäre zum Wärmen schon in Hans’ Fraus Bett gekrochen.
Hans verabschiedete sich am Tisch, indem er sich
mit denselben Worten wie auf dem Klo entschuldigte. Die anderen fanden es
klasse. Bruno schlug ihm vor, wiederzukommen, wenn der Nachbar schon da sei.
Werner empfahl ihm, den Nachbar rauszuschmeißen und ihn zu seiner –
Werners – Frau zu schicken, dann habe er seine Ruhe; und wenn der Nachbar
sich nicht dumm anstelle, sogar mehr als eine Nacht. »Aber Obacht, die Meinige
ist einiges gewohnt, da muss er sich anstrengen.«
Birne setzte sich brav zu seinem neuen Weizen und nahm sich
dringend vor, eine Ader für diese Art von Humor zu entwickeln.
Bruno war völlig hinüber, schrie und schlug um sich, forderte
neue Schnapsrunden, zahlte selbst manchmal, verfluchte die Frauen, lobte den
Alkohol. Werner musste ebenfalls unglaublich besoffen sein, man merkte ihm aber
nichts an. Erwin trank Weinschorle, langsam wie Birne, er sagte kaum was, wie
Birne. Der fand es nun an der Zeit, das Thema wieder aufzunehmen.
»Bruno.«
»Hm?«
»Habt ihr schon ein Motiv?«
»Es war Raubmord. So viel ist sicher.«
Birne freute sich, er hatte in ein volles Fass gestochen.
»Fehlt denn was?«
»Das wissen wir noch nicht. Da muss morgen der Enkel kommen
und überprüfen. Bin gespannt, aber es war Raubmord.«
Werner versiegelte die Quelle wieder, indem er wissen wollte:
»Habt ihr Fingerabdrücke?«
»Fingerabdrücke, Fingerabdrücke. Wir von der
Polizei haben da viel feinere Methoden heutzutage. Fingerabdrücke sind bei uns
heutzutage reine Routine, eine Fleißaufgabe. Hast du eine Ahnung. Komm, auf die
Fingerabdrücke saufen wir noch eine Runde. Und der junge Kollege mit.«
»Danke, immer noch nicht«, lehnte Birne ab. Er war eben
besserer Laune geworden.
Man kann sagen, dass es schlimm endete. Insgesamt. Bruno
schlief ein, kurz nachdem Erwin sich leise verzogen hatte. Werner schlug vor,
ihn so zu lassen, sich aus dem Staub zu machen. Er bat Birne, ihn in seinem
Auto heimzufahren, er könne gern bei ihm übernachten, müsse aber versprechen,
seine Frau in Ruhe zu lassen. Birne lehnte das Angebot ab, bot ihm aber an, ihn
nach Hause zu fahren, er freute sich auf einen kleinen Spaziergang.
Werner über Bruno: »Über den brauchst du dich
nicht zu wundern. Dem ist die Frau davon.« Das waren seine letzten Worte, bevor
er aus dem Auto stieg, das heißt, er zögerte kurz, als ob ihm gerade einfiele,
dass ihm seine letzten Worte peinlich sein sollten, weil ihm sein neuer Kollege
Birne auch etwas von Frauen erzählt hatte, die ihn verlassen hatten.
Und im Stehen neben dem laufenden Motor sagte er noch, damit
Birne nicht etwa dachte, er gehöre jetzt auch zu den Leuten, bei denen man sich
über nichts wundern müsse: »Dann geh ich jetzt mal rein zu meiner und hör mir
an, was die zu sagen hat zu unserem Ausflug. – Stell das Auto da vorn an die
Straße und vergiss nicht abzusperren – im Kofferraum ist ein Gewehr, das darf
nicht in die falschen Hände kommen. Den Schlüssel kannst du mir in den Kasten
schmeißen, mein Freund.«
Freund – Birne hatte einen Freund hier. Eine gute Laune, die
er sich zum Teil auch hergesoffen hatte mit zwei
Weizen, trug ihn nach Hause – ins Mordhaus. Es waren 20 Minuten zu Fuß, das war
in Ordnung, das war, was er wollte und gut vertragen konnte. Ein bisschen den
Tag durchdenken, ein bisschen frische Luft, ein bisschen Alkohol abbauen, aber
viel war’s ja nicht, das konnte ihm nichts anhaben morgen und seiner Birne.
Birne grinste. Er schloss die Haustür auf, und seine Bewegungen wurden
langsamer: Hinter der Tür der Ausländer brannte noch Licht, das hatte er von
draußen gesehen, unter dem Licht wurde noch laut debattiert, das hörte Birne
jetzt vor der Tür; er verstand nichts, es war zu leise durch die Tür, um
einschätzen zu können, ob er hätte etwas verstehen können oder ob es eine
andere Sprache sowieso gewesen wäre. Für die war das ja etwas Aufregendes, die
hatten das nicht oft, auch nicht in der Heimat, da muss man sich nicht wundern,
dass die noch diskutierten. Die würden ihn noch ansprechen, so etwas schweißt
zusammen.
Birne ging die Treppe nach oben, dachte: Wieso musste die
alte Frau mit ihren Jahren im ersten Stock wohnen und sich diese
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