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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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Birne.
    »Ja. Brauchen Sie Information? Ich kenne die Tote ziemlich.«
    »Du darfst ruhig Bruno zu mir sagen.« Bruno streckte Birne
sein Weizenglas entgegen zum Anstoßen, aber Birne hatte noch nicht bestellt, er
sagte: »Bruno.«
    Bruno sagte: »Ihr werdet verstehen, dass ich euch nicht viel
sagen kann, auch wenn ihr meine Freunde seid. Das sind heikle Ermittlungen,
eine unbedachte Äußerung und alles ist dahin, und wir müssen wieder bei null
anfangen. Nur so viel: Wir stehen kurz vor dem Durchbruch. Ich denke, schon
nächste Woche könnte es sein, dass wir unser Protokoll schließen und der
Staatsanwalt seine Arbeit aufnimmt.«
    »Dann habt ihr schon eine Spur?« Werner war aufgeregt, auch
Birne rutschte auf seinem Stuhl nach vorne, um kein Wort zu verpassen.
Ausgerechnet jetzt mussten sie der Bedienung ihre Weizen auftragen, doch dann
hörten sie wieder nur, wie Bruno weiter verkündete: »Ich darf nichts verraten,
ich bin in der Sache im Moment vielleicht der wichtigste Mann.«
    »Komm jetzt. Uns kannst es doch sagen.«
    »Ja, erzähl doch, wir sind doch deine Stammtischbrüder«,
feuerte Hans Werner mit an.
    »Ihr wisst, ihr wärt die Ersten, die ich einweihen würde,
aber in dem Fall: Tut mir leid, Leute.«
    »Habt ihr schon einen Verdächtigen?«, wollte Hans sachlich
wissen.
    »Wahrscheinlich schon.«
    »Und habt ihr ihn schon eingekastelt?« Werner benutzte das
schöne Synonym für verhaften.
    »Gut, das kann ich zugeben: er hockt.«
    »Und wer ist es nachher?« Birne würde ihn wahrscheinlich eher
kennen als Werner.
    »Das kann ich euch beim besten Willen nicht verraten, das
müsst ihr verstehen.«
    »Jetzt komm, jetzt ist das Kind doch schon halb auf dem
Tisch.«
    Jetzt wurde Birne mutig, jetzt sagte er: »War es der Enkel?«
    Bruno Abraham musterte ihn mit großen, zornig werdenden
Augen, Birne hielt ihm stand. »Woher wissen Sie – woher weißt du von ihm?«
    »Ich wohne, wie gesagt, in dem Haus, ich kenne die Frau, sie
hat von ihm gesprochen.«
    »Kennst du den Enkel?«
    »Vom Erzählen. War er es?«
    »Nein. Kann sein, dass wir uns die Tage noch mal beruflich
unterhalten müssen.«
    »Ich stehe gerne zur Verfügung«, sagte Birne
nahezu militärisch devot. In ihm kämpften seine Antipathie zum Kommissar und
seine Begeisterung über seinen ersten Mord.
    »Wer war’s dann, Herrgott Sakrament?«
    Bruno war auch durch Werner nicht umzustimmen, er fuhr fort:
»Und ihr, wo kommt ihr her?«
    »Wir waren auf der Jagd. Ich habe meinen neuen Kollegen mal
mitgenommen.«
    »Und?« Das war zum ersten Mal Erwin.
    »Ja, nicht schlecht«, gab Birne Auskunft, war aber eigentlich
noch wild auf den Mord.
    »Habt ihr was getroffen?«
    »Nein!«, schrie Werner.
    »Schnaps!«, schrie Bruno.
    Werner ließ die Runde kommen und bezahlte. Birne
lehnte ab, er fühlte sich hier auf einmal nicht wohl, er mochte es nicht, dass
dieser Bruno der wichtigste Mann in seinem Fall war. Er wollte wissen, was die
Spur war, die sie verfolgten, auf die sie ohne seine Hilfe gestoßen waren. Wen
sie verhaftet hatten. Ob es der Richtige war oder ob sie etwas übersehen hatten,
das in Birne schlief und einem Unschuldigen die Freiheit für mindestens diese
Nacht raubte. Andrerseits, wer war er, was hatte er mit der Frau Zulauf zu tun
gehabt außer diesem einen Kasten? Birne dachte nach, hörte wenig zu und sagte
noch weniger, was man ihm auslegen konnte als eine Höflichkeit und einen
Respekt dem neuen Stammtisch gegenüber, an dem er heute sitzen durfte zum
ersten Mal.
    Es wurde eine Sauferei. Birne machte nicht mit. Bruno wollte
ihn anstacheln, ihn provozieren.
    »So? Aus München kommt er? Vertragen sie da nichts? Ich
finde, in München sind die Weiber noch beschissener als hier.« Hatte der eine
Ahnung.
    Ein zweites Weizen bestellte Birne noch, er ging
aufs Klo, neben ihm stand Hans und wollte reden, irgendwas sagen, weil sie sich
kannten, jetzt, während sie pissten.
    »Und?«
    »Passt schon«, sagte Birne und schüttelte seinen Pimmel und
dachte, dass er lang schon nichts anderes mehr damit angestellt hatte.
    »Haben sie Fingerabdrücke genommen?«, fragte Hans
und schüttelte auch.
    »Denk schon.« Was hatten die hier alle mit ihren
Fingerabdrücken? Fingerabdrücke allein beweisen gar nichts.
    »Schon krass«, sagte Hans und trocknete seine
Finger an einem Papierhandtuch, das davon sofort nass durchsichtig wurde und
sich in Fetzen auflöste. »Ich werde es jetzt dann packen, muss heim zu

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