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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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Bist du
schwindelfrei?«
    »Es geht«, sagte Birne.
    »Willst du da rauf oder bist du müde?«
    »Nein, nein, wir können schon rauf. Wenn du willst.«
    »Wenn du willst, dann gehen wir da rauf.«
    Sie aßen Wurst. Unten hätten sie diese Wurst verschmäht, hier
schmeckte sie fett. Sie gehörte zu dem wenigen, was die hier oben hatten.
    Das Wetter wurde schlecht. Wolken zogen auf, es tröpfelte
dünn.
    »Wenn die Steine nass sind, ist es zu gefährlich«, erklärte
Alexa.
    »Wenn es gleich wieder aufhört, kann man es riskieren.«
    »Wenn es gleich wieder aufhört.« Alexa suchte den Himmel ab.
»Da hinten kommt es ganz schwarz.«
    Jemand schrie hinter ihnen »Ja. Wer ist denn das?« Sie
drehten sich um. Jemand schrie: »Wenn das nicht meine Lieblingspraktikantin
ist.« Der Chef war da, er setzte sich neben Alexa. »Ich darf doch. So ein
Zufall.« Er rieb sich die Hände, als ob er sie wusch unter einem Wasserhahn und
warf einen missfälligen Blick auf Birne. »Seid ihr zu zweit unterwegs oder habt
ihr euch auch zufällig getroffen?«
    »Wir sind zu zweit da«, antwortete Birne. »Sind Sie allein
da? Haben Sie Ihre Frau gar nicht dabei?«
    »Meine Frau? Meine Frau ist müde.«
    »Ich zeige Birne gerade die Gegend. Er ist doch fremd«,
erklärte Alexa.
    »Oh, zeigen Sie mir doch auch mal die Gegend, Alexa, ich bin
sicher, Sie könnten mir auch noch manches zeigen.« Der Chef rückte ganz nah an
Alexa hin.
    Der Teufel wollte es, dass in just diesem Augenblick Alexas
Handy klingelte. Sie zögerte, entschuldigte sich und ging dann doch ran.
    »Schlimm ist das, nirgendwo ist man sicher,
nirgendwo ungestört«, stellte der Chef fest. »Und dabei ist das so schädlich.
Die Menschen vergiften sich auf jedem Meter, den sie gehen. Die Strahlen vom
Mobilfunk sind hochkrebserregend . Es gibt Dutzende
von Studien, die das belegen, aber keiner soll das erfahren, das wird geheim
gehalten; die Medien sind gekauft von der Mobilfunklobby. Und nicht nur, dass
sie mit uns und unsern Kindern ihr Geschäft machen wollen, nein, die haben noch
viel mehr vor. Wenn die erst mal jedem von uns ein solches Teil verkauft haben,
dann wissen die auch alles von dir: wo du bist, mit wem du sprichst und so
weiter. Bis zum totalitären Überwachungsstaat ist es dann nicht mehr weit. Ich
mein fast, dass es jetzt schon so weit ist. Ah, da kommt sie ja wieder. Ich
hoffe, es war wichtig.«
    »Es war mein Freund.«
    »Jetzt bin ich aber durcheinander. Ihr zwei seid hier
unterwegs und dann gibt es auch noch einen Freund. Fast bin ich versucht zu
fragen, ob man da auch noch mitmischen darf. Die Tage, die Sie mit mir
verbracht haben, Alexa, haben mir außerordentlich gut gefallen. Das müsste man
wiederholen – wiederholen und ausbauen.«
    Birne sollte was sagen, er schwieg.
    »Hier.« Ihr Chef hatte denselben Flyer in der Hand, den er gestern vom Künstler bekommen hatte. »Kommt da hin, da
erfahrt ihr einiges, was verschwiegen wird.«
    »Den hab ich schon«, sagte Birne.
    »Das ist ja interessant. Woher, wenn ich fragen
darf?«
    »War im Künstlerhaus, da hab ich ihn bekommen.«
    »Im Künstlerhaus? Interessant, da stellt ein
Bekannter von mir aus, von dem hab ich einige Bilder. Aber Sie werden nicht
wegen der Bilder dort gewesen sein. Sie sind mehr aufs Bier aus, nehme ich an.
Und auf dem Heimweg gab’s dann einen Zusammenstoß mit einer Straßenlaterne.«
    »Ich habe mir die Bilder angeschaut.«
    »Klar.«
    Birnes Handy klingelte jetzt,
ausgerechnet.
    »Das Schlimme ist«, sagte der Chef, »dass man auch hier noch
Empfang hat, du denkst, du hast die Stadt hinter dir mit ihren Abgasen und
ihrem Dreck, doch die Strahlen sind immer noch unter uns.«
    Birnes Anrufer legte auf.
    Der Chef holte seinen Geldbeutel heraus und legte vor Alexa
100 Euro hin. »Die bekommen Sie, wenn Sie hier vor meinen Augen ihr Handy
zerstören.«
    Alexas blickte auf das Geld.
    »Was ist?«, drängte sie der Chef. »Und was ist mit Ihnen?« Er
schaute zu Birne.
    Auch der schwieg.
    »Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn Sie’s gemacht hätten«,
sagte er und steckte sein Geld ein. »Es wäre besser, wenn Sie es trotzdem machen.
Es geht um Ihre Gesundheit.« Er stand auf. »Und überlegen Sie sich gut, ob Sie
Ihre Beziehung intensivieren. Im gleichen Geschäft ist das immer problematisch.
Ich will damit nur sagen, dass Sie bisher einen guten Eindruck machen, Alexa,
und wir uns durchaus vorstellen können, Ihnen einen Platz in unserem Haus

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