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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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diese
Drecksau seinen Abfall durcheinanderbrachte , sondern
weil er sich auch noch anmachen lassen musste.
    »So«, sagte der Müllinspektor und richtete sich auf. »Jetzt
können Sie aufräumen.« Birne schaute ihn an. »Worauf warten Sie? Ich habe nicht
ewig Zeit, fangen Sie an.«
    Birne bückte sich und raffte die Plane, auf der alles lag,
zusammen. »Hey, Moment«, hielt ihn der Inspektor auf. »Was machen Sie da?«
    »Aufräumen.«
    »Na, dann hat meine Belehrung ja gar keinen Wert, wenn Sie
alles wieder zusammen schmeißen. Oder? Das trennen wir jetzt fein säuberlich,
so wie ich es Ihnen beigebracht habe.«
    »Haben Sie Handschuhe für mich?«
    »Nein. Wollen Sie das andere Paar aus Ihrem Auto holen?«
    Der lief von früh bis spät durch die Welt und demütigte die
anderen. Als Nächstes würde er von Birne verlangen, die Hosen herunterzulassen
und sich zum Sortieren einen Besen ins Arschloch zu schieben. Den würde einer
erschlagen, bevor Krebs und Infarkt eine richtige Chance bekommen hatten.
    Birne erledigte das von ihm Verlangte, warf alles
in die richtige Tonne und stand dann mühselig balancierend mit leeren Flaschen
und Papier auf der Straße und musste zusehen, wie dieses Grauen am Montagmorgen
ihm noch eine Ordnungswidrigkeit ausschrieb. »Das nächste Mal wird ein Bußgeld
draus, nur damit Sie das wissen. Da müssen Sie jetzt nicht maulen, das machen
die meisten, aber bringen tut es nie was. Das sind die Gesetze, die halten wir
nun mal ein. Jetzt und in Zukunft«, waren die letzten Worte, bevor der Mann im
einsetzenden Regen verschwand.
    Birne schmiss, sobald er sich sicher wähnte, seinen Ballast
in irgendeine Tonne und eilte.

     
    Er war spät dran und dann ehrlich erleichtert,
weil alle im großen Büro standen und Sektgläser hielten: Es gab anscheinend was
zu feiern.
    »Servus, Birne«, schrie Werner und nahm ihm die Furcht. Birne
griff sich ein volles Glas vom Schreibtisch und prostete den anderen zu. »Was gibt’s
denn zu feiern?«, wollte er wissen.
    »Herr Birne.« Das war der Chef. »Hätten Sie einen Moment für
mich?«
    »Gern.«
    »Gehen wir schnell nebenan.« Er stand auf und führte Birne in
sein Büro, schloss die Tür. »Setzen Sie sich bitte. – Gefällt es Ihnen bei
uns? So nach der ersten Woche.«
    »Außerordentlich.« Birne fühlte den Sekt im Glas in seinen
Händen lauwarm werden.
    »Was haben Sie denn gemacht die vergangene
Woche?«
    »Was hab ich gemacht? Ich hab mich halt ein bisschen
reingearbeitet – mir alles so ein bisschen angeschaut.«
    »So? Angeschaut? Und eingelebt haben Sie sich auch schon in
Kempten?«
    »Jo, ziemlich.«
    »Schon was anderes als München.«
    Birne gefiel der Ton in der Stimme seines Chefs
nicht richtig, trotzdem antwortete er: »Ja, schon was anderes.«
    In seiner Hosentasche vibrierte und piepte es: Birne bekam
gerade eine SMS.
    »Was war das?«, fragte der Chef.
    »Das war eine SMS. Ich habe eine SMS bekommen«, antwortete
Birne.
    »Ist das was Wichtiges? Sehen Sie nach.«
    »Nein, nein, das ist nichts Wichtiges, kann ich nachher
nachsehen«, sagte Birne und beging damit seinen letzten Fehler.
    »Soll ich Ihnen sagen, was Sie die vergangene Woche gemacht
haben? Nichts, zumindest nichts Produktives. Das ist Ihr sechster Tag hier, und
Sie sind zu spät …«
    »Das kann ich erklären – ich bin von einem Müllinspektor
kontrolliert worden.«
    »Dürfte ich bitte ausreden?«
    »Selbstverständlich.«
    »An Ihrem zweiten Arbeitstag sind Sie stockbesoffen
erschienen, und jetzt, jetzt halten Sie schon wieder Sekt in der Hand.«
    »Ich dachte, es gäbe etwas zu fei…«
    »Herr Birne, ich habe mir das jetzt lang genug angeschaut –
lang genug für mich«, ließ der Chef Birne nicht ausreden. »Ich muss leider
enttäuscht feststellen, dass ich mich in Ihnen getäuscht habe.« Birne fand,
dass er sich furchtbar umständlich ausdrückte. »Das kommt nicht oft vor, ich
kenne die Menschen, aber hier, hier scheint mir ein Fehler unterlaufen zu sein.
Ich habe mir gedacht, der Herr Birne, der macht einen soliden Eindruck auf
mich, auf den kann ich ein neues Haus stellen.«
    »Zweifelsohne.«
    »Ich war noch nicht fertig, lassen Sie mich
ausreden.«
    »Gern.«
    »Nun muss ich aber feststellen, dass Sie ein Ballast für
unser Unternehmen sind – Sie werden verstehen, dass ich handeln muss, bevor
mich Gesetze an den Ballast binden.«
    »Moment, da würde ich gern noch mal einhaken …«
    »Sie sind gleich

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