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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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war das Gegenteil von Spaß. Ohne zu brennen, sprang er aus dem Feuer auf den
Buben zu, riss ihm die Flasche aus der Hand und begann nun seinerseits, seinen
Gegner mit 40-Prozentigem zu begießen.
    Er hätte ihn auch ins Feuer geschmissen, die
Folgen wären ihm scheißegal gewesen. Notwehr!, dachte er. Der andere war
betrunken, der Tod wäre qualvoll, aber gedämpft gewesen. Birne hätte es getan
in diesem Moment. Aber es war auch der Moment, in dem die anderen zurückkamen,
ihn packten und zu Boden warfen.
    Der Blasse haute Birne zwei Mal seinen Schuh ins Gesicht.
    »Jetzt kriegst du alles zurück, du Drecksau.«
    »Er hätte mich beinahe angezündet«, petzte der Hip-Hopper .
    »Dann brennt er jetzt selbst.«
    Birne sprang auf. Todesfurcht.
    »Hört zu, Buben. Ihr baut jetzt Scheiß. Macht euch nicht
unglücklich für euer Leben.«
    Der Blasse lachte. Unheimlich. Er sagte nichts, er lachte
nur. Die anderen schauten ihn ebenfalls befremdet an.
    »Ich zahl euch 30 Liter Bier, dann ist alles in Ordnung, dann
lachen wir alle.«
    »Was willst du denn? Meinst du, wir haben kein Geld für
Alkohol?« Der Blasse nahm die Wodkaflasche vom Boden auf und bespritzte Birne.
»Ich schütt ihn weg, den Schnaps, ich hab genug. Mehr, als ich saufen will.«
    Der Dicke sprang in seinen Weg. »Hör auf, Olli. Es langt. Der
hat Angst.«
    »Es langt nicht. Was will der hier? Warum lässt er uns
nicht?«
    »Ich hau sofort ab.«
    »Was willst du hier?«
    »Ich bin wegen Simone da.«
    »Ach, die gehört dir? Dann pass auf, wie ich dir deine Alte
vor deinen Augen ficke«, sagte er und fummelte an seiner Hose.
    Das war krass demütigend, fraglos, und schlimm für Simone,
aber Birne hoffte, so mit dem Leben davonkommen zu können, das war ihm jetzt
durchaus wichtiger als alles andere. Simone hatte sich und ihn gewaltig
reingeritten.
    Der blasse Olli überlegte es sich anders, wohl, weil ihn ein
Schmerz an der Leiste daran erinnerte, dass Birne an eben jener Stelle bei der
letzten Begegnung triumphiert hatte. Oder auch weil er sich das doch nicht
zutraute, gerade auch vor seinen Freunden – eine Vergewaltigung.
    Eine peinliche Situation, die sich verstärkt hätte, wäre
nicht Simone vornüber gekippt. Sie versengte sich die Spitzen ihrer Haare,
nicht viel, aber es roch.
    Die Buben zogen sie besorgt und mit viel nervösem
Scheiße-Sagen vom Gefahrenort .
    Dann kam der schockgefrorene Birne
an die Reihe, sie schlugen ihn, zu dritt, und er gab auf.
    Es war Blut. Er schmeckte Blut. Es war seines. Das tat weh.
Aber sie hatten ihn gewarnt. Er erhielt die ihm angemessene Abreibung. Er hatte
ihnen nicht geglaubt, und jetzt traf ihn eine Stange am Kopf und wäre der jetzt
gebrochen, dachte er sich, könnte er das nicht denken.
    Die Bewusstlosigkeit lief auf ihn zu wie ein rettender
Mantel, und er ließ sich in seine Arme fallen, nun hatte er den ersten Anstieg
hinter sich, nun konnte er sich tragen lassen von ihm, bis zum Erwachen, wo das
eigentliche Grauen erst auf ihn wartete. Solange hatte er Ruhe.

     
    Sie richteten Birne übel zu. Er lag bald am
Boden, sie hörten erst recht nicht auf, sondern ließen es weiter auf ihn
einkrachen. Sie wollten sein Blut und sie bekamen es ordentlich. Erst die
Angst, ihn totzuschlagen, als er sich nicht mehr rührte und nur noch schwach
atmete, brachte sie dazu aufzuhören. Sie wollten keinen Ärger, sie wollten
keine Konsequenzen und sie spürten, dass das welche geben könnte. Zum ersten
Mal im Leben.
    Sie liefen davon und hofften das Beste. Sie erlagen ihrem
schlechten Gewissen, kamen zurück und brachten Birne in ihre Hütte. Sie
stellten ihm die Flasche mit dem Schnaps hin und schworen, am nächsten Tag mal
zu schauen, was passiert sein könnte.
    Simone war ein Problem, sie war sehr betrunken gewesen, fast
unangenehm betrunken. Sie hatten Sorge, sie später auf dem Hals zu haben. Die
Knutscherei hatte die Welt wieder repariert, denn damit hatte sie bewiesen,
dass sie noch zu etwas zu gebrauchen war.
    Simone war aufgewacht mitten unter ihren Prügeln. Birne lag
bereits bewusstlos, bekam aber noch immer Schläge. Sie hatte angefangen zu
lachen, plötzlich, das hatte sie verunsichert und angefeuert. Dann hatte sie geschrien und wäre ihnen beinahe hysterisch geworden. Auch
wegen Simone hatten sie aufgehört, sie hatten sie gepackt, ihr gedroht, der
Dicke hatte sie sogar geschlagen, als sie gar nicht mehr aufhören wollte zu
kreischen. Ihr Widerstand war daraufhin

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