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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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gebrochen. Sie hatten sie auf ein Moped
gesetzt und, nachdem sie zum zweiten Mal an der Hütte gewesen waren und Birne
dort hineingebracht hatten, nach Kempten zurückgefahren und sie auf irgendeine
Straße geschmissen, nicht ohne sich von ihr lallend versichern zu lassen, dass
sie den Weg von hier nach Hause finde. Sie waren selbst heimgefahren, jeder zu
sich nach Hause, und waren eingeschlafen in der aufrichtigen und vergeblichen
Hoffnung, dass der Abend nur ein Albtraum gewesen war.

     

9. Tag
    Als Birne erwachte, war es hell und das Feuer
vor der Hütte erloschen, der letzte Funke vom Morgentau erdrückt. Birne hatte überall Schmerzen und keine Ahnung, wie er dran war, ob
er gehen konnte oder einen Krankenwagen brauchte. Er wusste nicht, wie spät es
war, ob das Klebrige auf der Haut Blut oder Dreck und ob etwas gebrochen war.
Er befand sich in der schmutzigen Hütte auf einer dreckigen Sitzbank. Vor ihm
stand ein Tisch mit zahlreichen Brandlöchern. Er konnte auf den Boden sehen, wo
ein ekelhafter, ehemals weißer Teppich lieblos hingeworfen lag. Die Flecken
darauf stammten von Cola-Mischgetränken, die entweder direkt verschüttet worden
waren oder bereits einen Magen von innen erlebt hatten, bevor sie mit dem
Restinhalt diesen Boden besudelten. An den Wänden hingen Deutschlandflaggen und Böhse-Onkelz-Tourneeposter . Birne fühlte einen
Verdacht bestätigt. Es gab außerdem noch zwei Kästen, halb voll mit leeren
Flaschen, und eine alte, wahrscheinlich nur mangelhaft funktionierende
Stereoanlage.
    Birne rührte sich, um seine Glieder zu kontrollieren und
verspürte eine unheimliche Müdigkeit. Es war nicht kalt, und der Schmerz ließ
sich bei wenig Bewegung ertragen. Er tauchte wieder weg ohne ein Gefühl, wie
lange er das Bewusstsein verlor.
    Ein heranfahrendes Auto weckte ihn. Er wunderte sich einen
Moment, wieso es jenen möglich war, ganz herzufahren, während sie mit dem
blöden Tim hatten gehen müssen. Wer auch immer das war, er erwartete nichts
Gutes von denen. Birne sprang auf – viel schneller, als er es sich ob seiner Verletzungen
zugetraut hätte. Er schaute durch das zerbrochene Fenster ins Freie. Dort war
niemand. Das Auto musste hinter der Hütte geparkt worden sein und es stieg
jemand aus. Eine kleine Chance hatte er, unbemerkt über den Platz vor der
Hütte, die Feuerstelle, zu rennen und sich gegenüber in die Büsche zu schlagen.
Er stieß die Tür auf und rannte um sein Leben. Ohne auf irgendetwas zu achten,
erreichte er das schützende Gestrüpp und die Bäume und verschwand darin, ohne
verborgen zu sein – zu lose standen Büsche und Bäume. Dafür fiel der Boden
unter seinen Füßen ab und er selbst einen winzigen Abhang hinunter. So war er
auch nicht mehr zu sehen. Er verschnaufte erleichtert.
    Es waren Schritte zu hören auf den losen Brettern, die vor
der Hütte lagen. Birne richtete sich halb auf. Es fiel ihm nicht leicht, alles
tat weh. Er war entschlossen, sich nicht einfach totschlagen zu lassen, falls
seine Feinde beschlossen hätten, dass das das Beste sei, was man mit ihm
anstellen könne.
    Der oder die Besucher waren in der Hütte verschwunden, er
konnte nicht erkennen, wer das war und wie viele. Birne duckte sich und hoffte,
dass man ihn nicht entdecken würde.
    »Du, da war doch gerade was?«, hörte er eine Männerstimme
fragen.
    »Weit kann er nicht sein«, entgegnete eine andere.
    »Ja, hier drin ist er nicht mehr.«
    Birne drückte sich auf den Boden und versuchte, leise zu
atmen. Sein Herz schlug wie irr. Sie konnten ihn hier nicht sehen. Wenn sie
anfingen, in der gegenüberliegenden Richtung zu suchen, konnte er entkommen.
    »Du schau, der muss geblutet haben wie eine Sau.«
    »Da ist noch ein Tropfen.«
    Birne begann zu zittern.
    »Da ist eine richtige Spur. Leck mich.«
    »Da bewegt sich was.«
    Sie kamen zu ihm herüber, er schloss die Augen und wünschte
sich, beten zu können.
    »Sag mal, haben die hier gegrillt auf dem Feuer?«
    »Um die Jahreszeit? Glaub ich nicht.«
    »Aber es riecht so.«
    »Stimmt.«
    »Schau mal da drüben, da war was.«
    Die Schritte entfernten sich, Birne wagte einen Blick und sah
Polizistenrücken. Es waren die Beamten, die ihn aus der Wohnung abgeführt
hatten. Mit denen wollte er nichts mehr zu tun haben. Er duckte sich wieder.
    Einer sagte: »Da ist auch nichts.«
    Der Zweite: »Und auf der anderen Seite?«
    »Jetzt komm, weißt du, was wir hier machen? Hierher kommen
gelegentlich die

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