Alpengrollen: Kriminalroman
Flachländerin deutete auf sein Weißbier.
»Ich habe auch Durst«, meldete sich jetzt ihre blonde Freundin schräg gegenüber von Max zum ersten Mal zu Wort.
»Dafür haben wir hier in Bayern und Österreich immer größtes Verständnis. Das Bier gibt es drinnen.« Max grinste zu ihr hinüber und zeigte auf den Hütteneingang hinter ihnen.
»Gut. Dann hole ich uns welches«, sagte sie entschlossen. »Wollen Sie auch noch eins?«
»Gerne. Aber nur, wenn ich selbst bezahlen darf.« Er kramte in der Innentasche seines Anoraks, um seinen Geldbeutel herauszuholen.
»Ist schon okay. Das erledigen wir später. Ich habe Geld.« Sie lächelte kurz und entfernte sich ohne große Eile. Max sah ihr eine ganze Weile lang nach und begann wieder seine Gulaschsuppe zu löffeln. Nett, bemerkte er. Sehr nett. Und verdammt hübsch obendrein.
»Nicht, dass Sie jetzt denken, wir wollen aufdringlich sein. Aber ich muss gestehen, dass wir uns mit Absicht zu Ihnen gesetzt haben«, nahm die junge Frau neben ihm den Gesprächsfaden wieder auf. »Wir sahen Sie vorhin nämlich den Steilhang hinunterfahren. Vom Lift aus. Und dachten beide sofort, dass wir diesen Mann unbedingt
kennenlernen müssen. Du liebes bisschen. Wo lernt man denn nur so toll Ski zu fahren? Und wo um alles in der Welt bekommt man solch originelle Hosen?« Sie zeigte auf seine Knickerbocker und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
»Die Hosen habe ich auf dem Speicher gefunden. Und das mit dem Skifahren hat verschiedene Gründe. Erst mal braucht man Talent. Ohne Talent geht nix. In keinem Sport. Und dann muss man natürlich am besten aus Süddeutschland, Österreich oder der Schweiz sein. Damit man möglichst oft in die Berge kommt. Darüber hinaus bin ich aber schon in meiner Jugend viele Jahre lang Skirennen gefahren.« Max bemerkte ihren überaus interessierten Blick gar nicht, so eifrig referierte er über sein Lieblingsthema.
»Skirennen? Sie meinen, so wie im Fernsehen?« Sie kämmte ihre langen roten Locken langsam mit den Fingern beider Hände nach hinten.
»Ja, sicher. So ähnlich jedenfalls.«
»Einfach unglaublich!« Sie schien jetzt genauso platt zu sein wie ihre Heimat im hohen Norden. Oder zog sie hier gerade nur eine Riesenshow ab, um ihn anzumachen?
»Halb so wild«, murmelte er verlegen. Dann hob er schnell sein Glas und trank seinen letzten Schluck Bier.
»Könnten Sie uns denn beibringen, wie das geht?«, gurrte sie und blickte ihm versonnen ins Gesicht.
»Ach, du lieber Gott, nein. Da gehen Sie mal lieber in einen Skikurs. Ich mache ja nur ein paar Tage Urlaub. Und da möchte ich, mit Verlaub gesagt, so fahren, wie ich Lust habe. Wir können ja gerne mal alle zusammen was essen gehen. Aber Ski fahren, nein. Leider! Nicht böse sein.« Die will doch was von dir, Raintaler. Oder?
»Um Himmels willen. Ich bin doch nicht böse. Und essen klingt gut. Ich bin immerzu ganz schrecklich hungrig. Den ganzen Tag lang. Wie wäre es denn gleich heute Abend? In so einem urigen einheimischen Lokal?« Sie beugte sich zu ihm hinüber und blinzelte ihm einladend zu.
Max musste schmunzeln. »Das können wir natürlich machen. Ich muss nur nachher, wenn die Lifte geschlossen sind, noch in mein Hotel fahren, einchecken und duschen. Dann bin ich zu jeder Schandtat bereit.« Herrschaftszeiten, die geht aber ran. Und sie schaut auf jeden Fall super aus. Aber ihre Freundin gefällt mir, glaube ich, sogar noch besser.
»Wirklich?« Ihre dunklen Augen standen weit offen. Eine Mischung aus Unglauben und freudiger Erregung machte sich in ihrem Gesicht breit. Sie schien seinen letzten Satz nicht ganz richtig verstanden zu haben.
»Das sagt man bei uns so, wenn man ›ja, gerne‹ meint.«
»Ach so.« Sie lachte ertappt und wurde ein klein wenig rot. »Das ist ja ganz toll«, fuhr sie dann fort. »Das freut mich sehr. Und meine Freundin Johanna sicher auch. Ich bin übrigens Ruth.« Sie reichte ihm ihre mit Gold und Silber üppig beringte, kräftige Hand.
»Max«, sagte Max burschikos und schlug ein.
Warum denn nicht mal mit zwei netten Holländerinnen zum Essen gehen? Die werden mich schon nicht beißen. Und ich sie sowieso nicht. Obwohl, wer weiß? Vielleicht ja doch. Herrschaftszeiten, das ist doch mal wieder ein perfekter Urlaubsstart.
Als die blonde Johanna mit dem Bier zurück war, prosteten sie sich fröhlich zu. Dabei stellten sich Max und Johanna auch noch gegenseitig vor. Dann einigten sich alle drei auf das Du. Und genossen eine gute Stunde lang
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