Alpengrollen: Kriminalroman
Skipiste zerstört! Attentat! Attentat!«
»Geh, jetzt plärr hier halt nicht so saublöd herum, mit deinem besoffenen Schmarrn! Wir wollen essen!« Ein älterer, schnauzbärtiger Herr herrschte den Schreihals von seinem Sitzplatz aus ungeduldig an.
»Nix Schmarrn! Es ist wahr! Schaut halt selber hin!« Der aufgedrehte Tiroler Hiob rannte wie eine Furie zur Tür hinaus. Einige Gäste folgten ihm tatsächlich auf dem Fuße. Ein paar Minuten später waren sie wieder zurück.
»Von hier aus ist nichts zu sehen!«, vermeldete eine große, mollige Frau, die ihrer Aussprache nach Kölnerin sein musste, als sie an den Nebentisch zu ihrem noch größeren und noch molligeren Begleiter zurückkehrte. »Nur bei der Talstation drüben blinken ein paar Blaulichter.«
»Wenn da tatsächlich der Schnee in die Luft geflogen ist, werden wir es morgen noch früh genug sehen. Was meint ihr?«, meinte Max und sah seine Tischdamen fragend an.
Aber Moment mal, dachte er dann. Vielleicht stimmt es ja sogar. Vorhin im Auto, beim Einparken. Da hatte ich doch kurz das Gefühl, als ob es ein Stück weiter weg gekracht hätte. Aber wer denkt sich dabei schon großartig was? Schließlich sind Lawinensprengungen hier in den Bergen an der Tagesordnung.
»Natürlich, Max«, erwiderte Johanna. »Außerdem bin ich gerade viel zu hungrig, um mir eine zerstörte Skipiste anzusehen. Ich hoffe nur, dass dabei keine Menschen verletzt wurden. Das wäre allerdings schrecklich.«
»Das ist wohl wahr«, bestätigte er, während er einen Moment lang das Bild von rotem Blut auf weißem Schnee vor seinem inneren Auge hatte. Und was, wenn Sabine dabei verletzt worden war? Geh, hör doch auf, Raintaler. So ein hirnrissiger Schmarrn, verdrängte er den Gedanken gleich wieder.
Ruth nickte nur kurz angebunden mit dem Kopf. Sie hatte gerade gar keine Zeit für Rennstrecken, auf denen sie sowieso nicht fahren durfte. Ihr Blick war starr auf die herannahende Kellnerin gerichtet. Endlich. Das Essen kam. Drei dampfende, appetitlich angerichtete Teller landeten vor ihnen auf dem Tisch. Selbst Ruth bedankte sich wie die beiden anderen. Und dann machten sie sich gierig darüber her. Die lange Wartezeit hatte sich gelohnt. Es schmeckte hervorragend. Gut gelaunt kauten und scherzten sie vor sich hin. Und Ruth sorgte zusätzlich für Stimmung, indem sie die aufgekratzte Unterhaltung zwischendurch immer wieder mit kleinen erotischen Spitzen würzte. Als Max die Rechnung für alle bezahlt hatte, brach das fesche Trio noch in eine Bar um die Ecke auf. Ruth, die bisher so gut wie keinen Alkohol getrunken hatte, nahm Max vor der Tür kurz beiseite und versicherte ihm, dass sie ihn später auf jeden Fall nach Hause fahren würde, wenn er das wolle. Er könne also ganz beruhigt weitertrinken und sein Auto bis morgen hier auf dem Parkplatz stehen lassen. Sie trinke sowieso am liebsten Wasser.
»Kommt gar nicht in Frage«, protestierte er. »Ich brauche die Karre morgen. Irgendwie muss ich ja zur Talstation kommen. Außerdem habe ich erst drei Bier intus. Eine Halbe geht schon noch. Und danach ist sowieso Schluss.«
Dass man nach vier Halben selbst in den Bergen nicht mehr mit dem Auto fahren durfte, wusste er als Exkriminaler natürlich. Aber es war ihm im Moment herzlich egal. Urlaub ist schließlich Urlaub. Kurz bevor sie in die bekannte Promitränke eintraten, fiel ihm auf der anderen Straßenseite eine große, schwarze Limousine auf. Der Fahrer stand in einer dunklen Chauffeursuniform samt Mütze daneben und rauchte. Max drehte sich aus der geöffneten Tür noch einmal nach ihm um. Und beobachtete dabei, wie zwei kräftige Gestalten in schwarzen Anzügen, die eine Frau oder ein Mädchen im Minirock zwischen sich hatten, auf den Wagen zugingen. Sie kamen wohl aus dem Club an der Ecke. Schienen zu streiten. Sie keifte laut in einer fremden Sprache. Vielleicht russisch. Der Mann zu ihrer Rechten schrie in derselben Sprache zurück und schlug ihr hart ins Gesicht. Noch ehe Max zu ihm hinüberrufen konnte, dass er gefälligst damit aufhören solle, saßen alle vier auch schon in ihrer riesigen Luxuskarosse. Der Fahrer gab Gas und weg waren sie. Ich habe ja gar nicht gewusst, was für stillose Leute sich hier neuerdings herumtreiben, staunte Max und sah ihnen nach, bis sie um die nächste Ecke verschwunden waren. Das waren doch eindeutig Kriminelle. Da kann man ja bloß hoffen, dass Sabine nicht doch in die Hände von solchen Burschen gefallen ist. Geh, so ein Schmarrn. Was hab
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