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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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er nicht einmal seinem ärgsten Feind gewünscht hätte.
    »Max?« Anneliese klang alles andere als geduldig.
    »Ja, Anneliese. Einen kleinen Moment, bitte. Mir geht es gerade nicht so gut.«
    »Okay …« Genervt ließ sie ihm eine halbe Minute Zeit, um endgültig zu sich zu kommen.
    »Also, ich habe was herausbekommen«, berichtete ihr Max dann mit gesenkter Stimme. »Sabine ist mit so einem Typen …, irgendeinem … Fridolin vor drei Tagen zum letzten Mal gesehen worden. Der wohnt hier bei einem Freund. Einem gewissen … Helmut. Helmut Schacherer. Dessen Eltern sollen hier ein Haus haben. Ich finde seine Adresse raus und besuche ihn später. Dann melde ich mich wieder. Ich schätze, dass sie einfach mit diesem Fridolin zusammen ist. Okay?«
    »Okay, Max. Vielen Dank. Das sind ja gute Neuigkeiten. Und erhol dich gut. Es muss ja eine schreckliche Nacht gewesen sein, so wie du dich anhörst.« Sie klang jetzt mehr als erleichtert und auch schon wieder etwas versöhnlicher.
    »War es, Annie. War es. Auf jeden Fall. Also dann. Servus.«
    »Servus, Max. Und noch mal danke.«
    Er legte auf und versuchte wieder in die Rückenlage zurückzugelangen, ohne dabei seine höllischen Kopfschmerzen erneut zu aktivieren. Dann schloss er langsam die Augen und ordnete seine Gedanken. Wie lange war denn diese Fete gestern noch gegangen? An das Gespräch mit Sabines Freundinnen konnte er sich noch wunderbar erinnern. Und an den Soldaten und den Indianer ebenfalls. Dann war er an den Tisch zu Johanna zurückgegangen … Und dann haben sie noch weiter getrunken … Dann ist Maria, die Wirtin, an ihren Tisch gekommen und hat diese Flasche Champagner gebracht … Und später jedem von ihnen noch einen Cocktail mit Strohrum … Und dann noch mal einen … Ja, und dann …
    »Hallo, Max. War das die Mutter von dem Mädchen, das du suchst?« Johanna streichelte ihm sanft über sein stacheliges Gesicht und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.
    »Guten Morgen, schöne Johanna. Ja, das war Anneliese. Sie macht sich andauernd Sorgen. Ich habe sie beruhigt. Habe ihr gesagt, dass ihrer Tochter bestimmt nichts passiert ist.« Ein kleiner, böser Stich fuhr ihm schlagartig durch die Gehirnwindungen. Seine schmerzverzerrte Leidensmiene dabei hätte es mit der jedes Schwerverletzten aufgenommen.
    »Aber Mütter machen sich nun mal Sorgen. Das ist ganz natürlich.«
    Sie sah aus, als wüsste sie, wovon sie sprach. Hatte sie etwa selbst ein Kind? »Hast du auch ein Kind?«, platzte es aus ihm heraus.
    Gleichzeitig ärgerte er sich darüber, dass die indiskrete Frage einfach so, ohne jedes Hindernis, an seiner inneren Zensur vorbeigerauscht war. Vielleicht ist ihrem Kind ja was zugestoßen und sie will nicht daran erinnert werden. Oder sie kann keine Kinder kriegen und leidet darunter. Herrschaftszeiten, Raintaler. So etwas fragt man doch nicht. Wenn sie dir was zu sagen hat, wird sie es schon von selbst tun.
    »Nein, aber ich bin eine Frau. Und ich habe selbst eine Mutter.« Das sollte ihm wohl als Antwort genügen. Mehr hatte sie dazu jedenfalls nicht zu sagen. »Wie geht es dir?«, fuhr sie stattdessen mit dem naheliegendsten Thema dieses Morgens fort und gab ihm ein Schmetterlingsküsschen auf die nackte Brust.
    »Schlecht.«
    »Mir auch. Wollen wir duschen?«
    »Ja. Aber lass mich vorher noch schnell meinen Blutdruck messen. Ja?«
    »Natürlich. Ich gehe schon mal vor. Bist du krank?«
    »Nein, nein, Johanna. Ich habe nur ein bisschen zu hohen Blutdruck. Ich muss ihn regelmäßig kontrollieren.«
    »Und wie viel?«, rief sie wenig später vom Bad aus in den kleinen Schlafraum hinüber.
    »Ganz schön hoch. 140 zu 90.«
    »Ist das nicht normal?«
    »Nein, erhöht. Trotz Tabletten. Kommt wohl vom Alkohol. Da nehme ich lieber gleich noch eine.« Er schnappte sich die Packung mit den Blutdrucksenkern und machte die paar Schritte zu ihr ins Bad hinüber.
    »Darf man davon schlucken, so viel man will?«, erkundigte sie sich, als er seine Pille mit etwas Wasser vor dem kleinen weißen Spiegelschrank in seinen angegriffenen Magen hinunterspülte.
    »Ich glaube schon. Meistens nehme ich nur eine am Tag. Aber wenn Alkohol im Spiel war … Man will ja nicht auf einmal umfallen oder so.«
    »So schlimm steht es um dich? Das merkt man gar nicht, wenn man dich Skifahren sieht.« Sie berührte besorgt seine nackte Schulter mit ihrer Hand.
    »Halb so wild, Johanna. Halb so wild.« Er machte jetzt dieses bestimmte Gesicht, das er immer machte,

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