Alpengrollen: Kriminalroman
könne er ihm gleich geben. Max schrieb mit, fragte dann noch, wie es denn so laufe in der alten Tretmühle, wartete die lapidare Antwort »Wie immer halt!« ab und bedankte sich, bevor er wieder auflegte. Wegen diesem Fridolin schaue er noch mal genauer nach, hatte Franz vorher versprochen. Da gleiche er mal ein paar Daten ab. Schule, Geburtsjahrgänge, etwaige Gemeinsamkeiten von diesem Helmut und einem gewissen Fridolin halt. Mal sehen, was sich da finden lasse.
Nach dem Telefonat gingen sie mit Sabines Sachen unter den Armen zurück aufs Zimmer, um das nachzuholen, was sie schon gestern Abend nach der Bar hatten tun wollen. Und genossen es in vollen Zügen. Zärtlich. Verspielt. Leidenschaftlich. Mit freiem Blick auf das schneebedeckte Massiv des Wilden Kaisers.
Als Max danach ganz entspannt seinen Blutdruck prüfte, legte sich ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht. »110 zu 70. So niedrig war der ja noch nie!«, rief er freudig aus. Das muss wohl an allem zusammen liegen. An meinen Tabletten, an Marias Katertrunk und vor allem an Johanna.
»Das freut mich für dich«, erwiderte die blonde Holländerin, während sie ihre Kleider zusammensuchte. »Aber hör mal. Wärst du mir sehr böse, wenn ich dich jetzt verlasse? Ich würde mich gerne zu Hause umziehen. Und dann mit Ruth noch einmal zum Skifahren gehen. Zum letzten Mal vor der Heimfahrt. Du weißt schon … Wie so was eben ist …«
»Ja, aber wieso sollte ich da böse sein? Kein Problem. Ich wollte ja sowieso am liebsten wieder auf die Piste. Wenn ich schon mal hier bin …«, antwortete Max. »Also, auf geht’s!«
Er verstaute Sabines Klamotten, in denen er keine besonderen Hinweise hatte finden können, in seinem Schrank. Dann zog er seine Knickerbocker an und bestellte ein Taxi. Als sie die kleine, verschneite Auffahrt mit knirschenden Schritten zur Straße hinunterspazierten, vermisste er auf einmal etwas. »Komisch. Ich höre den Hund gar nicht«, fiel es ihm ein.
»Keine Ahnung. Vielleicht schläft er ja.«
»Das wäre aber das erste Mal. Warte mal kurz!« Er spurtete flugs die paar Schritte zu der hellbraunen Hundehütte hinüber und schaute hinein. Das Tier lag drin. Aber es rührte sich nicht. »Was ist denn mit dem? Der sieht ja aus wie tot. Komm doch mal!«, rief er ihr zu.
Sie eilte herbei. Dann beugte sie sich ebenfalls in die kleine, mit Stroh ausgelegte Holzbehausung hinein. »Oder er ist total betrunken und schläft«, meinte sie. »Riechst du das denn nicht?« Sie zog schnüffelnd ihr hübsche kleine Nase kraus.
»Was?«
»Na, das stinkt doch hier total nach Alkohol.« Angewidert wedelte sie ihm eine Handvoll Luft ins Gesicht.
»Ich rieche nichts. Muss aber nichts heißen. Ich habe nämlich chronische Nasennebenhöhlenentzündung und rieche schon seit Jahren so gut wie gar nichts.« Er zuckte resigniert mit den Achseln.
»Da solltest du aber mal zum Arzt gehen.« Johanna legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter.
»War ich doch schon hundert Mal. Die können einem ja auch nicht gescheit helfen. Der eine sagt dies und der andere sagt das. Und am Ende stehst du doch wieder alleine da mit deinem maroden Körper.« Er lächelte tapfer.
»Ist es so schlimm?«
»Reden wir lieber nicht drüber.« Er hatte wieder diese widersprüchliche Mischung aus Fatalismus und Kampfgeist von vorhin im Blick. Sicher glaubt sie jetzt, ihr Held wäre ein kleiner Hypochonder, so wie sie mich anschaut. Wie Moni daheim. Ist mir aber egal. Schließlich fehlt mir ja unbestritten andauernd was anderes. Und wenn man das bedenkt, bin ich ja wohl wahrlich nicht besonders wehleidig.
»Da. Riech mal hier dran!«, forderte sie ihn auf. Sie hatte den Hundenapf hochgenommen und hielt ihn Max vors Gesicht.
»Ja, brutal!«, rief er aus. »Das rieche sogar ich. Das ist Strohrum. Eindeutig. Welcher Depp hat denn dem armen Tier dieses Zeug da hineingekippt?« Er bedeutete ihr mit einer schnellen Geste, das Corpus Delicti wieder dort abzustellen, wo es hingehörte, bevor noch einem von ihnen schlecht würde. Schließlich waren sie gerade erst dabei, vollständig auszunüchtern.
»Bestimmt ein betrunkener Depp. Oder?«, meinte Johanna.
»Sicher.« Max nickte nachdenklich.
»Aber der Hund lebt noch«, sagte sie. »Schau mal, wie er atmet. Der kommt bestimmt wieder zu sich, wenn er ausgeschlafen hat. Wir sollten Maria aber trotzdem Bescheid geben.«
»Okay. Ich lauf schnell rein und sag es ihr«, verkündete er und war schon weg.
Wenig später kehrte
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