Alpha: Thriller (German Edition)
sind alle anderen tot! Sie sind alle tot!«
Sie brach in Adams’ Armen zusammen, und er hielt sie einfach fest. Er hätte ihr sagen können, dass sie das Richtige getan hatte, dass sie jetzt auch tot wäre, wenn sie geblieben wäre, um den anderen zu helfen; dass ohnehin niemand überlebt hätte. Aber er wusste, dass das nur leere Allgemeinplätze waren. Lynn war eine außerordentlich begabte Frau, die klügste, die er je gekannt hatte. Er konnte ihr nichts sagen, von dem ihr logisch arbeitendes Hirn sie nicht bereits überzeugt hatte. Tatsache war, dass sie das Einzige getan hatte, was ihr übrig geblieben war, und er wusste, dass sie früher oder später damit fertigwerden würde, ganz gleich, was er sagte.
Und so hielt er sie einfach fest und ließ sie weinen.
»Ein Fischerboot hat mich aufgelesen«, fuhr sie später fort. Adams saß immer noch neben ihr auf dem Bett und hielt ihre Hand. »Sie hatten die Explosion gesehen. Ich schaukelte auf dem Wasser wie ein Bowlingkegel und wurde von meinem Rucksack an der Oberfläche gehalten. Als die Mannschaft mich herauszog, war ich unterkühlt, bewusstlos und stand unter Schock. Sie brachten mich an Land, auf eine Insel vor der Küste von Südchile, meldeten den Absturz über Funk und ließen mich medizinisch versorgen. Als ich schließlich aufwachte und mir klar wurde, wo ich war, bin ich in Panik geraten. Ich flehte den Arzt an, mich zu entlassen und zu vertuschen, dass ich jemals dort gewesen war. Ich habe ihm eine modifizierte Version der Ereignisse erzählt und ihm gesagt, ich fürchtete um mein Leben. Das stimmte ja auch – wenn der Absturz gemeldet und dabei erwähnt würde, dass es eine Überlebende gäbe, würden sie mich holen kommen, da war ich mir sicher. Ich habe weder damals noch heute daran gezweifelt, dass die Explosion des Hubschraubers eine Liquidierung war. Dieser Körper ist für irgendjemanden wichtig, so viel ist verdammt sicher.«
Adams dachte darüber nach, dass er weitere Hinweise darauf hatte – die abgefangene E-Mail, den Versuch, Informationen von ihm zu erpressen –, doch er beschloss, sie ihre Geschichte zu Ende erzählen zu lassen, bevor er ihren Verdacht mit seiner eigenen bestätigte.
»Der Arzt war einverstanden und gab mir sogar Reisegeld mit. Am nächsten Tag befand ich mich auf dem Festland und habe dir von dort aus die Nachricht geschickt. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte; ich hatte keine Ahnung, wem ich vertrauen konnte. Ich meine, ich hatte den Leiter der NASA mit der Nachricht der Entdeckung des Leichnams angerufen. An wen konnte ich mich sonst wenden? Vielleicht ist die NASA darin verwickelt, vielleicht auch nicht – vielleicht wurde die Nachricht abgehört, und eine andere Gruppe hat sich eingemischt. Wer weiß? Vielleicht kamen die Ingenieure nicht einmal von der Armee. Ich weiß nur, dass jemand alle töten will, die Kenntnis von diesem Leichnam haben.«
Lynn sah Adams in die Augen und drückte seine Hand fester. »Ich wusste ja nicht einmal, ob du es glauben würdest. Ich hatte die Nachrichten gesehen und wusste, dass ich bei dem ›Unfall‹ angeblich gestorben war. Ich habe gebetet, dass du davon hören, dass du es glauben würdest. Ich konnte doch nicht anrufen, konnte nicht riskieren, dass sie das Gespräch zurückverfolgen. Die E-Mail habe ich verschlüsselt geschickt, über ein paar Umwege, um ihren Ursprung zu verschleiern. Wenn du nicht innerhalb der nächsten paar Tage aufgetaucht wärest, hätte ich versucht, das Land allein zu verlassen. Meinen Pass habe ich noch, aber ich will ihn nicht benutzen – ich bin mir sicher, dass sie auf den Flughäfen nach mir suchen werden.«
Wenn nicht kurz zuvor vier bewaffnete Männer versucht hätten, Informationen über Lynns Aufenthaltsort aus ihm herauszuprügeln, hätte Adams sie für paranoid gehalten. Aber es sah tatsächlich so aus, als wäre jemand hinter ihr her, und dieser Jemand war in der Lage gewesen, die Mail abzufangen. Er hoffte, dass die anderen nicht darüber hinausgekommen waren.
Wieder sah Lynn auf. »Glaubst du mir?«
Er erwiderte ihren Blick und verlor sich in ihren klaren grünen Augen. »Ich glaube dir.« Er drückte sie an sich und küsste ihre Wange. »Ich glaube dir.«
Stephen Jacobs stocherte in den Holzscheiten, die in dem riesigen Kamin brannten, und spürte mehr, als dass er es sah, dass Commander Flynn Eldridge ins Wohnzimmer trat.
Eldridge, ein ehemaliger Commander des SEAL-Teams Sechs der US-Navy, war inzwischen für eine
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