Alpha: Thriller (German Edition)
diesen Jahren seinen Heiratsantrag gemacht, nachdem sie Hand in Hand mit der Bergbahn hinaufgefahren waren. Glücklich waren sie gewesen, so überglücklich.
Er hatte ihr in die Augen gesehen, ein Knie auf den Boden gesetzt und sie gefragt. Und sie hatte Ja gesagt. Es war der glücklichste Moment seines Lebens gewesen, und er hatte gewusst, dass sie genauso empfand.
»Hey!«
Als Adams die Stimme hörte, wandte er abrupt den Kopf. Er war so versunken in seine Gedanken und Erinnerungen gewesen, dass er nicht einmal bemerkt hatte, wie eine einzelne Frau sich aus einer Touristengruppe löste und von der Seite auf ihn zuging.
Lynn.
In all den Jahren hatte sie sich kein bisschen verändert. Wenn überhaupt, sah sie heute besser aus als bei ihrer letzten Begegnung. Sie stand offensichtlich unter großem Stress, doch obwohl sie wirkte, als hätte sie seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen, überstrahlte ihre Schönheit die Erschöpfung auf ihren Zügen.
Kein Zweifel, das war sie; Evelyn Edwards, lebendig und aus Fleisch und Blut. Also war die E-Mail echt gewesen, und sie brauchte seine Hilfe.
»Lynn«, sagte er schließlich, zog sie an sich und umarmte sie zum ersten Mal seit fünfzehn langen Jahren.
4
»Also, wie sieht es aus?«, fragte David McNulty und schlug den Ball dreihundert Meter über das Fairway. McNulty war in seinen jüngeren Jahren Halbprofi gewesen und fand am Wochenende immer noch Zeit für achtzehn Löcher, obwohl er inzwischen Präsident der Vereinigten Staaten war.
»Gut«, antwortete Tony Kern. »Die Handelsdelegation wird morgen in Peking eintreffen, und wir glauben, dass die Chinesen zustimmen werden. Der …«
Das schrille Klingeln seines Handys unterbrach Kern. Er starrte auf den Bildschirm und ging sofort heran, obwohl Präsident McNulty direkt neben ihm stand und auf eine Antwort auf seine Frage wartete.
»Ja«, sagte er einfach und beendete das Gespräch. Er ignorierte den Präsidenten, der immer noch erwartungsvoll neben ihm stand, wählte eine Kurzwahlnummer auf seinem Handy und wandte sich von McNulty ab.
»Nachricht von der NSA«, flüsterte er. »Santiago, Chile. Parque Metropolitano.« Er nickte. »Ja«, schloss er und drückte das Gespräch weg.
McNulty stand mit in die Hüften gestemmten Händen da und starrte seinen Assistenten an. »Bedaure, Tony, störe ich Sie bei Ihren Geschäften?«
Sein beißender Ton war für Kern nicht zu überhören, aber es kam nicht darauf an. Obwohl McNulty Präsident der Vereinigten Staaten war, gehörte er nicht zu den Auserwählten. Und es würde nicht lange dauern, bis ihre Rollen umgekehrt würden, und McNulty – und alle anderen wie er – würden von der wahren Elite der Welt zu Staub zertreten werden.
»Es war furchtbar«, erklärte Lynn in dem Doppelzimmer, das sie im Hostal Americano gemietet hatte. Ein billiges, einfaches Hotel in der Innenstadt von Santiago, gut geeignet für ihre Zwecke.
Adams saß auf dem Bett gegenüber von Lynn und hörte zu. Sie hatte bereits erzählt, wie sie einen Leichnam im Eis gefunden hatten, der möglicherweise vierzigtausend Jahre alt war, aber Kleidung und Ausrüstung mit sich führte, die eine Vielzahl äußerst rätselhafter Fragen aufwarfen. Er trank ein Glas Wasser, während sie ihm schilderte, wie ein Team von Armee-Ingenieuren auf dem Gletscher gelandet war und die Leiche geborgen hatte, bevor sie alle per Hubschrauber evakuiert wurden.
In Adams sammelten sich Fragen an – unzählige –, aber er wollte Lynn nicht unterbrechen, bevor sie fertig war. Sie war ganz offensichtlich erleichtert darüber, alles aussprechen zu können und jemanden zu haben, mit dem sie endlich über die erlebte Tortur reden konnte.
»Ich sah die blinkenden Lichter und habe nur geschrien, alle sollten von dort verschwinden«, fuhr Lynn fort. »Und dann, ich weiß nicht wieso, habe ich einfach reagiert, die Tür auf der Pilotenseite aufgerissen und bin gesprungen.« Sie war so aufgewühlt, dass ihr fast die Stimme versagte. »Die Maschine ist explodiert, die Flammen haben mich fast berührt, bevor ich auf dem Wasser auftraf.«
Ihr Gesicht rötete sich, und Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ich konnte keinen von ihnen retten!«, stieß sie hervor, und Adams ging zu ihrem Bett hinüber und nahm sie in die Arme, während ihr Körper von Schluchzen geschüttelt wurde. »Oh Matt, ich hätte versuchen müssen, sie herauszuholen! Aber ich habe nichts getan, ich bin einfach gesprungen und habe mich gerettet. Und jetzt
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