Alpha: Thriller (German Edition)
bewegt hatte und bis zum Stadtteil Conchali gekommen war, wo die beiden ihn auf der Mercedarios stehen gelassen hatten. Was seitdem aus dem Paar geworden war, wusste niemand – vielleicht hatten sie ein weiteres Auto gestohlen, waren wieder in die U-Bahn zurückgekehrt oder hatten die Stadt sogar mit dem Zug oder dem Bus verlassen.
Die Techniker in der Basis verglichen Bilder der beiden Flüchtigen mit dem Material aller Kameras in Bahnhöfen, U-Bahn-Stationen und Busbahnhöfen, hatten aber bisher nichts gefunden. Sie analysierten auch die Informationen aus Verkehrsüberwachungskameras, einschließlich der Bilder von Fahrern, die bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung geblitzt wurden, aber Eldridge machte sich nicht viel Hoffnung.
Das Spiel würde weitergehen, und es versprach auf jeden Fall, interessant zu werden.
12
Lynn und Adams lehnten sich auf dem Rücksitz des großen Trucks zurück, und Lynn überprüfte ihren Rucksack noch einmal. Alles war noch da und Gott sei Dank unversehrt. Die Beweise für die Existenz des Mannes, den sie im Eis gefunden hatten; einer vierzigtausend Jahre alten Mumie, für die Menschen zu töten bereit waren.
Sie warf Adams einen Blick zu, der neben ihr saß. Es bekümmerte sie tief, dass er jetzt ebenfalls zur Zielscheibe geworden war. Inzwischen wusste er über den Fund Bescheid und schwebte in ebenso großer Gefahr wie sie selbst – und selbst wenn er nichts wüsste, würden die anderen trotzdem davon ausgehen.
Sie hatten den Truck an einem Rastplatz knapp außerhalb der Stadtgrenze von Santiago gefunden. Den ersten gestohlenen Wagen hatten sie aufgegeben, und Adams hatte auf einem Parkplatz, der nur zwei Straßen weiter lag, einen anderen kurzgeschlossen. Damit hatten sie die Stadt verlassen und darauf geachtet, ihre Gesichter zu verdecken, wenn sie Verkehrsüberwachungskameras oder Starenkästen entdeckten, denn sie waren sich im Klaren darüber, dass solche Bilder abgerufen und analysiert werden konnten. Ihre Feinde schienen tatsächlich über enorme Ressourcen zu verfügen.
Mit dem gestohlenen Wagen waren sie in Richtung Norden, Colina, gefahren, einer ziemlich großen Stadt fünfzehn Meilen nördlich von Santiago. Dort hatten sie das Auto in einem bewachten Parkhaus abgestellt und für eine Woche bezahlt. So waren sie sich sicher, dass es den Behörden erst auffallen würde, wenn sie die Gegend schon lange verlassen hatten.
Anschließend waren sie zu einer Raststätte für Fernfahrer getrampt, hatten zu Mittag gegessen und waren mit einem netten Fahrer ins Gespräch gekommen, der Computerteile zu einer Fabrik in Copiapó, vierhundert Meilen weiter nördlich, transportierte. Gegen eine kleine mordida – wörtlich ein »Biss« und die hiesige Bezeichnung für eine harmlose Bestechung – war der Fahrer bereit, sie mitzunehmen. Es mache ja keine Mühe, erklärte er, und er sei dankbar für das Extrageld.
»Und, wohin geht’s?«, fragte Adams Lynn schließlich.
Bisher war nur klar, dass sie nach Norden wollte. »Peru«, sagte sie. »Zu einem Ort namens Nazca.«
»Nazca?«, fragte Adams. »Dem mit den Nazca-Linien?« Als Antwort nickte Lynn. »Warum dorthin?«, erkundigte er sich.
Die Nazca-Linien sind geheimnisvolle Scharrbilder in der Wüste und so unglaublich groß, dass sie nur aus der Luft deutlich erkennbar sind. Man glaubt, dass diese Ansammlung von geraden Linien, Tieren, geometrischen Formen und Vögeln von bis zu dreihundert Metern Größe vor über zweitausend Jahren in die wüstenhafte pampa gekratzt wurden. Theorien über den Sinn und Zweck der Linien deuten sie als riesigen astronomischen Kalender; als eine Ansammlung ritueller Wege, die mit einem Wasser- oder Fruchtbarkeitskult verbunden waren; oder als Darstellung der Träume von Drogen berauschter Schamanen. Manche glaubten sogar, sie seien Landestreifen für Außerirdische.
Adams hatte davon gehört, aber er hatte nicht die geringste Ahnung, warum er dorthin fahren sollte. Mit Peru selbst hatte er kein Problem – wenn sie versuchen wollten, in die USA zurückzukehren, war Peru eine genauso gute Durchgangsstation wie jedes andere Land –, aber er wusste, dass Lynn einen guten Grund haben musste, um speziell nach Nazca zu reisen.
»Fabricio Baranelli«, gab Lynn geheimnisvoll zurück.
»Wer?«
»Ich sollte wohl sagen Professor Fabricio Baranelli«, verbesserte sich Lynn. »Er ist schließlich der Spitzenwissenschaftler auf seinem Gebiet.«
»Welches ist das?«, fragte Adams.
»Archäologie.
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