Alpha: Thriller (German Edition)
Najana ein, der jüngste der Brüder. »Ich meine, er ist eine Legende, oder? Er …« Ein Piepen aus dem abhörsicheren, digitalen Satellitenfunkgerät zwischen ihnen unterbrach Jacob.
»Jungs«, hörte er Bens laute und deutliche Stimme, »es gibt ein Problem.« Ben Najana hatte oben an der Cemetery Road Stellung bezogen und beobachtete die Hauptzugangsstraße zum Haus. »Acht große Geländewagen haben soeben den Haupteingang passiert und biegen auf die Zufahrt ein. Sie werden in zwei Minuten am Haus sein.«
Lynn wurde kalkweiß im Gesicht. Matt hatte nicht einmal ein Funkgerät dabei. Sie hatten keine Möglichkeit, ihn zu warnen.
7
Adams hörte die Autos, noch bevor sie auf das Grundstück einbogen; er erkannte das tiefe Blubbern der Achtzylindermotoren großer Wagen – acht oder neun davon –, die nördlich seiner Position im Konvoi über die Hauptzugangsstraße fuhren. Er hörte, wie sie abbremsten, das Knirschen ihrer Reifen und wusste, dass sie sich auf der Zufahrt befanden und auf das Haus zubewegten.
Während er zehn Meter über dem seitlichen Rasenstreifen an seinem schwarzen Nylonseil hing, ging er seine Optionen durch. Er hatte das Seil auf das Dach werfen müssen und gehofft, dass er gut gezielt hatte. Beklommen hatte er beobachtet, wie es mit dem beschwerten Ende voran durch die Nacht auf eine der von einem Geländer umgebenen Dachkanten zugesegelt war. Er hatte genau gewusst, dass es nutzlos auf den Rasen darunter fallen würde, wenn er nicht die richtige Stelle traf. Undenkbar, dass er das über zehn Meter lange Tau vom Rasen einholen konnte, ohne dass es jeden Sensor und Detektor in diesem Bereich auslösen würde.
Aber es war exakt geflogen und hatte sich an der richtigen Stelle verkeilt. Adams hatte einen Seufzer der Erleichterung ausgestoßen und zu klettern begonnen. Mit dem Kopf nach unten setzte er eine Hand vor die andere und hatte, um sich zu stabilisieren, auch die Beine um das Seil geschlungen.
Jetzt hatte er die halbe Strecke zurückgelegt, und acht Fahrzeuge mit möglicherweise je fünf Insassen – vierzig zusätzliche Personen, die eine große Unbekannte darstellten – würden gleich eintreffen. Sollte er zurückklettern oder weitermachen? Er musste sich sofort entscheiden, denn innerhalb der nächsten zwei Minuten würden die Scheinwerfer der näher kommenden Wagen auf das Haus treffen, und er säße buchstäblich auf dem Präsentierteller.
Da er kein Mensch war, der gern den Rückzug antrat, war die Entscheidung eigentlich keine, und er kletterte verbissen weiter und setzte stetig eine Hand vor die andere.
Als Wesley Jones in sein Arbeitszimmer trat, blickte Jacobs von seinen Papieren auf.
»Wir haben ein Problem, Sir«, erklärte er. Eine typisch militärische Untertreibung.
Jacobs starrte Jones durch die halbmondförmigen Gläser seiner Lesebrille an. »Was meinen Sie?«, fragte er.
»Der Secret Service ist soeben auf dem Gelände eingetroffen«, sagte Jones zögernd.
»Wie bitte?« Jacobs verschüttete fast den Cognac über seine Papiere. »Warum zum Teufel das? Wo steckt Tony?«
»Tony ist noch im Weißen Haus, ich habe ihn eben angerufen. Er hat keine Ahnung davon.«
Jacobs’ Gedanken überschlugen sich. Was ging da vor? Wieso hatte der Secret Service beschlossen, ihm einen Besuch abzustatten, und das so kurz vor dem Ende?
»Wer sind die Leute?«, fragte Jacobs weiter. »Und wie viele?«
»Die Sicherheitsleute am Tor haben acht Autos gemeldet, mit je vier Männern. Einer davon ist Lowell persönlich.«
Jacobs stöhnte auf. Harvey Lowell war der Leiter des Secret Service. Er war letztes Jahr Gast bei einer Bilderberg-Versammlung gewesen und – was er selbst nicht ahnte – als einer der Auserwählten in Betracht gezogen worden. Schließlich hatte er es jedoch nicht geschafft und man hatte ihm kein Angebot gemacht. Sein psychologisches Profil sowie seine Antworten während ihres privaten, formlosen Gesprächs hatten darauf hingedeutet, dass er moralische Probleme mit den notwendigen Opfern haben würde.
Ahnte er jetzt etwas? Hatte er sich zusammengereimt, was vor sich ging? Und warum hatte er so viele Agenten mitgebracht? Wozu diese Machtdemonstration?
Langsam nahm Jacobs die Brille von der Nasenspitze und legte sie auf seinen Schreibtisch. Dann schob er seinen Stuhl zurück und stand auf.
»Na schön«, meinte er resigniert. »Dann begrüße ich ihn wohl besser, oder?«
Adams hörte, wie die Autos immer näher kamen. Seine Sinne waren so geschärft,
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