Alpha: Thriller (German Edition)
weiter in die Länge zog.
Zweimal gingen Hundepatrouillen durch die Wälder, wenn auch nie direkt unter ihm; Adams hörte sie schon aus großer Entfernung, schätzte ein, welchen Weg sie wahrscheinlich nehmen würden, und verhielt sich hoch in den Bäumen ganz still, bis sie vorüber waren. Die Schlammschicht auf seinem Körper verminderte auch seinen natürlichen Körpergeruch, sodass die scharfen Sinne der Hunde nicht alarmiert wurden.
Es zog sich lange und quälend hin, doch als Adams sich dem zum Haus hin liegenden Waldrand näherte – die Lichter des Ostflügels schienen schon hell durch die Äste –, war er sich sicher, dass er vollkommen unentdeckt geblieben war.
Er hatte überlegt, ob die Najana-Brüder vielleicht eine Art Ablenkung schaffen könnten, um die Aufmerksamkeit der Sicherheitsleute auf einen anderen Teil des Geländes zu lenken, hatte sich aber schließlich dagegen entschieden. Besser, die Sicherheitskräfte wurden überhaupt nicht aufgeschreckt, hatte er sich gedacht.
Noch länger hatte es gedauert, sich durch die letzten paar Bäume zu manövrieren und dabei zu wissen, dass das Licht auf dem Gelände ihn jetzt verraten könnte. Er besaß einen natürlichen, durch jahrelange Übung geschärften Instinkt, der ihn in die Lage versetzte, sich an die dunkelsten Bereiche zu halten, und konnte sich ein Bild davon machen, wie die Bäume für jemanden aussehen würden, der sie direkt anschaute. Inzwischen hatte er einen ausgezeichneten Beobachtungsposten erreicht, an dem er in den Baumkronen verborgen war und direkte Sicht auf den Ostflügel der Villa hatte.
Die Brüder hatten ihm ein zusammenlegbares, miniaturisiertes Parabolmikrofon angeboten, mit dem er von seiner jetzigen Position aus Stimmen aus dem Haus hätte hören können. Aber er hatte sich Sorgen wegen des elektrischen Felds gemacht, das das Gerät ausstrahlte, denn er war sich nur zu bewusst, dass die Sicherheitsgruppe auch elektronische Strahlung anmessen konnte. Daher hatte er beschlossen, »nackt« zu gehen, ohne jegliche elektrische oder technische Ausrüstung. Es war nicht so, dass er solchem Gerät nicht traute oder es für nutzlos hielt, im Gegenteil. Während seiner Zeit bei den Schattenwölfen hatte er viele solche Apparate benutzt und sie gelegentlich außerordentlich wertvoll gefunden. Doch in dieser speziellen Situation hatte er beschlossen, dass es die beste Option war, sich auf seine natürlichen Ressourcen zu verlassen. Was allerdings hieß, dass er jetzt näher heran musste.
Er hatte sich den Grundriss des Hauses eingeprägt – die Wohnbereiche und Küchen, das Esszimmer, das Arbeitszimmer und die Bibliothek, die Bäder und die Schlafzimmer – und wusste, dass er sich direkt gegenüber dem Gästezimmer im ersten Stock befand und im Stockwerk darunter die Küche lag. Jacobs’ Schlafzimmer befand sich auf der Rückseite des Ostflügels, auf der dem Rasen und der Bucht zugewandten Seite. Auch sein privates Arbeitszimmer lag nach hinten heraus und besaß Glastüren, die auf die Terrasse vor der Rasenfläche führten. Die rückwärtige Fassade des Hauses wurde von Gartenlaternen beleuchtet, die direkt auf das Äußere aus weißem Stuck gerichtet waren. Die Ostseite des Gebäudes dagegen, die Adams jetzt sah, war dunkel, unbeleuchtet und von den Bäumen beschattet.
Die Frage war, wie er die zwölf Meter kurzgehaltenen, offenen Rasens zwischen dem Rand des Baumbestands und der Ostseite des Hauses überqueren sollte. Mit Sicherheit würden sich dort zusätzlich zu Körperwärmesensoren auch Bewegungsmelder befinden, ganz zu schweigen von den Wachleuten und ihren Hunden. Doch wiederum war es wahrscheinlich, dass alle Sensoren sich auf den Boden richteten.
Immer noch im Schutz der Dunkelheit begann Adams, das lange, dünne Seil abzuwickeln, das er sich um den Körper geschlungen hatte.
»Was meinen Sie, ob er schon da ist?«, wollte Lynn von Thomas wissen. Sie war nervöser, als sie es sich anmerken lassen wollte.
»Also wahrscheinlich hat er jetzt den Rand des Baumbestands erreicht, kann das Haus sehen und versucht sich ein Bild davon zu machen, ob er es mithilfe seines Seils erreicht«, antwortete Thomas. »Aber er ist bestimmt okay«, setzte er hinzu, als er sah, dass seine Worte sie nicht gleich beruhigten. »Wir haben keinen Alarm gehört und auch kein Schreien oder Bellen, deswegen glaube ich, dass er gut klarkommt.«
»Nach allem, was ich über ihn gehört habe, sollte das sowieso kein Problem sein«, warf Jacob
Weitere Kostenlose Bücher