Alpha: Thriller (German Edition)
wandte sich vom Fenster ab und sah den Mann an. »Was ist?«, fragte er.
» Sehr interessant«, wiederholte der Mann und begutachtete eine ganz spezielle Reihe von Werten, die auf dem Computerbildschirm vor ihm standen.
Vier weitere Stunden vergingen, bevor die Wissenschaftler, flankiert von zwei Sicherheitsleuten und mit zwei fahrbaren Krankenbahren zwischen sich, wieder in den Raum traten.
»Hallo«, sagte Steinberg, immer noch freundlich. »Bedaure, dass wir Sie haben warten lassen, aber wir mussten sichergehen, alle Ergebnisse überprüft zu haben.«
»Darauf wette ich«, murrte Lynn. »Sie können ja nicht zulassen, dass wir Ihnen zu schnell wegsterben, oder?«
Steinberg schmunzelte. »Wie unverblümt Sie sich ausdrücken«, meinte er beinahe bewundernd. »Und Sie haben natürlich recht.«
Er gab den Wachen ein Zeichen, worauf diese zu den Gefangenen traten, jeder von ihnen mit einer Rollbahre. Die Ärzte zogen Injektionsspritzen hervor und begannen, sie aus zwei verschiedenen Ampullen aufzuziehen.
»Wir müssen Sie jetzt verlegen«, erklärte er entschuldigend. »Sie werden einer Einzelbehandlung unterzogen, in verschiedenen Räumen. Ich fürchte, Sie werden einander nicht wiedersehen.«
Er beobachtete, wie Lynn und Adams einander ansahen und sich zum ersten Mal ungebeten Verzweiflung auf ihre Gesichter schlich.
Seine Miene wurde weicher. »Wussten Sie eigentlich von Ihrem Zustand, Dr. Edwards?«, fragte er.
Lynn runzelte die Stirn. »Welchem Zustand?«, gab sie unbehaglich zurück.
Steinberg betrachtete sie mitleidig. »Es tut mir leid, dass Sie es von mir erfahren müssen, und ausgerechnet hier, aber … Sie sind schwanger, Dr. Edwards.«
18
Der Schock stand Lynn überdeutlich ins Gesicht geschrieben. Sie sah Adams an, der ebenso entgeistert wirkte. »Wa … was?«, stammelte sie, während die Ärzte mit tropfenden Nadeln auf sie beide zukamen.
»Sie sind schwanger«, erklärte er nüchtern. »Seit acht Tagen.«
Lynn brauchte nicht nachzurechnen; sie wusste, dass es passiert sein musste, als sie sich nach ihrer Flucht aus Chile in der Wüste geliebt hatten.
»Ich fürchte, wir können deswegen nichts am Endergebnis unseres Vorgehens ändern«, erklärte Steinberg bedauernd. »Aber wir werden versuchen, Ihnen den Prozess so angenehm wie möglich zu gestalten. Wahrscheinlich bedeutet es Ihnen nichts, aber es tut mir leid.«
Lynn starrte ausdruckslos vor sich hin; sie hatte das Gefühl, ihr Hirn sei erstarrt. Sie war schwanger, sie wurde Mutter. Und Matt war der Vater; genau das, was er sich vor vielen Jahren gewünscht hatte, und der Hauptgrund, der schließlich zu ihrer Trennung geführt hatte.
Und hier waren sie, wiedervereint und endlich mit einem Kind, und hatten nichts als den Tod vor Augen.
Adams starrte Lynn an und konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte; er versuchte immer noch, es zu verarbeiten. Lynn war schwanger?
Und dann erzählte man ihnen, sie würde trotzdem verhört und getötet, zusammen mit seinem ungeborenen Kind?
Er wusste, dass die Ärzte ihnen ein Narkosemittel spritzen würden, damit sie sich friedlich und ohne Gegenwehr auf die Bahren legen ließen, die neben ihnen standen. Dann würde man sie in andere Räume schieben, wo der »Spaß« erst richtig beginnen würde.
Die Lederriemen, die seine Arme und Beine an den Stuhl fesselten, saßen fest; er hatte schon auf dem Flug versucht, sich von ihnen zu befreien. Aber diese Erkenntnis betraf nur seinen Verstand, und als er jetzt zusah, wie der Arzt auf Lynn und ihr ungeborenes Kind zutrat, sich die Spritze auf ihren nackten Arm zubewegte und der Wachposten neben ihr in Stellung ging, da brach dieser bewusste Teil seines Ich vollständig zusammen und ließ nur sein primitives, animalisches Selbst zurück, eine reflexhaft reagierende Kreatur, die aus reinem, ungezügeltem Instinkt handelte.
Er brüllte auf, sein Körper stemmte sich krampfhaft gegen die Riemen; seine Muskeln wölbten sich und versuchten, das Leder, das in sie einschnitt, zu sprengen, und sein Rücken bog sich auf dem Stuhl durch. Seine Augen traten aus ihren Höhlen, seine Miene wirkte raubtierhaft verzerrt, und es sah aus, als wolle sein Körper in der Mitte durchbrechen.
»Halten Sie ihn unten!«, rief Steinberg dem Wachmann neben ihm zu, den Adams’ plötzliche, heftige Zuckungen so verblüfft hatten, dass er regungslos dastand. »Verpassen Sie ihm die Spritze!«, schrie er den Arzt an, als Adams’ Körper sich wieder verkrampfte, und
Weitere Kostenlose Bücher