Alphacode Höhenflug
Leben. An diese Möglichkeit wollte ich nicht denken.
Gorongs Suggestivgabe war wesentlich stärker, als wir vermutet hatten. Das ging aus der Durchführung seines Planes hervor. Nur, wenn man die vierzig Millionen Einwohner von Peking mit Antitron-Helmen ausrüstete, konnte man Barkhon-Lama wirkungsvoll begegnen. Doch das war unmöglich.
In dieser Nacht traf der Alte in Peking ein. Er hielt seine Anwesenheit auf Grund der Vorkommnisse für notwendig und wollte mit uns in einer persönlichen Unterredung die zu ergreifenden Maßnahmen durchsprechen.
Er übersah nicht die Problematik des Falles, hoffte aber dennoch, einen Teil der Schwierigkeiten durch gezieltes Vorgehen in den Griff zu bekommen.
Nach einer kurzen Begrüßung befaßten wir uns mit den Schlußfolgerungen, die nach den Ereignissen erwogen werden mußten.
»Es wird jetzt etwas geschehen«, prophezeite ich Reling. »Ich vermute, daß er Kiny als Sicherheit benutzt, um ungefährdet ein Gespräch mit Hannibal und mir zu führen.«
Der Ausdruck des Nußknackergesichtes ließ keine Deutung zu.
»Ich weiß, daß Sie sich für das Mädchen verantwortlich fühlen«, sagte der Alte. »Das ist verständlich. Sie haben es als elternloses Kind vor nunmehr acht Jahren kennengelernt. Trotzdem dürfen Sie niemals vergessen, daß es um das Schicksal der gesamten Menschheit geht.«
»Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?« fragte ich erregt.
»Gewisse … äh … Umstände könnten es notwendig erscheinen lassen, ein Opfer zu bringen«, erwiderte er vorsichtig.
Seine Ausdrucksweise täuschte mich nicht über den wahren Sinn der Worte. Wenn sich kein anderer Ausweg bot, schien er bereit zu sein, Kiny aufzugeben. Zumindest sollten wir mit ihrem Leben spielen, um unser Ziel, die Ausschaltung Gorongs, zu erreichen.
»Sie halten mich wahrscheinlich für gefühlsarm«, seufzte er.
»Ja – das ist meine aufrichtige Meinung.«
Der GWA-Chef wich meinen Blicken aus.
»Manchmal«, sagte er gedehnt, »muß man unpopuläre Entscheidungen treffen. Ich darf in manchen Situationen keine unangebrachten Gefühle aufkommen lassen.«
»Hören Sie auf, sich zu bedauern. Es geht hier nicht um Ihr Gefühlsleben, sondern um Kiny Edwards. Sie können überzeugt sein, daß wir sie nicht aufgeben.«
Er nahm in einem Sessel Platz und streckte die Beine aus.
»Es gibt eine Resolution der IAK, die ich nicht verhindern konnte«, informierte er uns. »Ich muß Sie zurückziehen, wenn Sie nicht in unserem Sinne handeln.«
»Sie können es nicht verantworten, uns den Fall abzunehmen«, protestierte ich.
Er machte eine beschwörende Geste mit den Händen.
Plötzlich glaubte ich die Zusammenhänge zu verstehen. Die IAK hatte die Entführung von Kiny Edwards provoziert, beziehungsweise nicht alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um zu verhindern, daß das Mädchen in Gorongs Gewalt geriet. Man hatte wahrscheinlich mit einer solchen Aktion gerechnet und sie in die Gesamtplanung einbezogen. Gorong hatte natürlich die Chance genutzt, um anschließend diktieren zu können.
Da die Mitglieder der IAK wußten, daß wir einen derartigen Vorschlag kompromißlos ablehnen würden, hatte man uns gegenüber absolutes Stillschweigen bewahrt.
»Wie konnten Sie das zulassen!« attackierte ich ihn.
Reling trat auf mich zu.
»Begreifen Sie doch, daß wir irgend etwas tun mußten, Konnat. Kiny hat das klarer erkannt als Sie. Sie war mit unserem Verhalten einverstanden, um Ihnen und der Menschheit zu helfen. Gorong wird immer stärker. Wenn wir ihn jetzt nicht ausschalten, gibt es keine Rettung mehr.«
»Was Sie wollen, wird nicht funktionieren«, antwortete ich. »Kiny
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