Alphacode Höhenflug
GAS-Geheimdienstes in Peking umgezo gen. Von hier aus – so hatte Reling durchaus richtig argumentiert – könnten wir unsere Verbündeten zu schnelleren Reaktionen veranlassen. Bei einem längeren Aufenthalt im Hotel CHING-MAY hätte es unter Umständen bei schnell zu fassenden Beschlüssen zu Verzögerungen kommen können.
»Er läßt uns zappeln«, vermutete der Kleine. »Es ist doch klar, daß er uns zermürben will. Je nervöser wir werden, desto leichter glaubt er sich durchsetzen zu können.«
Wir befanden uns im Kommunikationszentrum des Hauptquartiers, einer riesigen Halle, die zu den unterirdischen Anlagen gehörte. Sie waren in den siebziger Jahren angelegt worden. Damals hatten die Chinesen einen großen Teil ihrer Stadt unterhöhlt, um sich vor einem nuklearen Präventivschlag der UdSSR zu schützen. Inzwischen waren diese Höhlen ausgebaut und mit den neuesten technischen Einrichtungen ausgestattet worden.
Im Kommunikationszentrum gab es zahlreiche nach den letzten Erkenntnissen entwickelte Nachrichtenapparate, außerdem eine große Komputerbank mit einem Datenspeicher. Hier liefen alle Nachrichten aus dem Machtbereich des GAS zusammen. Zur Zeit waren alle Geräte ausschließlich für Daten und Informationen reserviert, die in irgendeinem Zusammenhang mit Gorong stehen konnten.
Reling konferierte mit Ho-Feng und einigen hohen IAK-Beamten, in den oberen Räumen des Hauptquartiers. Ich wußte nicht, was er seinen Kollegen berichten würde; genaugenommen war es mir auch ziemlich gleichgültig.
Utan und ich warteten auf eine telepathische Nachricht von Kiny Edwards. Uns war klar, daß Gorong sich auf diesem Wege mit uns in Verbindung setzen würde. Kiny war für ihn nicht nur eine willkommene Geisel, sondern konnte ihm darüber hinaus als Nachrichtenübermittlerin dienen. Da er einen vollkommenen Abwehrblock besaß, konnte sie nichts verraten, was er nicht an uns weitergeben wollte.
Aber Kiny meldete sich nicht!
Meine Sorge, daß sie nicht mehr am Leben sein könnte, wuchs mit jeder verstreichenden Stunde. Ich begann mir auszumalen, daß sie einen psychokinetischen Schock erlitten oder Selbstmord begangen haben könnte. Kiny war äußerst sensibel. Es war deshalb nicht abzuschätzen, wie sie in einer solchen Lage reagieren würde.
Wir wußten nicht, unter welchen Umständen Gorong lebte. Da er von allen Geheimdiensten der Erde gejagt wurde, konnte er trotz seiner Fähigkeiten bestimmt kein luxuriöses Dasein führen.
Die GAS-Mitglieder im Kommunikationszentrum behandelten den Zwerg und mich mit übertriebener Zurückhaltung. Wahrscheinlich hatte Ho-Feng sie dazu aufgefordert.
Uns standen eine Toilette und ein kleiner Schlafraum zur Verfügung.
Endlich, am Morgen des 26. September 2010, meldete sich Kiny.
›Thor!‹
Ihr telepathischer Ruf, auf den wir sehnsüchtig gewartet hatten, traf uns dennoch so unvorbereitet, daß wir unwillkürlich hochfuhren. Die asiatischen Nachrichtenmänner im Hauptquartier merkten sofort, daß etwas nicht in Ordnung war. Sie sahen uns wie gebannt an.
»Höchste Alarmstufe«, flüsterte Hannibal beherrscht. »Kiny meldet sich.«
Ringsum wartete man auf einen Hinweis, um sofort losschlagen zu können. Wir waren jedoch entschlossen, Informationen nur unter der Voraussetzung weiterzugeben, wenn sie Kinys Leben nicht gefährden würden.
›Thor! Thor Konnat!‹
›Ja, Kleines‹, meldete ich mich. Meine Erleichterung war so groß, daß es mir schwerfiel, mich zu konzentrieren. Kiny sollte aber nichts von meiner Nervosität und Ungeduld merken. Sie brauchte
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