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Alphacode Höhenflug

Alphacode Höhenflug

Titel: Alphacode Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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man um die­se Zeit oh­ne Ein­tritts­kar­te ein­ge­las­sen wur­de. Go­rong wür­de sei­ne Vor­keh­run­gen ge­trof­fen ha­ben.
    Ich trat zwi­schen die Säu­len, die den Quer­gang be­grenz­ten. Ein Flü­gel des großen Holz­to­res stand of­fen. Der Vor­raum schi­en nicht er­leuch­tet zu sein, aber das stör­te mich nicht. Go­rong hat­te si­cher ein­kal­ku­liert, daß ich bei Dun­kel­heit se­hen könn­te.
    Nie­mand war in der Nä­he. Wahr­schein­lich hat­te Go­rong al­le weg­ge­schickt, die um die­se Zeit im Thea­ter zu tun hat­ten.
    Ich ließ mei­ne te­le­pa­thi­schen Sin­ne vor­ausei­len, aber ich fand kei­ne mensch­li­chen IV-Im­pul­se in der un­mit­tel­ba­ren Um­ge­bung.
    Durch das halb­ge­öff­ne­te Tor er­reich­te ich die Vor­hal­le. Es war kühl. Selt­sa­mer­wei­se la­ger­te der Ge­ruch nach Pfer­den in der Luft. Der Bo­den der Hal­le be­stand aus ab­ge­tre­te­nen Die­len; an den Wän­den im Hin­ter­grund wa­ren Mo­ti­ve al­ter chi­ne­si­scher Schwert­tän­ze auf­ge­malt. Auf der lin­ken Sei­te führ­ten zwei brei­te Trep­pen mit nied­ri­gen Stu­fen um ei­ne mäch­ti­ge Säu­le zu den Rän­gen hin­auf. Rechts von mir la­gen die Ein­gän­ge zum Haupt­zu­schau­er­saal.
    Ob­wohl die Tür ge­öff­net war, dran­gen von der Stra­ße kaum Ge­räusche her­ein. Die di­cken Stein­mau­ern des Thea­ters dämpf­ten den Lärm auf ein Min­dest­maß.
    ›Warum mel­dest du dich nicht?‹ er­kun­dig­te sich Han­ni­bal un­ge­dul­dig.
    ›Ich se­he mich um.‹
    Ich war är­ger­lich, daß er ge­ru­fen hat­te, denn im ers­ten Au­gen­blick hat­te ich ge­glaubt, es wä­ren Ki­nys Im­pul­se. An­de­rer­seits konn­te ich ihn ver­ste­hen.
    Ich war­te­te, daß ir­gend et­was ge­sch­ah.
    ›Rechts an der Gar­de­ro­be vor­bei!‹ Die An­wei­sung stamm­te von Ki­ny.
    Lang­sam ging ich wei­ter. Mei­ne Keh­le war wie aus­ge­trock­net. Das Schlu­cken be­rei­te­te mir Be­schwer­den. Mein Atem er­schi­en mir über­mä­ßig laut.
    An ei­nem der Ge­stel­le hin­ter der Gar­de­ro­benthe­ke war ei­ne Ja­cke hän­gen­ge­blie­ben, ein ein­sa­mer Farb­tup­fer in die­sem Wald me­tal­le­ner Ge­bil­de. Mit der rech­ten Hand strich ich be­hut­sam über die The­ke.
    Am En­de der Gar­de­ro­be stieß ich auf ei­ne wei­ße, feu­er­fes­te Tür. Sie trug chi­ne­si­sche Schrift­zei­chen, die dar­auf hin­wie­sen, daß hier nur den Mit­ar­bei­tern des Thea­ters der Zu­tritt er­laubt war.
    ›Der Ein­gang zur Höl­le‹, dach­te ich un­will­kür­lich.
    Ich um­faß­te den Öff­ner. Er lag wie ein Eis­klum­pen in mei­ner Hand.
    ›Ki­ny!‹ rief ich.
    Die te­le­pa­thi­sche Stil­le hielt an.
    Ich dreh­te den Öff­ner und zog die Tür auf.
    Vor mir lag ei­ne Trep­pe, die nach un­ten führ­te. Die Wän­de des Ab­gangs be­stan­den aus tro­ckenem Lehm, aber Zu­satz­ge­rä­te ei­ner au­to­ma­ti­schen Feu­er­lösch­an­la­ge wa­ren über­all an­ge­bracht.
    Oh­ne mei­ne Nacht­sich­tig­keit hät­te ich nichts ge­se­hen.
    Die Trep­pe führ­te in die Kel­ler­räu­me un­ter der Büh­ne. Ich stieg sie hin­ab und er­reich­te das Ku­lis­sen­la­ger.
    Vor mir er­streck­te sich ein rie­si­ger Raum, an­ge­füllt mit Büh­nen­auf­bau­ten al­ler Art. Die Re­qui­si­ten stamm­ten zum Teil aus ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten, aber nie­mand war of­fen­bar bis­her auf den Ge­dan­ken ge­kom­men, sie zu ver­schrot­ten.
    Ich ent­deck­te künst­li­che Ge­bir­ge, auf Lein­wand ge­mal­te Land­schaf­ten, Pup­pen, Waf­fen aus Kunst­stoff­ma­te­ri­al und klei­ne­re Uten­si­li­en. Trotz der großen Un­ord­nung gab es si­cher je­mand, der sich hier zu­recht­fand und in Se­kun­den­schnel­le al­les her­aus­such­te, was oben auf der Büh­ne be­nö­tigt wur­de. Wenn ich an die voll­au­to­ma­ti­schen Büh­nen in Ame­ri­ka und Eu­ro­pa dach­te, über­kam mich et­was wie Weh­mut. Im Kel­ler des Volks­thea­ters von Pe­king wur­de ein Stück Ver­gan­gen­heit kon­ser­viert.
    Plötz­lich er­tön­te ein Knis­tern. Es war ein Ge­räusch, wie ich es bis­her in mei­nem Le­ben nie ge­hört hat­te. Die Luft schi­en mit elek­tri­scher Ener­gie ge­la­den zu sein.
    Wa­ren das Ge­räusche, von de­nen

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