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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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geöffnet hatte. Das erforderte Mut und Mut musste belohnt werden.
    Ohne den Blick von der Fahrbahn zu nehmen, schaltete Nubilus das Radio ein. Ein Jingle schrillte durch das Wageninnere, aber alles war besser als diese bedrückende Stille.
    Tala lächelte. Nanouk und Liebe, wer hätte das gedacht. Innerhalb einer Viertelstunde hatte sie ihre Rudelgefährtin von einer ganz anderen Seite kennengelernt.
    Mit einem Mal sah sie nicht mehr die Kämpferin, die es sogar mit den männlichen Werwölfen aufnehmen konnte, sondern die Frau in ihr. Das verblüffte Tala. Es gefiel ihr.
    Endlich hatte sie einen Zugang zu ihr gefunden. Nanouk war nicht länger eine Fremde.
    Nubilus parkte vor dem Diner und schaltete den Motor ab. Das Radio erstarb. «Soll ich mit reinkommen?»
    «Lieber nicht. Ich weiß nicht, wie er auf dich reagieren würde», sagte sie und legte die Hand auf ihre Jackentasche, um zu fühlen, ob es noch dort war. «Es ist besser, wenn ich allein mit ihm rede.»
    Sie verließ das Auto und hastete durch den Vorhang aus dicken Regentropfen ins Diner. Hazel goss gerade Kaffee in eine Tasse, die auf dem Tresen stand. Der dazugehörige Gast war nicht zu sehen, wahrscheinlich suchte er gerade das WC auf.
    Tala begrüßte sie und schaute sich um. Er saß in der hintersten Ecke, von der aus man nicht einmal hinausschauen konnte, als hätte er den Anblick des Regens satt oder als wollte er nicht gesehen werden. Seine linke Hand schob einen braunen Din A4 Umschlag auf dem Resopaltisch hin und her.
    Während sie zu ihm ging, knöpfte sie ihre Jacke auf. Sie neigte sich zu ihm herunter, um ihn herzlich zu drücken, und nahm auf dem gegenüberliegenden Stuhl Platz. «Hi, Walt.»
    «Schön dich zu sehen, Tala.» Walter Sarks rieb über seinen rechten Nasenflügel, offenbar juckte seine Nase. Nachdem er fertig war, leuchtete sie rot. «Ich habe immer noch nicht überwunden, dass du mich verlassen hast.»
    Er meinte Wild Protection. Auch ihr tat das leid, aber nachdem sie eine Werwölfin geworden war, hatten die Wildtiere, die sie in der Stadt einfingen und in die Wälder zurückbrachten, Tala entweder angefallen oder waren vor ihr geflüchtet. Sie hatte die Arbeit nicht fortführen können und bedauerte das sehr. «Du hast abgenommen.»
    «Ein paar Kilo.» Stolz strich er über seinen Bauch, der nicht mehr ganz so kugelrund war.
    Der Pullover, den er trug, spannte nicht einmal. «Und du hast einen Pulli an. Ich kenne dich nur in T-Shirts.»
    «Seitdem ich dünner bin, friere ich leichter.» Walter lachte. Seine Wangen glühten vor Verlegenheit. «Aber eine Jacke trage ich immer noch nicht, erst wenn die Temperaturen unter null Grad fallen.»
    Der Fünfzigjährige war nicht nur schlanker, sondern auch grauer geworden, aber er strahlte immer noch die gewohnte Friedfertigkeit aus. In seiner Gegenwart fühlte sich Tala wohl.
    «Was machst du denn jetzt beruflich?» Walter gab Hazel ein Zeichen, worauf sie einen Becher für Tala brachte und ihr Kaffee einschenkte.
    Hazel sah mit ihren am Hinterkopf hochtoupierten schwarzen Haaren, dem Riesenpony und ihrer rosa Schürze wie Cher in Meerjungfrauen küssen besser aus. Sie schien in den Siebzigern stehen geblieben zu sein, der Zeit ihrer Jugend. «Möchtest du Frühstück, Honey?»
    Tala lehnte dankend ab und schaute der Inhaberin des Diners nach, die hüftschwingend zu dem Gast ging, der aus dem WC zurückkehrte und sich vor seine frisch gefüllte Tasse an den Tresen setzte.
    «Ich arbeite im Alaska Native Heritage Center.» Ihr gefiel der Job in einem Museum, das es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Kultur der Ureinwohner Alaskas zu erhalten, aber ihr fehlten die Tiere. «Dort war eine Stelle freigeworden. Ich kümmere mich vorwiegend um Schulklassen, plane Veranstaltungen und gebe Workshops.»
    Erneut knetete er seine Nase, bis sie geschwollen war. «Ist dort nicht jemand zu Tode gekommen?»
    «Irgendeiner musste seine Nachfolge antreten.» Entschuldigend zuckte sie mit den Achseln. Es war Dante gewesen, der das Center verwüstet und den Indianer getötet hatte. Offiziell war der Fall bis heute nicht aufgeklärt. «Auf diese Weise kann ich etwas für meinen Stamm, die Athabascan, tun.»
    «Du hättest Granny Onawa keine größere Freude bereiten können.» Sein Gesicht begann zu strahlen, als Hazel mit einer großen Portion Eier und Frühstücksschinken und in einer Serviette zusammengerolltem Besteck an den Tisch kam. Sie wünschte einen guten Appetit, zwinkerte ihm zu und entfernte

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