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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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und Camille noch tiefer in die Rudelangelegenheiten hineinziehen. Aber sie musste das Foto in ihren Besitz bringen – und danach das Negativ von Jerkins.
    Walt hatte sich längst wieder seinem Frühstück zugewandt. Verträumt betrachtete er das Ei und den Schinkenstreifen, den er aufgespießt hatte. «So lange du mich auf dem Laufenden hältst», sagte er und schob die Gabel genüsslich in seinen Mund.
    «Sicher. Aber ich würde an deiner Stelle vorerst mit niemandem darüber sprechen. Jerkins schreibt auch über Jeti-Sichtungen und andere Verrücktheiten.» Walter hatte ein Ansehen zu verlieren, dieses Wissen nutzte Tala aus, um ihn zum Schweigen zu bringen. Wenn man ihn für verrückt hielt, würde er seine Kundschaft verlieren. «Er ist sich für keinen Nonsens zu Schade, wenn es ihm Geld bringt. Ich halte ihn für einen Spinner!»
    «Das ist er auf jeden Fall», pflichtete Walter ihr bei und verschüttete durch sein herzhaftes Lachen Kaffee. «Jesus, nach einer Diät schmeckt alles gleich doppelt so lecker.»
    «Nach? Gibst du etwa schon auf?» Er konnte nicht aufhören zu lachen und verschluckte sich. Sie sprang auf und klopfte ihm auf den Rücken. Seine gute Laune konnte sie nicht anstecken, denn der Schock saß tief.
    Der Ärger wuchs dem Rudel über den Kopf. Die Werwölfe konnten sich nicht um alle Probleme gleichzeitig kümmern. Es lag auf der Hand, dass früher oder später etwas schief laufen würde.
    Dreiundzwanzig
    Warum führte Kristobal nicht die Befragung durch? Nanouk saß auf der Bühne, der improvisierten Anklagebank, und schaute hilfesuchend zu ihm. Doch er stand an der Seite und beachtete sie nicht, sondern ließ seinen Blick über die anwesenden Werwölfe und Vampire gleiten, die im Zuschauerraum des Theaters Platz genommen hatten. Sein Interesse an dem Prozess schien nicht groß zu sein, dabei stand ihr Leben auf dem Spiel.
    Aber was erwartete sie von ihm, wo sogar ihr eigener Alpha sie im Stich ließ. Claw war nicht gekommen. Vor der Verhandlung hatte Tala ihr zugeflüstert, dass er garantiert noch auftauchen würde, aber seine Verspätung konnte sie nicht erklären. Nanouk roch ihre Unsicherheit.
    Seitdem die Verhandlung begonnen hatte, saß sie an Hand- und Fußgelenken gefesselt auf diesem Holzstuhl, und kam sich vor wie eine Frau, die zur Zeit der Inquisition der Hexerei beschuldigt wurde, Nanouk war ebenso unschuldig wie die Frauen damals. Wie ein wildes Tier hatten die Illusionisten sie angebunden. Kerzen auf hüfthohen Metallständern rahmten das Podest ein. Ihre Flammen loderten ungewöhnlich hoch. Schatten tanzten an den Wänden und erweckten den Anschein, als würden Geister der Verhandlung beiwohnen.
    «Wir warten jetzt schon eine Viertelstunde.» Jarek sprang von seinem Platz auf und ging energisch zu Kristobal. «Die Türen in einem Gerichtsaal werden auch pünktlich geschlossen, und niemand darf während der Verhandlung hinein.»
    «Claw wird jeden Moment hier sein», rief Tala ihm zu. Sie bewegte sich nicht von den Gestaltwandlern weg, die alle bis auf Pavel auf der rechten Seite saßen, als hätte sie Angst, von den Vampiren angefallen zu werden, sollte sie auch nur einen Fuß auf die linke Seite setzen.
    Eine Weile sah Kristobal auf die Westentaschenuhr, die Jarek ihm hinhielt. Seine Kiefer malten. Schließlich nickte er. «Das Tribunal beginnt. Radim und Arctos führen die Befragung durch, Zwischenrufe aus dem Publikum sind nicht erlaubt. Ich werde am Ende das Urteil fällen.»
    «Du?» Erstaunt steckte Jarek die Uhr zurück in seine Tasche. Sein Zwirbelschnurrbart zuckte.
    Kristobal verengte seine Augen. «Ich bin der einzige Alpha hier. Mir allein steht dieses Recht zu. Hast du ein Problem damit?»
    «Natürlich nicht.» Jarek verbeugte sich und kehrte zu seinem Platz zurück.
    Hoffnung keimte in Nanouk auf. Vielleicht erinnerte Kristobal sich an die schönen Momente, die sie miteinander geteilt hatten, und würde sie verschonen, egal wie die Beweislage war. Aber obwohl er der Alphavampir und sein Wort Gesetz war, musste er Entscheidungen zum Wohl der Gruppe treffen, und diese forderte eindeutig Rache für den armen Adamo.
    Nanouk spürte Tränen aufsteigen. Noch immer konnte sie nicht fassen, dass der Junge tot war. Adamo, der Rufus Zaubertricks beigebracht hatte und der für den Werwolf der erste jugendliche Freund seit langem gewesen war. Ausgerechnet er, der sich als erstes mit einem Lykanthrop angefreundet hatte, war ermordet worden und hatte durch seinen Tod die

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