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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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fest, dass seine Handgelenke weiß hervortraten. «Erst werde ich Dante niederstrecken und dann dich.»
    «He, werd nicht unverschämt.» Tala war empört. Sie war doch keine Trophäe!
    Lupus schaute aus dem Seitenfenster und lachte in sich hinein.
    «Richte deine Gedanken auf etwas anderes, etwas –», seine Mundwinkel zuckten, «Neutrales.»
    «Seit wann kannst du Gedanken lesen?» Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, bereute Tala sie auch schon, denn damit hatte sie seine Vermutung bestätigt.
    «Kann ich nicht, aber ich kann deine Lust spüren. Deine Körpertemperatur steigt, dein Puls beschleunigt sich und dein köstlicher Duft steigt zu mir –»
    «Genug!» Tala wurde puterrot. Wie konnte er so etwas in Lupus’ Anwesenheit sagen? Sie legte die Ärmel ihres Parkas über ihren Schoß.
    «Als ob das etwas nützt», amüsierte sich Claw und sah kurz zu Lupus. «Ist sie nicht süß?»
    Der alte Mann nickte lächelnd.
    «Vielleicht behalte ich sie, nachdem die Sache mit Dante bereinigt ist.» Lasziv fügte er hinzu: «Als Spielzeug.»
    Halbherzig schlug sie mit der Faust auf seinen Oberarm, weil sie sich nicht traute, ihm eine Ohrfeige zu geben. Sie belog sich selbst, indem sie dachte, eine Backpfeife könnte dazu führen, dass er das Lenkrad verreißen könnte und sie im Graben landeten, doch in Wahrheit hatte sie Angst, dass er sich mit ausgefahrenen Krallen auf sie stürzen würde. Also setzte sie ihre einzige Waffe ein – Trotz – und schoss Giftpfeile ab. «Eher sterbe ich.»
    «Sag das lieber nicht», grollte er leise und starrte beleidigt nach vorne.
    Tala schmollte. Sie ignorierte Lupus’ Hand, die unauffällig ein einziges Mal über die Außenseite ihres Oberschenkels strich, um anzudeuten, dass die Situation nicht so schlimm war, wie Claw es darstellte.
    Claw fuhr vom Highway in Richtung Valdez ab.
    Sie passierten die ersten Häuser der Kleinstadt. Mittlerweile war es dunkel. In den meisten Gebäuden brannte Licht. Da es nachts empfindlich kalt wurde, verkrochen sich die Einwohner in ihren Häusern, sobald die Sonne unterging. Das gesellschaftliche Leben fand drinnen statt. Nur die Touristen waren so verrückt und zogen leicht bekleidet und zu Fuß durch die Straßen, auf der Suche nach Amüsement.
    Sie quälten sich an einem Bus vorbei, um den ein Pulk von Touristen stand. Sie nahmen gerade ihre Koffer vom Busfahrer in Empfang, und das mitten auf der Straße. Der Feierabendverkehr war nicht so schlimm wie in Anchorage, aber die Straßen waren trotzdem bevölkert, weil einige Gäste von ihren Ausflügen wiederkehrten und einige bereits ein Lokal suchten, um zu Abend zu essen.
    Talas Magen knurrte. Als sie sich nach einer Möglichkeit umschaute, wo sie einen Snack kaufen konnte, fiel ihr Blick auf das Totem Inn, das in einer Seitenstraße in Ufernähe des Prince William Sound lag. Ein großer, kräftiger Mann, der seine pelzbesetzte Kapuze bis tief ins Gesicht gezogen hatte, lief um das Gebäude zur Rückseite. Konnte es Mantotopah gewesen sein? Die Statur passte und er besaß auch eine kobaltblaue Daunenjacke. Der Mann trat durch den Hintereingang in die Küche. Wer sonst sollte es sein, wenn nicht Toto? Konnte er sie vor den Lykanthropen beschützen, wenn es hart auf hart kam?
    Claw brachte den Wagen gerade noch rechtzeitig zum Stillstand, weil vor ihnen eine Gruppe grölender Urlauber über die Straße sprangen und dann in Richtung des Restaurants weiterzogen.
    Er legte seinen rechten Arm auf die Rückenlehne und neigte sich zu ihr rüber. «Wir werden das Karibu dem Jäger bringen und nicht Meister Petz», stellte Claw in einem Ton klar, der keinen Widerspruch duldete. Er musste Toto ebenfalls erspäht haben.
    Wieso hatte sie das Bedürfnis, sich zu verteidigen? Weil Claws Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt war? Wegen seiner Zähnen, die sich in ein tödliches Wolfsgebiss verwandeln konnten, oder nicht doch eher wegen seiner verführerischen Lippen? «Er ist nur ein Freund von früher.»
    «Und wieso schlägt dein Herz dann schneller?» Er legte seinen Kopf schief, wie eine Krähe, die ihr jeden Moment ein Auge aushacken wollte. «Ich kann es hören. Das enthusiastische Pochen macht mich ungehalten.»
    Tala glaubte, ein leises Knurren zu hören, war sich jedoch nicht sicher, weil hinter ihnen jemand hupte. Die Straße war wieder frei.
    Claw schnaubte und fuhr weiter.
    Tala lotste ihn zur Indianerwerkstatt, weil sie glaubte, dass ihre Granny noch dort war. Doch als sie ankamen, war das

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