Alptraum in Atlantis
Boden. Die Vogelmenschen begannen zu überlegen.
»Weiß er denn, wo sich der Spiegel befindet?«
»Nein.«
»Dann muss er die Hölle durchqueren.«
Das waren ja bedrückende Aussichten. So machte man keinem Mut, auch mir nicht.
Doch der Eiserne Engel wusste eine Antwort. »Vielleicht können wir ihm helfen?«
»Wir sind die letzten, unsere Kräfte sind zu schwach«, lautete die Antwort.
»Ihr sollt nicht kämpfen, sondern ihn dorthin bringen, wo sich der Spiegel befindet.«
»Aber die Welt des Schwarzen Tods ist groß…«
»Das stimmt«, entgegnete der Eiserne Engel. »Nur weiß ich vielleicht, wo sich der Spiegel befinden könnte.«
»Du?«
»Ja. Es gibt eine Möglichkeit. Wenn auch nur eine geringe. Im Tal der schweigenden Steine könnte sich der Spiegel befinden.«
»Dort ist das Zentrum!« hielt man ihm entgegen.
»John Sinclair weiß sich zu wehren.«
Ich hatte lange genug zugehört und wollte endlich auch mal etwas sagen. »Was kann mich in diesem Tal erwarten?«
»Der Höllensumpf. Er ist die Brut- und Geburtsstätte der Monster und Dämonen. Der Schwarze Tod holt sich dort seinen Nachschub. Dieses Tal ist verflucht, kein Mensch der Weißen Magie hat es jemals betreten. Viele haben es versucht, doch der Sumpf hat sie gefressen. Selbst die Propheten schafften es nicht. Ich weiß es von Delios, der als einziger entkommen ist, weil ich ihm geholfen habe. Ich riss ihn aus den Klauen der Monster. Der mutige Mann wollte sich dem Schwarzen Tod direkt gegenüberstellen. Und außerdem soll der Schwarze Tod in diesem Sumpf geboren sein.«
»Was?«
Der Eiserne Engel nickte. »Ja, mein Freund. Der Sumpf ist die Geburtsstätte des Schwarzen Tods, so schreiben es die zahlrei chen Sagen und Legenden.«
»Aber wer hat dies veranlasst?«
»Es gibt Mächte, gegen die du oder ich nicht ankommen. Sie sind so alt wie die Welt. Sie herrschten schon, als noch kein Leben auf der Erde war. Es sind Geister, nichtstoffliche Existenzen, die jedoch hin und wieder Gestalt angenommen haben. Wenn das geschah, dann waren die Gestalten so schrecklich, dass der Betrachter dem Wahnsinn nahe kam. Und deshalb erschufen diese Urgötter der Schwarzen Magie Diener, die ihre Aufgabe übernahmen. Der Schwarze Tod gehörte dazu. Und die Götter hatten einen Namen.«
Der Eiserne Engel schaute mich an. »Kennst du ihn, John Sinclair?«
Ich nickte und räusperte mir den Hals frei, bevor ich sprechen konnte.
»Die Großen Alten…«
Es war alles ein Kreislauf. Ich wusste von ihrer Existenz. Auf meinen gefährlichen Wegen hatte ich in der letzten Zeit schon des öfteren von ihnen gehört. Alptraumwesen, gefallene Götter, die zu beschwören einem Todesurteil gleichkam. Und sie hatten den Schwarzen Tod erschaffen. Aber nicht nur ihn, wie ich aus den Erklärungen des Eisernen Engels vernommen hatte.
Ich sprach ihn darauf an.
Der Eiserne Engel wirkte, sehr nachdenklich, bevor er mir eine Antwort gab.
»Die Großen Alten«, murmelte er, »sind eine existierende Legende. Sie sind allumfassend und unbegreiflich, denn sie sind das absolut Böse überhaupt.«
»Und Asmodis?« warf ich ein.
Der Engel lächelte spöttisch.
»Wer ist schon Asmodis, wenn man ihn mit den Großen Alten vergleicht…«
Bei dieser fragenden Antwort lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich schloss für Sekunden die Augen.
Asmodis!
Bisher hatte ich ihn für den Größten gehalten. War er vielleicht auch nur eine vorgeschobene Figur? Steckten hinter ihm ganz andere Kräfte?
Mächte, von denen ich nicht einmal zu träumen wagte? Wenn das stimmte und ich Beweise fand, dann gaben sie meinem Leben ganz andere Dimensionen. Dagegen waren Dr. Tod und seine Mordliga direkt ein lächerliches Gespann.
Der Eiserne Engel ahnte, was in mir vorging. Er versuchte mich zu trösten. »Mach dir darüber keine Gedanken«, sagte er, »die Großen Alten ruhen. Bete, dass sie auch weiterhin schlafen werden. Erst wenn all ihre Diener verschwunden sind, dann greifen sie selbst in den Kreislauf der Welt ein.«
Ich nickte.
Legende, Wahrheit, Wirklichkeit! Diese Begriffe mischten sich in meinem Kopf zu einem furiosen Wirbel. Ich kam mir noch kleiner und winziger vor, als ich ohnehin schon war.
Wie sollte das noch alles enden?
»Und gibt es gegen sie denn keine Waffe?« rief ich verzweifelt.
»Ich kenne keine«, hörte ich die Antwort.
»Weiß der Seher nichts?«
»Ja.«
»Und? Hast du mit ihm darüber gesprochen? Du kennst ihn doch. Hast ihn gesehen.«
»Auch er sagt
Weitere Kostenlose Bücher