Alptraum in Atlantis
sie hatten Kugelköpfe. Es waren also Lebewesen, keine Pflanzen.
Schon klatschten sie auf meine Schultern, sie wollten mich wirklich wie ein Netz umspannen.
Und mir wurde die Luft knapp.
Ich schlug in wilder Panik um mich, doch je mehr ich mich anstrengte, um so stärker zogen die anderen zu.
Es war die Hölle.
Schon platzten erste farbige Kreise vor meinen Augen auf, der Anfang vom Ende. Ich verschluckte Luft, stieß sie aus, und die Blasen perlten der Oberfläche entgegen.
Der Kampf wurde einseitiger. Meine Bewegungen erlahmten. Es war abzusehen, wann sie endgültig aufhörten. Dann hatte Atlantis, der versunkene Kontinent, mich geschafft..
Und ich würde mein Grab in der Vergangenheit finden. Aber dann hätte es doch überhaupt keinen John Sinclair geben können – oder?
Diese Gedanken machten mich fast wahnsinnig, und von irgendwoher gelang es mir, noch einmal sämtliche Kräfte zu mobilisieren.
Gib nicht auf, John!
Eine innere Stimme schrie es. Und verdammt, ich gab nicht auf. Ich kämpfte.
Noch einmal warf ich alles, was in meinem Körper steckte, in die Waagschale, wuchtete mich hoch, und trotz der meine Füße umklammernden Lianen gelang es mir, mich aus dem Wasser zu wuchten. Ich hatte die anderen überrascht, mein Kopf tauchte auf, und ich öffnete weit den Mund.
Luft!
Herrliche Luft.
Ich saugte sie ein, fraß sie, keuchte, spuckte, würgte und ich wusste, dass die Gefahr noch längst nicht vorbei war.
Zwei, drei Sekunden vielleicht hatte ich Ruhe, dann rissen die Lianen wieder an meinen Knöcheln. Ich schwamm dagegen an, meine Arme peitschten das Wasser, wühlten es auf.
Blasiger Schaum bildete sich. Auf der Oberfläche und sprühte mir in die Augen – und doch konnte ich gegen die Kraft der anderen nichts machen.
Sie waren stärker.
Ich merkte, wie sich diese schlangenähnlichen Lianen um meine Waden krallten, und jetzt konnte ich ihnen auch nicht mehr widerstehen. Sie zerrten mich zurück.
Im letzten Augenblick jedoch erkannte ich den riesigen Schatten über mir.
Dann wurde ich von der erbarmungslosen Kraft in die Tiefe gezerrt, in das Dunkel des Sees. Ein zweites mal würde mir die spektakuläre Rettungsaktion nicht gelingen, das war mir klar.
Sie kamen von allen Seiten. Ich hatte kaum Platz mich zu bewegen. Mir fehlte ein Messer. Doch woher nehmen? Der silberne Dolch befand sich in London..
Da geschah das Wunder, denn ein anderes Wort fiel mir für die folgenden Ereignisse nicht ein.
Rechts neben mir wurde das Wasser zu einem gewaltigen Strudel aufgewühlt. Plötzlich lösten sich die gefährlichen Klammern. Ich konnte meine Beine wieder bewegen, und et was zerrte an meinen Armen.
Dann riss mich mein Retter aus dem Wasser.
Ich konnte es noch gar nicht richtig glauben, als ich wieder aus dem Wasser tauchte.
Und ich bekam Luft.
Diese herrliche, frische, wunderbare Luft, die in meine schmerzenden Lungen drang. Ich spie Wasser, erbrach mich, würgte und keuchte, aber ich lebte.
Das war die Hauptsache.
Leben! Mein Gott, wie schön es doch war.
Plötzlich spürte ich wieder festeren Boden unter den Füßen und hörte eine mir bekannte Stimme.
»Das war wirklich eine Rettung in letzter Minute!«
Der Eiserne Engel hatte gesprochen. Und er war auch mein großer Retter gewesen.
Ich konnte mich nicht auf den Beinen halten, taumelte zurück und fiel auf den Rücken. Arme und Beine breitete ich aus, um mich erst einmal zu erholen.
Der Eiserne Engel blieb vor mir stehen. Ich konnte zu ihm hochschauen, sah das Glänzen seiner Haut, und er kam mir in diesen Augenblicken wirklich wie ein Schutzengel vor.
Er hatte mich abermals gerettet!
Ich wollte ihm danken, war aber dazu nicht fähig. Ich bekam kein Wort über die Lippen. Nur ein heiseres Krächzen entrang sich meiner malträtierten Kehle.
Das war schlimm…
Wie lange ich auf dem Boden gelegen hatte, wusste ich nicht zu sagen.
Waren es Minuten oder Stunden?
»Ich hätte dich warnen sollen«, sagte der Eiserne Engel, »aber ich habe nicht mehr daran gedacht. Dieser Sumpf steckt voller Heimtücke, und ich musste mich auch um meine Freunde kümmern.«
Ich setzte mich auf und winkte müde ab. »Was redest du da«, sagte ich.
»Du hast wieder mein Leben gerettet, ich werde immer und ewig in deiner Schuld stehen.«
»Es musste sein«, erwiderte er schlicht. »Ich hätte dich auch nicht allein lassen sollen…«
»Was ist mit den Vogelmenschen?« fragte ich.
Da senkte der Eiserne Engel den Kopf und erwiderte: »Es gibt sie
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