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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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ob es richtig war, dass wir miteinander geschlafen haben, Nina, dann lässt du umgekehrt den Schluss zu, dass wir zwei wertlose Menschen sind, die sich einfach nur miteinander vergnügt haben. Zieh deine Hosen an und lauf weg, dann machst du die Sache nur noch schlimmer. Ich glaube, dass wir ernsthaft aneinander interessiert sind, wir haben Gefühle füreinander, sind neugierig aufeinander. Das war ein Teil des gegenseitigen Erforschens und Kennenlernens. Wenn es gut ist, lernt man auch etwas über sich selbst. Wenn die Seele beteiligt ist, wenn Zärtlichkeit, gegenseitiger Respekt und das Bewusstsein von beiderseitigem Verlangen mitschwingen, ist das genug Moral für mich. Entscheide dich, Schätzchen. Es liegt ganz an dir. Du kannst uns von innen her betrachten, dann sind wir Nina Gibson und Travis McGee, reicher und glücklicher, und unser Bewusstsein hat sich erweitert durch diese Nähe, diese seltene Liebe. Du kannst es aber auch von außen betrachten, dann wird aus dir die dumme kleine Pute, die ich gebumst habe, als ich in New York zu tun hatte. Aus mir macht es den grinsenden, augenzwinkernden Playboy McGee. Es macht aus einer bedeutungsvollen Angelegenheit eine schmutzige Affäre.«
    Sie schloss die Augen. Im Schein der Badezimmerlampe wirkte ihr Gesicht klein, blass und unbeweglich. Ihre Hände waren gefaltet. Ihre Wange ruhte immer noch auf den runden Knien. Es ist eine der liebenswerten, klassisch weiblichen Posen.
    Sie machte die Augen auf und meinte: »Ich glaube, das kann ich akzeptieren, wenn ich mich bemühe. Aber du musst Geduld haben. Ich habe eine Menge verkrusteter, konservativer Vorstellungen von solchen Dingen. Ich weiß noch nicht einmal, weshalb ich dich verführen wollte. Ich kam mir schrecklich verdorben und verwegen vor. Wenn ich dir jetzt etwas sage, versprichst du mir, es nicht falsch zu verstehen?«
    »In Ordnung.«
    »Ich liebe dich. Und ich will nicht wieder etwas gutmachen. Oder Ansprüche anmelden. Oder etwas erzwingen.«
    »Danke, Nina.«
    Sie lächelte. »Das war das einzig Richtige, was du hättest sagen dürfen. Gern geschehen. Liebe ist ein Geschenk, kein Geschäft. Das muss man erst lernen, schätze ich. Aber was hast du von mir lernen können?«
    »Dass eine Sechzig-Zentimeter-Taille etwas Entzückendes ist.«
    »Mach bitte keine Witze.«
    »Ich habe gelernt, dass ich älter werde.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du hast etwas besonders Süßes an dir, Nina, das ich nicht identifizieren konnte. Eine traurige, förmliche, rituelle Süße. Es wurde fast eine Art Liebeszeremonie.«
    »Ein bisschen habe ich das auch so empfunden, Liebling.«
    »Und dann war da noch dieses merkwürdige Gefühl der Vertrautheit, ein Gefühl, das mich nie loslässt. Jetzt weiß ich, warum es so etwas Besonderes war. Ich hatte wieder das komische Gefühl, dass du mein allerletztes, bittersüßes Mädchen sein könntest, dass ich zum letzten Mal ein Mädchen kennen lerne, das von dieser unverbrauchten Aura von Unschuld umgeben ist, von beinahe kindlichem Erstaunen, von solcher Intensität. Ich habe gespürt, dass du noch so viel Leben vor dir hast und dass ich schon so viel von meinem aufgebraucht habe.«
    »Sag das nicht«, flüsterte sie. »Ich möchte, dass du glücklich mit mir bist.«
    »Das bin ich. Ich bereue überhaupt nichts. Vielleicht empfindet man Freude umso stärker, wenn es gewisse Einschränkungen gibt.«
    »Liebling, ich komme mir nicht vor wie ein Kind und auch nicht unschuldig, und, weiß Gott, ich bin weit davon entfernt, mich nicht benutzt zu fühlen. Sei nicht so überheblich. Ich betrachte mich wirklich als erwachsen. Ich verdiene einhundertundsechzig Dollar die Woche. Ich habe den Mann zu Grabe getragen, den ich heiraten wollte. Ich war kein ängstliches kleines Mädchen, oder? Ich mache Liebe wie eine erwachsene Frau. Mach mich bitte nicht zu dem symbolische Mädchen, das in einem traurigen Stück spielt, das von McGee handelt. Wie du gesagt hast, ich bin Nina Gibson. Wenn ich typisch bin, dann nur für mich selbst. Zeremonie? Ich nehme an, ich bin froh, dass es etwas Zeremonielles für uns beide hatte. Aber keine Krokodilstränen, liebster Trav. Und, falls das nicht zu verrückt klingt, würde ich gerne zu dieser Party gehen. Ich will etwas Abstand zwischen uns bringen. Ich brauche Zeit zum Nachdenken.«
    »Sicher.«
    Sie beugte sich vor, küsste mich und stand auf. Sie schaute mich an. Der Lichtstrahl berührte die äußere Seite meines rechten Schenkels und schien auf die

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