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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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richtete sie auf und gab ihr einen kleinen Stoß. »Nun hör doch auf, Nina, verdammt, hör doch mal eine Minute damit auf!«
    »Oh, Mann«, sagte sie. »Diese ganze moralische Tour. Die kleine Schwester. Erst erzählst du mir so viel von gewagten Spielen, das bringt ein Mädchen ganz durcheinander.
    Du glaubst wahrscheinlich, es sei gemein, hierher zu kommen und dich um mich zu kümmern und dich dann so ganz anders um mich zu kümmern, was? Aber es gibt noch ganz andere gemeine Dinge. Es ist auch irgendwie gemein, dass du so stocksteif bist und ich mir billig und aufdringlich Vorkommen muss.«
    »Werd nicht sauer.«
    »Ich werde fast verrückt, weil ich nicht heulen will. Ich meine, du bist so in diese Rolle verrannt, die du spielen sollst. Mein Gott, vielleicht bin ich ja die kleine Schwester, aber ich bin auch eine erwachsene Frau, Trav. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich gegen einige Türen gerannt bin und mir manches blaue Auge eingefangen habe. Ich habe eine katastrophale Ehe hinter mir, die sehr schnell annulliert wurde. Aber du hast meinem Bruder so eine Art Pfadfinderschwur geleistet, und ... Jetzt komme ich mir ganz gedemütigt vor und ... Verdammt, verschwinde hier!«
    Ich lachte und nahm sie in die Arme. Sie japste und zappelte und bewies damit, dass der kostbare Augenblick vorüber war, zum Teufel damit, und dass wir diese Situation nicht noch einmal herbeiführen könnten, dass alles verdorben war, usw. usw. Ich verschloss ihr den Mund, und jedes Mal, wenn sie wieder anfing zu reden, geschah dies mit etwas weniger Überzeugung, und schließlich stand sie gefügig da, zitterte und atmete tief und keuchend ein, den starken, hellhäutigen Hals nach vorne gebeugt, während ich mit ungeschickten Fingern den kleinen Haken aus der Öse am Rücken ihres Kleides löste und den Reißverschluss aufzog. »Das ist v-v-verrückt«, flüsterte sie. Ich sagte ihr, das sei es tatsächlich. Ich entschuldigte mich stumm beim großen Bruder. Ich bat ihn, es mir anzurechnen, dass ich es wenigstens versucht hatte.

    Und danach kam diese süße, berauschende Zeit der Ruhe, als wir völlig entspannt im Halbschlaf nebeneinander lagen. Das einzige Licht war ein schmaler Lichtkegel, der aus der offenen Badezimmertür schien. In diesem Moment hat man keine Geheimnisse mehr voreinander, und die Zeit bewegt sich langsam wie in einer Welt unter Wasser. Sie lag auf mir und hatte ihren Körper so auf mir verteilt, dass sie kein Gewicht zu haben schien. Den dunklen Lockenkopf hatte sie unter mein Kinn geschoben, die Hände waren unter meinen Schulterblättern verschränkt, die runden Brüste flach gegen mich gedrückt, die erschöpften Lenden rittlings über meinem rechten Schenkel, nicht mehr als ein Federgewicht.
    Von Zeit zu Zeit atmete sie tief ein, stieß die Luft wieder aus und schickte kleine Hitzewellen gegen meinen Hals. Mit geschlossenen Augen streichelte ich langsam und sanft die Konturen ihres Rückens, von der feuchten Wärme ihrer Schultern bis hinunter zu der trockenen Kühle des Rückenansatzes, jener tiefen Senke, wo sie so schmal gebaut war wie ein Kind, dann über die anschwellenden Hüften, die beim Berühren mehr hergaben als beim Hinsehen. Wenn ich meine Hand wieder nach oben zog und damit flach und etwas stärker gegen die Kuhle am Poansatz drückte, löste das eine reflexartige Bewegung ihrer Hüften aus, ein leichtes Zusammenziehen ihrer Finger, ein beschleunigtes Atmen, all das nur ein verklingendes Echo dessen, was vorher geschehen war.
    Ich empfand eine alberne Genugtuung darüber, dass ich so viel für sie getan hatte. Trotz all der physischen Anziehungskraft, die wir füreinander empfanden, hatte es etwas von der Unbeholfenheit des ersten Males gehabt. Ich hatte am Anfang das Gefühl, es mit einer Fremden zu tun zu haben, so, als ob ich alles erst erlernen, erraten müsste. Und so hätte es eigentlich auch halbherzig und zögerlich weitergehen müssen. Hinterher wäre es uns dann beiden ein dringendes Bedürfnis gewesen, uns gegenseitig gut zuzusprechen. Aber mittendrin fügte sich plötzlich alles, wurde gleichmäßiger, und wir fühlten beide tiefer. Sie war keine dieser sagenumwobenen Frauen, die in Ekstase verfallen und ihre Klauen einsetzen. Auf einmal kannten wir uns beide schon seit tausend Jahren, es gab keine Distanz mehr, und wir fanden einen tiefen, einfachen, kraftvollen Rhythmus, der sie immer wieder erlöste, bis sie einen anhaltenden Höhepunkt erreichte, einen einzigen, lang

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