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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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aufgewacht?«
    »Vor fünf Minuten. Und ich nehme gleich ein langes, dampfendes Bad und wasche mir die Haare.«
    Ich erzählte ihr, dass Terry angerufen hatte, aber verschwieg ihr den Vorschlag, den Terry in Bezug auf Bonita Hersch gemacht hatte.
    Sie war enttäuscht. Ich versprach ihr, so schnell wie möglich zu kommen.

    Ich blieb im Foyer des Hotels stehen und schaute in die Brunch-Ecke. Einige Tische waren schon abgeräumt. Sie saßen an einem Tisch an der rechten Wand. Terry entdeckte mich und winkte. Sie trug ein saloppes Tweedkostüm mit einem kleinen braunen Hut und sah schick und ganz gelassen aus.
    Als ich auf den Tisch zuging, schaute ich mir die andere Frau an. Ihre Haltung wirkte verkrampft. Sie hatte ein schwarzes Kleid an. Ihre Pelzstola hing über der Stuhllehne. Sie trug einen ziemlich verschnörkelten Hut, und die goldblonden Haare waren sorgfältig toupiert. Aus der Entfernung sah sie Grace Kelly verblüffend ähnlich. Aber als ich näher an den Tisch kam, bemerkte ich, dass ihre Haut rauer war, ihre Gesichtszüge ein wenig schwerer. Sie sah aus wie um die dreißig.
    Ein Kellner brachte schnell einen weiteren Stuhl. »Hallo, Liebling«, krächzte Terry. »Meine liebe Bonita, das ist Travis McGee. Trav, das ist Miss Bonita Hersch. Du kommst ein paar Minuten zu spät, Liebling.«
    »Tut mir Leid.«
    Sie lächelte mich boshaft an. »Du bist nicht allzu aufmerksam, mein Lieber. Ich hoffe doch, du langweilst dich nicht mit mir.«
    »Du kannst mir nicht langweilig werden, Terry«, sagte ich und bat den Kellner, mir Kaffee zu bringen.
    »Sieht er nicht gut aus, Bonita? Schauen Sie sich diese breiten Schultern an. Aber er ist in Wahrheit schrecklich anständig und einfallslos und auch ein kleines bisschen dumm.«
    »Lass gut sein, Terry.«
    »Mein Gott, ist das ein Befehl? Ist er nicht gebieterisch heute? Vielleicht langweilst du mich.«
    »Hör auf damit, Terry, um Himmels willen.«
    »Bring ich dich etwa in Verlegenheit, Trav? Ach, du meine Güte! Ist es nicht erstaunlich, dass es mit Freunden von Freundinnen nie so richtig klappt? Wenn ich Bunny das nächste Mal sehe, werde ich ihr berichten, dass du dir ganz bestimmt deine Vorschusslorbeeren verdient hast, aber bei kaltem Tageslicht betrachtet, bist du doch eine ziemliche Enttäuschung.« Sie nahm Handtasche und Zigaretten an sich, stand auf und schaute uns mit ihrem schmallippigen Affenlächeln an. Ich erhob mich langsam.
    »Ach, bleib ruhig hier, mein Lieber. Warte auf deinen Kaffee und unterhalte dich nett mit Bonita. Ihr kommt bestimmt blendend miteinander aus. Sie ist eine miese kleine Tippse, die sich einbildet, sie würde den Mann meiner Schwester heiraten, die Arme. Auf ihre plumpe Art ist sie ganz sexy, findest du nicht? Viel Spaß noch, meine Lieben.«
    Sie ging davon, lächelte Freunden zu und schritt mit schnellen, kräftigen und jugendhaften Schritten aus der Halle.
    »Was für eine unglaublich schreckliche Frau«, sagte Bonita mit zitternder Stimme. »So hat noch niemand mit mir geredet.«
    Ich schaute mir Bonita Hersch genauer an. Sie war beinahe zu perfekt zurechtgemacht. Jedes einzelne goldene Haar saß an seinem Platz. Ihre hellen graublauen Augen wirkten kalt. Eine sehr schmale Oberlippe und eine dicke, wulstige Unterlippe überdeckte sie mit Lippenstift. Ihre Hände waren breit und ziemlich klobig, und sie hatte kurze, fleischige Finger.
    »Sie war Ihnen gegenüber sehr ausfallend, Miss Hersch.«
    »Sie hat mich hierher eingeladen.«
    »Dann ist das alles unverzeihlich.«
    »Ganz bestimmt. Und sie hat alles falsch verstanden. Es ist alles gar nicht ... gar nicht so, wie sie behauptet hat. Kennen Sie sie gut?«
    »Nicht sonderlich. Jemand hat mich gebeten, sie zu besuchen. Sie ist eine sehr verwöhnte Frau, Miss Hersch.«
    »Ich will gar nicht erst wissen, warum sie so hässlich zu mir war.« Jetzt lag etwas mehr Bestimmtheit und Autorität in ihrer Stimme, aber es war dennoch keine volltönende Stimme. Sie klang verhalten und vertraulich.
    »Vergessen wir Terry Drummond. Ich brauche diesen Kaffee nicht. Vielleicht können wir woanders hingehen, und ich lade Sie auf einen Drink ein?«
    Sie schaute mich abschätzend an. Die Zungenspitze blitzte kurz pink in ihrem Mundwinkel auf. Sie schaute auf eine kleine, juwelenbesetzte Uhr, indem sie den Zierdeckel mit dem Daumennagel anhob. »Das wäre sehr nett, Mr. McGee.«
    »Prima«, sagte ich, stand auf und stellte mich hinter ihren Stuhl. Sie erhob sich, trat vom Tisch zurück und wartete,

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