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Alptraum-Sommer

Alptraum-Sommer

Titel: Alptraum-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gestützt. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie er einige Male den Kopf schüttelte.
    »Was hast du?«
    »Ich fühle mich wie gerädert und habe schreckliche Kopfschmerzen. Vielleicht hilft mir eine Dusche.« Er stemmte sich mit müden Bewegungen hoch. So kannte ich ihn nicht. Suko war zumeist agil oder zumindest gut drauf. Die letzte Nacht hatte bei ihm Spuren hinterlassen, was mir gar nicht gefiel, doch auch mir ging es nicht besser. Ich fühlte mich ebenfalls wie gerädert und fragte mich inzwischen, ob das nicht schon der erste Angriff auf uns war.
    Im Boot gab es eine Dusche, die Wassermenge jedoch war begrenzt, so daß wir mit dem Wasser haushalten mußten. Ich kroch aus der Koje, hörte Sukos Schimpfen über die Enge der Kabine und betrat wieder das Deck.
    Strahlende Helligkeit überfiel mich. Die Umgebung schien in der Morgensonne regelrecht explodiert zu sein. Ich trug leider keine Sonnenbrille und mußte meine Augen vor der strahlenden Kraft der Sonne mit der Hand schützen.
    Der Fluß sah anders aus. Nicht mehr so dunkel, sondern glitzernd, als wäre er mit Edelsteinen bestreut worden.
    Der Wald am anderen Ufer sah aus wie eine Masse aus Knetgummi, durch die Farben in einem unterschiedlichen Grün schimmerten. Von sehr hell – fast golden – bis zu einem satten dunklen Grün, das bereits einen Stich ins Schwarze bekommen hatte.
    Unter dieser Helligkeit liegend, hätte mir der Wald eigentlich einladend und freundlich vorkommen müssen. Das war er nicht. Selbst jetzt sah er aus wie eine Warnung, erinnerte mich mehr an einen dichten Dschungel, dessen Ausläufer bis an den Rand des Ufers wuchsen und sogar noch darüber hinweg, denn manche Arme irgendwelcher Sträucher und Ranken schwebten über dem Wasser. Unter ihnen hatten sich düstere Tunnel gebildet, die dort endeten, wo die mächtigen Wurzeln der Bäume in das Erdreich hineingriffen und teilweise sogar aus ihm hervorschauten wie bleiche Arme mit kralligen Fingern, vergleichbar mit dem Mangrovenwald in den tropischen Regionen.
    Das also war Mandragoros neues Reich.
    Aber nicht nur an dieser Uferregion, auch hinter mir, wo sich der kleine Ort Berris an den Fluß schmiegte, hatte er seine Spuren bei den Menschen hinterlassen.
    Wenn ich ein Fazit ziehen wollte, mußte ich davon ausgehen, daß hier alles viel üppiger wucherte und wuchs als in einer vergleichbaren Region.
    Das war also kein normaler Wald. Hier hatte sich etwas verändert, und Mandragoro war daran nicht unschuldig.
    Ich war gespannt, was uns der Tag bringen würde.
    Suko rief nach mir. Die kleine Dusche war jetzt frei. »Fühlst du dich jetzt besser?« fragte ich ihn.
    »Nur äußerlich.«
    »Was ist mit deinem Innern?«
    »Kann ich dir nicht sagen, John. Jedenfalls nicht zum Jubeln.« Er grinste schief und wandte sich ab.
    Ich kam mit dem Rest des Wassers genau aus und atmete einige Male tief durch, als ich wieder das Deck betrat. Die frische Kleidung hatte ich übergestreift. Das Jackett war zwar zu warm, doch in Hemd und Hose konnte ich nicht gehen, weil ein jeder sonst meine Waffe entdeckt hätte.
    Suko stand an der Reling und schaute auf die Anlegestelle. Da wir am Rand festgemacht hatten, herrschte hier kaum Betrieb. Auf den beiden Nachbarbooten war niemand zu sehen.
    »Ich habe sogar Hunger, John.«
    »Dann geht es dir wieder gut.«
    »Manchmal trügt auch der Schein.«
    »Wie du willst.«
    »Wo sollen wir etwas essen?«
    »Drüben im Ort. Vielleicht wird man uns da etwas erzählen, wenn wir geschickt genug fragen.«
    »Das werden die drei Verschwundenen auch getan haben«, gab ich zu bedenken und betrat den schmalen Holzsteg, der als Sicherheit zwischen der Kaimauer und unserem Boot angelegt worden war. Das Holz bewegte sich leicht unter meinen Füßen, gab aber nicht nach.
    Wir standen allein auf dem Kai. Etwa fünfzig Yard weiter erhob sich ein kleines Holzhaus, das mit all dem vollgepackt worden war, was Angler und Bootsfahrer so brauchten. Ein weißbärtiger Mann war dabei, Getränkekisten vor dem Haus aufzubauen.
    Durch die frühe Uhrzeit herrschte kaum Betrieb. Auch wir wollten es langsam angehen lassen und versuchten, uns wie Touristen zu benehmen. Den Anfang machten wir bei dem Mann.
    Als er unsere Schritte hörte, stellte er schnell eine Kiste ab und drehte sich um. So alt war er noch nicht, der Bart hatte, aus der Distanz gesehen, getäuscht.
    »Hi«, grüßte er und nickte.
    Wir grüßten zurück.
    »Schöner Tag heute, nicht?«
    »Klar, Mister.« Er grinste mich an. »Ein

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