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Alptraum-Sommer

Alptraum-Sommer

Titel: Alptraum-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gewichen, es hatte sich nur verändert, war weicher und durchlässiger geworden. Nicht mehr dornenbewehrte Zweige kratzten an Sukos Kleidung oder glitten über die Haut hinweg, sondern etwas Weiches, Fleischiges streifte ihn wie eine behandschuhte Hand, die ihn streicheln wollte.
    Es waren nur Farne und Gräser, die so unwahrscheinlich in die Höhe wuchsen.
    Er schaute nach rechts.
    Dort war es etwas dunkler, weil hohe Büsche eine gewisse Insel bildeten. Sie besaßen an ihrem oberen Ende eine sehr breite, kelchartige Form, als wollten sie Regenwasser in sich aufnehmen und es für längere Zeit verwahren. War das der Ort, wo sich alles traf und die Rätsel einer Lösung entgegenstrebten?
    Suko kam nicht mehr dazu, sich Gedanken darüber zu machen, denn er hörte wieder das seltsame Geräusch.
    Diesmal links von ihm, auch lauter. Es hatte sogar einen gefährlichen Klang bekommen.
    Er drehte sich.
    Im selben Augenblick erhob sich etwas Großes, Halbrundes und gleichzeitig Kompaktes nicht weit entfernt. Ein Zischen erklang. Es hörte sich an, als würde Gas aus einer Stahlflasche strömen.
    Suko sprang zur Seite, er duckte sich, und das war sein Glück. Kaum eine Armlänge von ihm entfernt, rammte etwas in den Boden, das zitternd steckenblieb und wie eine helle Gummilanze aussah.
    Leider war es das nicht.
    Suko hütete sich, den Gegenstand zu berühren. Er dachte auch an den dunklen Körper, den er gesehen hatte und wußte, daß diese angebliche Lanze das klebrige Netzteil einer Riesenspinne war…
    ***
    Kelly war nicht nur wenig überrascht, als er die Anordnung hörte, daß er sich ausziehen sollte. Sein Blick flackerte, er bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen, aber er traute sich nicht, seinen Begleiter noch einmal zu fragen.
    Das Erdmännchen lächelte ihn an.
    Kelly spürte eine ungewöhnliche Vertrautheit zwischen ihm und dem Kleinen. Sie hatte sich in den letzten Minuten aufgebaut, sie war einfach da, sie würde auch nicht vergehen, weil Kelly wußte, daß er und dieses kleine Wesen nicht nur zusammengehörten, sondern auch so etwas wie verwandt miteinander waren.
    »Bitte, Kelly…«
    Er nickte. »Soll ich mich ganz ausziehen?«
    »Nein, du kannst deine Unterhose anbehalten.«
    »Ja, gern.« Wie komisch das alles klang. Mußte man sich so verhalten, wenn man seine Prinzessin finden wollte? Daran erinnerte er sich nicht mehr, das war früher, vor mehr als hundert Jahren, nicht so gewesen. Er hätte sich bestimmt daran erinnert.
    »Bitte!« flüsterte der Alraunenbalg.
    »Ja, danke. Ich danke dir. Ich weiß doch, daß du es gut mit mir meinst«, erwiderte er leise.
    Dann fing er an.
    Das Licht hüllte ihn ein. Er konnte nicht den Kopf heben und in die Sonne schauen. Die Strahlen waren einfach zu stark. Sie blendeten ihn, sie drückten wie grelle Gewichte gegen seine Augen. Was damals sein Ende gefunden hatte, würde heute wieder zurückkehren. Er hatte schon immer gewußt, daß es nur ein vorläufiges Ende war. Viele waren ja etwas Besonderes, und er gehörte zu ihnen, nur hatte er den Weg zu den Menschen gefunden, im Gegensatz zu all den anderen. Vielleicht war er sogar der einzige, der nun auf die ihm vorgeschriebene Vermählung mit der Prinzessin wartete, obwohl er ein Kind war und kein Erwachsener.
    Die Schuhe streifte er ab, zog seine Socken aus und griff nach dem Rand des dünnen T-Shirts. Auch dieses Hemd fand seinen Weg über den Kopf hinweg. Dann folgte die lange Hose. Er stieg aus ihr hervor und stand, nur mit der Unterhose bekleidet, neben dem fleischigen, mit dicken Blüten bewachsenen Gebüsch.
    Es kam ihm so weich vor wie ein Bett. Die bunten Blumen strahlten einen wunderschönen süßen Duft aus, der von ihm eingesaugt wurde, so daß er sich danach so leicht fühlte. Wie jemand, der jeden Augenblick wegfliegen würde, ohne sich erst in ein Insekt verwandeln zu müssen.
    Er schaute den Schmetterlingen nach, die in seiner Nähe tanzten. Sie kamen ihm plötzlich wie gute Freunde vor, als sie mit taumelnden Bewegungen durch die Luft flatterten.
    Sie liebten den Duft der Blüten und huschten manchmal mit lautlosen Flügelschlägen über sie hinweg.
    Der Wichtelmann stand neben ihm. Er hielt seinen Körper gereckt, das kleine Gesicht dem Jungen zugewandt und nickte ihm aufmunternd zu.
    »Das ist dein Platz, Kelly, wir haben ihn für dich ausgesucht. Hier wirst du dein Glück finden.«
    Kelly fror plötzlich trotz der Wärme. Allerdings nur für einen winzigen Augenblick, dann hatte er sich wieder

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